Читать книгу #Glücksmomente in der Toskana - Nana Claudia Nenzel - Страница 10

Die Verführung VON ADAM UND EVA Florenz steckt voller Szenen aus dem
Alten und Neuen Testament

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Schon beim Pflichtgang zur goldenen Paradiespforte am Baptisterium wartet oben links Lorenzo Ghibertis »Erschaffung des Menschen«: Auf der einen Seite hilft Gott Adam aufzustehen, in der Bildmitte entschwebt die formschöne Eva aus Adams Rücken, rechts werden die beiden beim Sündenfall erwischt und aus dem Paradies gejagt.

Das weckt die Neugier: Wo sonst noch lassen sich unsere Urahnen von der hinterlistigen Schlange verführen? An der Westseite des Campanile beginnen die Reliefs am Sockel mit der Erschaffung der beiden, im dritten Bild schwitzen sie bereits bei der Landarbeit. Auch im Dom werden Spürnasen fündig in Domenico di Michelinos »Dante und die Göttliche Komödie«. Links torkeln die Verdammten in die Hölle, in der Mitte führt der spiralförmige Weg des Läuterungsbergs die Gläubigen ins Paradies, auf der Spitze leuchten Adam und Eva, als wäre nichts geschehen.

Nächste Station: der Palazzo Vecchio. Geblendet von Michelangelos »David« und »Herkules« eilt man durch das Tor, um den zierlichen Putto mit dem spuckenden Delfin zu finden. Stopp! Schnell ein paar Schritte zurück, denn den Haupteingang flankieren zwei kleine Statuen, etwas mickrig zwar, aber immerhin aus dem Garten Eden. Nebenan versprechen die Uffizien reiche Funde: In Saal 20 hängen »Adam und Eva« von Hans Baldung (1484–1545), einem Schüler von Albrecht Dürer. Adam scheint den Apfel zu verschmähen, schaut etwas hochnäsig in den Himmel. Im selben Raum stellt es sich Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) anders vor. Seine zierliche Eva hält den Apfel besonders verführerisch in der ausgestreckten Hand. Adam muss sich das Angebot wohl noch überlegen, kratzt sich erst mal am Hinterkopf.

Im wunderschönen gotischen Chiostro Verde, dem Kloster von Santa Maria Novella, hat Paolo Uccello (1397–1475) den Sündenfall gemalt: Die Vertreibung aus dem Garten Eden endet für Adam mit der Harke in der Hand auf dem Acker.

Jenseits des Arno hat in der Brancacci-Kapelle der Maler Masaccio (1401–1428) die Vertreibung schonungslos realistisch dargestellt: gequälte Gesichter, verschämte Gestik, dramatisch die Schritte in ein ungewisses Leben außerhalb von Eden. Im prüden 16. Jahrhundert wurde die Scham von Adam und Eva mit den Blättchen eines Zweiges bedeckt, bei der Restaurierung hat man die Dekoration entfernt. Den Unterschied zwischen Renaissance und der vorausgehenden Gotik sehen die Besucher im selben Raum mit dem Sündenfall von Masaccios Meister Masolino da Panicale (1383–1447): Die beiden Eden-Bewohner in graziöser Haltung wirken zurückhaltend und zart.

Der Palazzo Pitti zeigt in der Galeria Palatina eine außergewöhnliche Darstellung des biblischen Paares von Jacopo Bassano (1515–1592). Ein Ochse lässt vermuten, dass beide in einem Stall liegen, bequem auf einer Decke, in schönster Nacktheit einander zugewandt, ein Liebespärchen ohne Arg. Ein bevorstehender, neuer Sündenfall oder schon ein Hinweis auf den Messias?


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