Читать книгу Hexenherz. Glühender Hass - Monika Loerchner - Страница 23
Großes Moldawisches Reich Tagebuch – 22.02.2003
ОглавлениеNina und Boris haben geheiratet. Ich kann diesen Fettsack nicht ausstehen, aber sie ist ganz verrückt nach ihm. Mal schauen, wie lange es dauert, bis er ihr den Bauch dick gemacht hat, sie redet ja von nichts anderem mehr. Dass sie in wenigen Wochen Tante wird, ist ihr auf einmal egal. Hauptsache, sie bekommt auch so ein kleines Scheißerchen wie ihre Schwester. Schade, wir hatten immer am selben Tag Magieüberprüfung und haben uns beim Warten immer gut unterhalten, aber wenn sie schwanger ist, muss sie da natürlich erst mal nicht mehr hin. Ich weiß nicht warum, aber offenbar ist es den Hexenweibern nicht möglich, gleichzeitig ihrer teuflischen Kunst zu frönen und neues Leben zu erschaffen. Ob ihnen die Babys die Magie aussaugen? Oder ist es so, dass ihre Magie sie unfruchtbar macht?
Nina wird auf jeden Fall schon bald ganz fett und aufgedunsen sein, mit riesigen Möpsen. Kein Wunder, dass so viele Männer, deren Frauen einen Braten in der Röhre haben, lieber ins Freudenhaus gehen. Wer will denn auf sowas drauf? Ich werde nie so werden, das schwöre ich, ich werde schlank und straff und schön bleiben! Ich weiß nur noch nicht, wie ich das anstellen soll. Vater redet jetzt die ganze Zeit davon, wen ich heiraten soll. Er hat sich neulich lange mit Ions Vater unterhalten. Hat Andeutungen gemacht. Ich weiß allerdings nicht, was er im Sinn hat: Geht es um Ion oder um seinen alten Sack von Vater? So oder so, das kann er vergessen, da mache ich nicht mit. Wenn ich schon heiraten muss, dann einen Mann mit Intelligenz und Stil! Einen, der selbstbewusst ist, aber nicht arrogant. Einen, der keine Kinder will, der wirklich eine Frau sucht und nicht einen Ofen, in dem er seine Samen aufbacken lassen kann. Vielleicht habe ich ja Glück und es geht mir so wie Katya, und ich kann gar keine Kinder bekommen. Und Alexandru hat sie deswegen auch nicht verstoßen.
Nina sagt, ich wäre unnatürlich, weil ich keine Kinder will. Keine richtige Frau. Die kann mich mal. Eines Tages, wenn sie alt und ausgeleiert ist, ihr ein halbes Dutzend Blagen die Haare vom Kopf frisst und sie nur noch aus Falten und Speck besteht, wird sie ihre Entscheidung sicher bereuen, nur ist es dann zu spät. Selbst schuld, was sucht sie sich auch ausgerechnet einen wie Boris aus?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es außer mir keine vernünftige Frau gibt. Aus meiner alten Klasse sind jetzt nur noch drei übrig: Olga, Rodica und ich. Olga heiratet demnächst einen aus der Stadt und dass sich Rodica noch kein Schild mit der Aufschrift »Heirate mich!« um den Hals gehängt hat, ist aber auch alles. Die tun alle, als ob sie ohne Mann und Kinder nichts wären.
Aber wenn ich nie heirate – als was werden sie mich dann sehen?