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Alltag in der Esslinger bzw. Leonhardsvorstadt

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In dem Zeitraum, in dem die Leonhardsvorstadt entstand, hatte sich im Reichsgebiet eine technologische Revolution vollzogen. Ausgehend von der höfischen Kultur des Ritterwesens, hatte sich der Bedarf an hochwertigen Metallen (Rüstungen, Waffen) entwickelt. Aufgrund dieses steigenden Bedarfs verbesserten sich das Wissen und die Fähigkeiten der Metallverarbeitung in den entsprechenden Handwerken.

Ein „Abfallprodukt“ dieser neuen „Technologien“ war das Entstehen differenzierter Handwerksbereiche: z.B. kam zum klassischen Schmied der Plattner (Harnischhersteller) hinzu. Verbesserte Technologien bleiben nie auf einen Bereich begrenzt – sie führen auch zu effizienteren Werkzeugen in anderen Bereichen. So entstand eine Wirkungskette, die vereinfacht so aussieht: neue Technologien – verbesserte Werkzeuge, steigende Güterproduktion (auch in der Landwirtschaft: Ablösung des Holzpfluges), höheres Sozialprodukt, Ausdehnung des Handels. Handel und Handwerk konzentrierten sich in den Städten, sie wurden auch von der politischen Herrschaft (i. d. R. des Adels) als neue Möglichkeit der Einkommensverbesserung gefördert.

Im Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg wuchs die Bevölkerung zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert um das 3-Fache. Dies führte zur Gründung vieler neuer Siedlungen und einer Ausweitung und Erschließung neuer Kulturflächen. Viele Städte stießen hier an ihre Grenzen, sie mussten erweitert werden. So wurde auch in Stuttgart die erste Stadterweiterung am Ende des 14. Jahrhunderts in Angriff genommen, das heutige Bohnenviertel.

Obwohl das Quartier so alt ist, findet man hier kein Waschhaus. Dafür hatte man den Nesenbach, auch „Naisenbach“, der oft auch bezeichnenderweise „Waschbach“ genannt wurde. Der Nesenbach wurde ja erst nach und nach überdeckelt und floss bis dahin offen am Rand des Quartiers entlang.

Ein Phänomen, das uns auch heute oft Probleme bereitet, stellte auch früher eine Bedrohung dar, nämlich das Hochwasser. 1508 wurde die ganze Innenstadt mit solcher Wucht überschwemmt, dass Teile der Stadtmauer von den Wassermassen niedergerissen wurden. Selbst der Amboss eines Schmieds aus der Leonhardsvorstadt wurde vom Wasser davongetragen. Viele Einwohner und Einwohnerinnen, auch in der Leonhardsvorstadt, ertranken in den Fluten.20

1548 wurden von zwei Brunnenstuben aus eine Leitung in die Esslinger Vorstadt gelegt. Stuttgart hatte damals zwei Wasserversorgungssysteme, ein herrschaftliches und ein städtisches.21 Die Laufbrunnen stellten gegenüber den Schöpfbrunnen einen Fortschritt dar, denn das Quellwasser wurde in einer Brunnenstube gefasst, war also vor Verschmutzung geschützt. Durch hölzerne Röhren, sogenannte Treichel, lief es dann in die Laufbrunnen. Auch der Nachtwächterbrunnen bei der Leonhardskirche war ein Laufbrunnen.

Laut Plan von 1806 hatte die Esslinger Vorstadt nur wenige Laufbrunnen, die Wasserversorgung erfolgte über Schöpfbrunnen in Höfen und Gärten hinter den Häusern. Schöpfbrunnen waren sehr viel stärker verschmutzungsgefährdet als Laufbrunnen, da sie offen waren und so auch Schmutz in das Wasser geraten konnte. Man darf darüber hinaus nicht vergessen, dass in der Stadt auch Vieh gehalten und auf den Straßen zudem Dung gelagert wurde.

Bohnenviertel

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