Читать книгу Verschenke kleine Sonnenstrahlen - Monica Maria Mieck – Herausgeber Jürgen Ruszkowski - Страница 6

Freudensprünge

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Fast jeden Tag ist der ältere Herr mit seinem Fahrrad unterwegs. Oftmals treffe ich den ruhigen Naturburschen, wenn er durch das weitläufige Waldgebiet fährt. Dieser Ruheständler genießt seine Freiheit in vollen Zügen. Er war niemals verheiratet und ist vielleicht deshalb so verschlossen. Vielleicht haben diesen Mann Menschen auch zu sehr enttäuscht.


Aber er ist ein Tierliebhaber und beobachtet von seinem Drahtesel aus, wenn sich ein scheues Reh äsend an einem Waldrand zeigt. Dann verweilt er, um diesen seltenen Augenblick zu genießen. Auf einer gemeinsamen Fahrt mit dem Tandem habe ich deutlich gespürt, wie dieser ruhige Mann richtig aufblüht, wenn er die schöne Hündin vor dem Bauerncafé streichelt. Mit einer Ausdauer haben die Hündin und der Streichelnde, diese gebende und empfangende Zuwendung und Wärme genossen.


Seit ein paar Wochen jedoch vermisse ich die unregelmäßigen lieben Anrufe des Alleinlebenden. So greife ich eines Abends zum Telefon und frage: „Bist du krank gewesen, lieber Erwin? Du hast dich so lange nicht bei mir gemeldet.“ Eine hörbar fröhliche Stimme überrascht mich. Und dann erzählt er mir von seinem täglichen Ausführen einer kleinen fünfjährigen Western-Terrier-Hündin. In seiner Nachbarschaft entlastet er dadurch die kranke Hundebesitzerin. Es sprudelt nur so aus dem Begeisterten heraus. Seine Stimme verrät weiche Zärtlichkeit, mit der er das kleine weiße Wollknäuel verwöhnt.

Fürsorglich hat der gut Beobachtende dem Vierbeiner eine neue Leine gekauft, die am Hals nicht mehr einschnürt. Und morgens, wenn er die schon Wartende zum gemeinsamen Joggen abholt, macht die Hündin Freudensprünge. Das gefällt Erwin besonders, weil er genau fühlt, dass sein Herz auch vor Freude in seiner Brust hüpft. Und diese Anhänglichkeit, mit der die „Kleine“ ihn beschenkt.

So bekommt der Junggeselle noch in seinen späten Jahren täglich ein zauberhaftes Begrüßungsküsschen zur Belohnung. Manchmal vergisst der neue Betreuer leider das „Leckerli“. Dann springt die kleine Hündin immer wieder an seinem Hosenbein hoch. Und nur für kurze Zeit kann sie die hingehaltenen leeren Hände ihres Begleiters verstehen. Sie kann eben die Vergesslichkeit der Menschen nicht einordnen. „Ja, meine kleine Daika, wenn ich heute wieder in meine Wohnung komme, werde ich mir gleich die süße Verwöhnung auf den Tisch legen, damit ich sie morgen nicht wieder vergessen kann. Bist du nun zufrieden?“


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