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Mittwoch, 31. Januar 2001

David sah, wie die Eingangstür sich öffnete. Carol Carranza trat ein.

»Hallo, Frau Doktor«, sagte er. »Angela ist kurz rausgegangen. Setzen Sie sich doch.«

»Danke«, sagte die Ärztin.

David beobachtete sie, während sie geistesabwesend die Fische betrachtete. Gesträhnte Haare, schulterlang, hübsch und glänzend, aber etliche Monate nicht mehr nachgefärbt. Graue Fäden hier und da. Er wusste alles über den Krankenhausfall, so wie alle anderen auch – es war ihr gutes Recht, graue Strähnen zu haben.

Sie ließ einen Finger langsam am Glas entlanggleiten, versuchte, die Aufmerksamkeit der Fische zu gewinnen. David dachte, dass sie untypische Hände hatte. Sie wirkten weich und feminin, keineswegs rissig und abgearbeitet. Nun ja, das konnte nicht weiter überraschen. Das Krankenhaus gab ihr kaum etwas zu tun. Schweine.

Fünf Minuten vergingen, dann zehn. Carol fragte: »Haben Sie gesagt, Angela sei rausgegangen? Wir waren um zwölf verabredet.«

»Ach«, erwiderte David. »Das ist nur die offizielle Sprachregelung. Man darf ja nicht sagen, dass jemand pinkeln gegangen ist.«

»Sie war die ganze Zeit über auf der Toilette? Ich sehe mal nach ihr.«

Carol ging durch den Flur und machte die Tür zur Damentoilette auf. Zunächst sah es so aus, als sei niemand da. Carol runzelte die Stirn.

»Angela? Sind Sie hier?«

Dann ließ sie den Blick an den Kabinen entlanggleiten und fing an zu schreien. Ihre Rechtsanwältin lag auf dem Boden, zu zwei Dritteln noch innerhalb einer Kabine. Sie hatte die Augen geschlossen, und auf den Fliesen unter ihrem geöffneten Mund war Blut zu sehen.

Ohne jede Schuld / Vor aller Augen

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