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Die jüdische Bevölkerung des Bohnenviertels
ОглавлениеZum Bohnenviertel gehörte einst auch eine jüdische Bevölkerung, die in der ehemaligen Judengasse (heute Brennerstraße) ihre Synagoge und ein rituelles Bad, eine Mikwe, hatte. Die württembergischen Grafen Eberhard II. (der Greiner) und Ulrich IV. hatten bereits 1360 das sogenannte Judenschutzrecht von Kaiser Karl IV. übertragen bekommen. Das war weniger eine humanitäre Frage als vielmehr eine Einnahmequelle für die Grafen von Württemberg, denn die jüdische Bevölkerung musste für das Aufenthaltsrecht in Württemberg bezahlen. Die Straßenbezeichnung „Judengasse“ ist seit 1350 nachgewiesen.22
Der reiche Leo oder Loew war 1343 der erste in Stuttgart ansässige Jude, der dem Landesherrn viel Geld für diese Erlaubnis bezahlte. Bis 1348 konnten sich weitere jüdische Personen in Stuttgart ansiedeln, die die erste Synagoge im Bereich der heutigen Münz- und Dorotheenstraße bauten. Mit dem Ausbruch der Pest 1348 und dem damit ausbrechenden Antisemitismus mussten sie Württemberg wieder verlassen, wenn auch nicht auf Dauer.
Die Synagoge und die Mikwe in der heutigen Brennerstraße 12 existierten von 1393 bis 1488, als schließlich Graf Eberhard im Bart alle Juden aus seinem Herrschaftsbereich vertreiben ließ. Danach gab es erst ab ca. 1710 sogenannte Hofjuden in Stuttgart, unter ihnen der unglückliche Süß Oppenheimer. Eine neue jüdische Gemeinde konnte sich erst 1832 wieder gründen, lebte aber nicht mehr im Bohnenviertel. Der Name Judengasse blieb bis 1898 erhalten, bis die Anwohner um eine Umbenennung baten. Viele Jahre später hatte die orthodoxe „Israelitische Religionsgesellschaft“, die ursprünglich (1880) ihren Betsaal in der Urbanstraße 6, dann in der Alexanderstraße 52 besaß, ihren Betsaal schließlich bis 1934 im Erdgeschoss des Hinterhauses der Rosenstraße 37.23
Ein jüdischer Friedhof ist im Bohnenviertel übrigens nicht nachgewiesen, auch auf dem ehemaligen Lazarettfriedhof fanden keine jüdischen Bestattungen statt. Die Toten wurden in die Freie Reichsstadt Esslingen überführt und erst ab dem Jahr 1834 auf dem jüdischen Teil des Hoppenlau-Friedhofs beerdigt.24