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Durban (Südafrika)

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Die Saunders Avenue im Stadtteil Isipingo liegt südwestlich der City von Durban. Von dort ist die Entfernung zum King Shaka International Airport noch akzeptabel, ein Autobahnanschluss rundet die günstige Lage ab. Es ist ein Villenvorort, der aber nicht zur Übertreibung neigt. Gediegene Häuser und Apartmenthäuser, eben das, was Pierce als Basis auf der Südhälfte der Erde braucht. Eine unauffällige Tätigkeit als Handelsvertreter einer Software-Entwicklungsfirma für Verwaltungsanwen-dungen mit Sitz in London erklärt viele Reisen, und Fragen nach seiner Tätigkeit werden kaum gestellt. Manchmal ist Pierce für längere Zeit auf Reisen, die Nachbarn haben sich daran gewöhnt, das Verhältnis zu ihnen ist freundschaftlich, aber distanziert. Die gekaufte Wohnung in der Villenanlage ist schlicht eingerichtet, Pierce übernahm sie möbliert und veränderte nur wenig.

„Hey Pierce, ein kleines Bier haben wir uns doch verdient, oder?“ Brodney, der wie Pierce den ganzen Nachmittag im Garten der Anlage Pflanzen beschnitten hatte, möchte den Feierabend einleiten. Für Pierce ist die Gartenarbeit mehr als nur Entspannung. Mit Freude beobachtet er die Natur, betrachtet Pflanzen wie sie wachsen, in ihrer Pracht blühen und wieder eingehen. Es ist wie in einem Menschenleben, manchmal wird nachgeholfen, genau wie in der Natur. Pierce sieht seinen Job in dieser Welt als Menschengärtner, es gibt Verhältnisse, die neu geordnet werden müssen, so wie in einem Blumenbeet.

„Brodney, ich mache hier nur noch diese Reihe fertig, dann bin ich bei dir.“

Brodney hat als Soldat bei der britischen Royal Navy gedient, jetzt ist er pensioniert und verbringt einen Teil des Jahres mit seiner Frau in Südafrika. Pierce stammt aus Detroit, über seine Zeit bei einer Einheit der US Special Operations Forces gibt er dem alten Brodney nur wenig und verändert Auskunft, obwohl dieser immer wieder neugierige Fragen stellt, man sei ja schließlich ein enger Verbündeter, und zudem arbeitet Pierce für ein englisches Unternehmen.

„Hier Kamerad, das ist so eiskalt, damit kannst du einen Eskimo noch verblüffen. Haben die bei euch auch in der Army gekämpft?“

„Danke Brodney, na klar, die Jungs gehören doch zur USA, das weißt du doch.“

„Na, wie waren die drauf?“

Pierce spürt das sanfte Brummen seines Mobiltelefons in seinen Khaki-Shorts.

„Sorry, da möchte jemand etwas von mir“, erklärt er Brodney und zieht das Gerät heraus.

„Pl02jslkB23 2903“

Die SMS enthält nur diese Ziffernfolge. Pierce kennt den Absender, es ist Caiden, der einzige Auftraggeber, den er persönlich kennt. Niemals hatte er bisher Kontakt zu seinen Kunden. Doch Caidens und seine Wege trafen sich, als beide in ihren Geschäften noch nicht zu den Besten zählten. Pierce suchte damals ein neues Betätigungsfeld, in dem er seine Talente neu einsetzen konnte. Heute verflucht sich Pierce dafür, dass ein Mensch auf dieser Welt weiß, dass er nicht Pierce heißt und welches wirklich sein Geschäftsfeld ist.

„Es riecht nach Arbeit, nicht wahr du alter Profigärtner?“

„Ja, ich werde morgen abreisen, es gibt ein Problem bei einem Kunden mit seiner Software.“

Pierce lässt das Gespräch mit Brodney langsam aber bestimmt auslaufen, beendet es und verabschiedet sich.

„Ich wünsche euch eine schöne Zeit hier, ich muss noch einige Vorbereitungen treffen, mein Job soll professionell erledigt werden.“

Der Code „Pl02jslkB23 2903“ beruht auf einem System, dass nur sehr wenige Verbindungsleute auf der Welt kennen. Und Pierce ändert ihn in unregelmäßigen Abständen. Sicherheit ist alles, ganz besonders bei diesem Beruf. Die Ziffern bedeuten: Neuer Auftrag, Dringlichkeitsstufe bis drei Wochen, Details hinterlegt in Singapur, Bukit Brown Cemetery, Grabnummer.

Pierce sollte diesen Übergabeort für zukünftige Aufträge baldigst ändern. Hier heißt es: Dreißig Zentimeter hinter dem benannten Grab findet er in zwanzig Zentimeter Tiefe ein zusammengerolltes und eingeschweißtes Dokument mit Informationen zur Zielperson und dem Ort. Caiden wird alles perfekt und unauffällig abgelegt haben, der Job kann beginnen. Und er wird auch schon die Anzahlung auf seinem Konto haben, Caiden hält sich penibelst an die Regeln. Ein Blick mit dem Tablet auf sein Cayman-Konto bestätigt seine Annahme: 100.000 US-Dollar, Eingang gestern.

Irma

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