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Schillers Flucht aus Stuttgart

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In der Nacht vom 22. auf den 23. September 1782 floh der junge Friedrich Schiller durch das „Äußere Esslinger Tor“ vor seinem Landesherrn Herzog Karl Eugen nach Mannheim. Das „Äußere Esslinger Tor“ war zu diesem Zeitpunkt eine barocke Tor- und Zollanlage, die das ursprüngliche, schlichtere Tor ersetzte und 1811 bereits wieder abgerissen wurde. Die Steine des „Äußeren Esslinger Tors“ wurden für den Bau des „Königstors“ am unteren Ende der Königstraße genutzt. Anstelle des Esslinger Tors entstand der heutige Charlottenplatz.

Die Flucht Schillers war von langer Hand geplant und gut durchdacht. Schiller hatte sich bereits im Mai 1782 ohne Erlaubnis des Herzogs in Mannheim aufgehalten, was ihm 14 Tage Arrest einbrachte. Als der Herzog im August desselben Jahres Friedrich Schiller jede nichtmedizinische Schriftstellerei (Schiller war ja Regimentsarzt) verbot, brachte dies das Fass zum Überlaufen, und die Flucht aus Stuttgart, weg vom herzoglichen Hof, war eine beschlossene Sache. Außerdem hatte der Herzog Schiller unter Druck gesetzt, da Schiller eine medizinische Dissertation vorlegen sollte, damit ihm der Herzog einen Doktortitel verleihen konnte. Diese Dissertation sollte Schiller im Oktober 1782 abgeben. Schiller schrieb aber lieber am „Fiesko zu Genua“.

Schiller plante und unternahm die Flucht, die ja in Wirklichkeit als unerlaubtes Entfernen von der Truppe eine Desertation war, nicht alleine, sondern mit seinem Freund und Vertrauten Andreas Streicher, der auch die konkreten Vorbereitungen übernahm, d.h. Pferd und Wagen besorgte. Der Weg durch das Äußere Esslinger Tor wurde gewählt, weil es das dunkelste der Stadttore war und außerdem ein Freund Schillers, der spätere General Georg Friedrich Scharffenstein an diesem Abend die Aufsicht über die Torwache hatte. Das Reisegepäck der Freunde bestand aus zwei Koffern und einem kleinen Klavier sowie einer Barschaft aus 23 Gulden (Schiller) und 28 Gulden (Streicher).

Mit der Flucht gab Schiller seine materielle Sicherheit auf: Als junger Regimentsarzt erhielt er immerhin 180 Gulden Jahresgehalt, was heute etwa 18.000 EUR entsprechen würde.28 Allerdings entzog er sich auch seinen Schulden, die sich auf stattliche 600 Gulden (runde 60.000 EUR) beliefen und ihren Ursprung nicht zuletzt in den zahlreichen durchzechten Nächten im „Gasthof zum Ochsen“ in der heutigen Hauptstätter Straße hatten.29

Wie ja bekannt ist, konnten die beiden Freunde das Esslinger Tor unter Angabe falscher Namen passieren. Streicher nannte sich Dr. Wolff und gab als Reiseziel das unverdächtige Esslingen an. Aus Schiller wurde Dr. Ritter. Er war damals 23 Jahre alt und am Beginn seiner Karriere.

Über den Beginn der Flucht schrieb Streicher später:

„Als sie außer dem Tore waren, glaubten sie, einer großen Gefahr entronnen zu sein, und gleichsam als ob sie wiederkehren könnte, wurden, solange als sie die Stadt umfahren mußten, um die Straße nach Ludwigsburg zu gewinnen, nur wenige Worte unter ihnen gewechselt. Wie aber einmal die erste Anhöhe hinter ihnen lag, kehrten Ruhe und Unbefangenheit zurück, das Gespräch wurde lebhafter, und bezog sich nicht allein auf die jüngste Vergangenheit, sondern auch auf die bevorstehenden Erlebnisse.“ 30

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