Читать книгу Verschenke kleine Sonnenstrahlen - Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski - Страница 10

Unter einem Dach

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Fürsorglich wie eine Glucke sitzt das spitze Satteldach auf den stabilen Steinmauern des Einfamilienhauses. Es schützt vor Regen, Sonne, Wind und Kälte.


In dem rostroten Wohnhaus leben drei Generationen dicht beieinander. Die hoch betagte Großmutter hält sich vormittags gerne in der hellen wohnlichen Küche auf. Mit ausdauerndem Fleiß hilft sie ihrer zwanzig Jahre jüngeren Tochter bei den umfangreichen Vorbereitungen für das Mittagessen der Großfamilie. Kartoffeln schälen und Gemüse putzen sind Tätigkeiten, die die alte Dame bequem im Sitzen erledigt. So spürt sie täglich neu, dass sie noch gebraucht wird. Und während die beiden Frauen sich angeregt unterhalten, merkt die Ältere manchmal gar nicht, wie schnell sich der Kartoffeltopf füllt. „Mutter, magst du noch die Äpfel für den Blechkuchen schälen?“, fragt die tüchtige Bäckerin. „Ja, natürlich selbstverständlich, du weißt doch, wie gerne wir alle deinen saftigen Apfelkuchen essen.“ Charlotte streichelt ihrer Mutter schnell und zart zugleich mit ihrer bemehlten Hand die Wange. Diese zwischenmenschliche Wärme liebkost die Seelen der beiden Frauen.

Mittags bringt die erwachsene blonde Enkeltochter ihre fröhliche Stimmung aus dem Kindergarten als erfrischende Vorspeise zum Mittagessen mit an den runden Familientisch. Die vitale Großmutter, die schon immer ein großes Herz für Kinder hatte, interessiert sich auch heute noch für die Arbeit der jungen Kindergärtnerin. Und Anna wird so alle Freuden und auch Nöte los, die die Kinder ihr bereiten. Der einzige Mann im Hause, der den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet hat, setzt sich körperlich erschöpft und sehr hungrig auf seinen Platz. Still genießt der betagte Familienvater das intensive Gespräch zwischen seiner aufgeschlossenen Schwiegermutter und seiner jüngsten Tochter. Bevor sich alle von den dampfenden selbst geernteten Kartoffeln auffüllen, spricht der Hausherr dankbar ein Tischgebet.

Dorothea fährt ihren Kleinwagen in die Garage. „Für heute mal wieder geschafft“, mit diesem Seufzer der Erleichterung auf den jungen Lippen, kuschelt sich die ältere Tochter in die behagliche Atmosphäre ihrer Großfamilie. Die engagierte Altenpflegerin lässt alles, was sie im harten Schichtdienst beschwert, von sich abfallen. Die Eltern und auch die Großmutter haben wunderbar zuhörende Ohren. Nur wenn Dorothea ausreichend abladen darf, kann sie am nächsten Tag wieder fröhlich in ihren schweren Dienst fahren. Die junge Frau wird nämlich auch immer wieder mit dem Tod alter Menschen konfrontiert, die sie oftmals über Monate oder sogar über Jahre hinweg gepflegt hat. Auch dabei hilft ihr ihre verständnisvolle Familie, die nach dem christlichen Leitsatz lebt: „Einer trage des anderen Last.“

Obwohl die kleine zarte Großmutter zwei gemütliche Zimmer für sich alleine hat, benutzt sie eigentlich nur das eine zum Schlafen. Viel lieber sitzt sie auch abends noch mit dem Strickzeug beschäftigt, so mitten in dem behaglichen großen Wohnzimmer, das der Treffpunkt aller Familienmitglieder ist. „Großmutter, kann ich mit deiner Hilfe rechnen, wenn ich für unser Fest im Kindergarten so viel Tischschmuck zu basteln habe?“ Diese gezielte Frage kommt von der jüngsten Enkeltochter ganz spontan. Bevor die emsige Strickerin antworten kann, präsentiert Mutter Charlotte einen Vorschlag. Wir können doch alle zusammen einen Abend mit Anna basteln?“ Sogar Vater Christof stimmt dafür. Eine Woche später schneiden zehn fleißige Hände buntes Tonpapier, kleben Blumen und Schmetterlinge auf Tischkarten, und Anna erzählt kleine frohe Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag im Kindergarten. Unter der schönen alten Tischlampe wird an diesem Abend besonders viel gelacht. Vier Frauenstimmen werden von einer kräftigen Männerstimme beim Abendliedersingen unterstützt. So lassen sie den Tag gemeinsam harmonisch ausklingen.

Vater Christoph wird von einer Bekannten nach dem Geheimnis seiner heilen Familie gefragt. „Christoph, wie kommt es, dass ihr so friedlich miteinander unter einem Dach lebt? Ihr seid doch immerhin fünf erwachsene Menschen aus drei verschiedenen Generationen.“ Der lebenserfahrene Mann mit den gütigen Augen, denkt ein wenig nach und antwortet dann ruhig und offen. „Doch es gibt auch bei uns immer wieder mal Meinungsverschiedenheiten, es fällt auch mal ein hartes Wort, es kommt auch vor, dass eine Tür heftig zugeschlagen wird, und die Töchter lassen manchmal der Großmutter gegenüber Aggressionen ab. Aber wir vertragen uns schnell wieder, wir entschuldigen uns auch, wenn wir merken, dass wir dem anderen wehgetan haben. Wir nehmen meistens auch aufeinander Rücksicht. Trotzdem werden auch wir aneinander schuldig. Doch ich glaube, dass wir drei Älteren jeden neuen Tag mit der Tageslosung beginnen, das wirkt sich segensreich für uns alle aus. Wir sitzen gemeinsam im Haus unseres Glaubens, das uns schützt wie ein gutes Dach, welches uns trägt auf einem starken verlässlichen Fundament.“


Verschenke kleine Sonnenstrahlen

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