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1. Für immer

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Meine Knie wurden weich. Mein ganzer Körper zitterte. Ich hatte keine Kraft mehr, um mich aufrecht zu halten. Wie ein nasser Sack sank ich auf den Boden und kniete neben dem Leichnam Pater Michaels. Meine Hand streckte sich nach ihm aus. Vorsichtig berührte ich die dunklen Haare und strich sie ihm zurück. „Michael,” hauchte ich flehentlich. Keine Reaktion. „Michael!” Ich sagte seinen Namen mit mehr Dringlichkeit in der Stimme. Wieder keine Reaktion. „Komm schon, Michael, wach auf!”, bettelte ich und fing an, ihn an seiner Schulter zu rütteln. Immer wieder und wieder rief ich seinen Namen und zog und zerrte mit jedem verstreichenden Augenblick fester an ihm. Aber es war vergeblich. Nichts geschah. Er blieb liegen und schlug nicht die Augen auf wie nach einem erholsamen Schlaf.

Abrupt ließ ich ihn los und schlug die Hand vor den Mund, um den verzweifelten Aufschrei zu unterdrücken. Kraftlos fiel ich nach hinten und landete auf dem kalten, harten Steinboden. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen. Minutenlang starrte ich ihn fassungslos an. Es konnte nicht sein, dass er tot war. Es durfte nicht sein, dass er tot war. Konnte Gott denn wirklich so grausam sein? Mein Leben mit ihm hatte doch gerade erst begonnen. „Ich liebe ihn so sehr,“ schoss es mir durch den Kopf. Für immer. Was sollte ich denn nur ohne ihn tun? Wo sollte ich hin?

Ich zog die Knie an, umschlang sie mit meinen Armen und stützte mein Kinn auf sie. Langsam wiegte ich mich vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück.

All die Trauer, die ich während meines Rachefeldzuges beiseitegedrängt hatte, stieg jetzt unaufhaltsam in mir auf. Die Tränen strömten mir übers Gesicht. Ich schmeckte ihr Salz auf meinen Lippen. Mein lautes Schluchzen zerriss die Stille. Mein Herz fühlte sich an, als würde es von einer eisigen Hand gehalten. Immer wieder drückte sie zu, zerquetschte es, ließ es wieder los. Jedes Mal raubte es mir die Luft. Ich konnte kaum atmen. Innerhalb einer Minute zerbrach es mir das Herz an die zwanzig Mal.

Vor und zurück. Vor und zurück. Wie in einer Art Trance bewegte ich mich. Meine Hände legten sich auf meinen Kopf. Erst klopften sie nur sanft auf ihn, um den einen Gedanken, der in ihm tobte, zu verscheuchen. Aber das Klopfen brachte nichts. Also hämmerte ich mit der Faust auf ihn ein, zerraufte mir die Haare am Hinterkopf und zog so fest an ihnen, dass ich sie herausriss. Ich spürte den Schmerz nicht. Und es störte mich auch nicht. Ich wollte nur irgendwie ein Loch in meinem Kopf schaffen, ein Ventil, wodurch ich den einen Gedanken loswerden konnte: Pater Michael ist tot.

Die Jägerin - Vergangenheit und Gegenwart (Band 3)

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