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Zuschauen UND STAUNEN Zu den historischen Werkstätten im
Stadtteil Oltrarno

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Selbstbewusstsein hat hier Tradition: Die Florentiner Handwerker hatten sich im Mittelalter in Zünften organisiert und besaßen Mitspracherecht in der Stadtregierung. Einige ihrer bottege, wie die Werkstätten auf Italienisch heißen, sind bis heute südlich des Arno in den Vierteln Santo Spirito, San Frediano und San Niccolo erhalten geblieben. Die Meister, rund 20 an der Zahl, lassen sich dort von Besuchern gern über die Schulter schauen. Einige Beispiele:

In der Via Romana 58 demonstriert Omero Benvenuti, wie ein Ledereinband für Bücher oder Agenden entsteht. Dafür benutzt er, wie es seine Vorgänger seit dem 16. Jahrhundert taten, Schablonen, um das von Hand kunstvoll marmorierte Papier zuzuschneiden. Für den Buchrücken verwendet Benvenuti Leder und steckt alles zusammen in die schwere Presse zum Trocknen.

An der Piazza Santo Spirito 12 wird in den Obergeschossen mit Metall gearbeitet: Hier stanzt Giuliano Ricchi im Laboratorium des verstorbenen Carlo Cecchi traditionelle Muster, dazu gehören Wappenlilien. Die perforierten Edelstahlplatten benutzt er dann als Matrizen für die Pressung von Feinblechen, die mit farbigem Emaille bei 800 Grad Celsius »gebacken« werden. So zaubert Giuliano kleine und größere Löffel, Döschen, Rahmen und vieles mehr, hauptsächlich im Auftrag bekannter Edelmarken wie Poggi, Dior und Nina Ricci. Hier in der Werkstatt zuzugreifen bedeutet, etwa ein Drittel des üblichen Preises zu zahlen …

Gianni Raffaelli in seinem L’Ippografo in der Via Santo Spirito 5 ist eher ein Künstler als ein Kunsthandwerker. Der Kupferstecher hat es längst zu internationalem Ruhm mit seinen Arbeiten gebracht, auch wenn er für die Florenz- oder Venedig-Veduten Vorlagen benutzt. Die Details seiner Druckplatten entstehen in mühsamer Geduldsarbeit an den Kupferplatten wie vor 500 Jahren.

In der Via Bartolini 4 nahe der Porta San Frediano befindet sich eine regelrechte kleine Fabrik, die schon früh Königshöfe und Patrizierhäuser belieferte: Das Antico Setificio Fiorentino ist, wie der Name schon verrät, eine Seidenmanufaktur. Die Webstühle stammen noch aus dem 17. bis frühen 20. Jahrhundert und lassen die Produktion von höchstens 60 Zentimetern pro Tag zu. Die kostbaren Seidenarbeiten haben freilich ihren Preis – wie wäre es denn wenigstens mit einem kleinen Kissen?



GLÜCKSVERSTÄRKER

Bewunderung macht durstig – und so bietet sich die Einkehr in das wunderbare Weinlokal Il Santo Bevitore an, übersetzt heißt das der »heilige Trinker«: Hier wartet eine heimelige Atmosphäre, die Speisekarte ist stets von jungen Künstlern gestaltet, es gibt wechselnde Florentiner Tagesgerichte und offene Weine. Via Santo Spirito 64/66r, www.ilsantobevirore.com. Nebenan in der Hausnummer 60 lockt die Vineria Il Santino den ganzen Tag über zu einer Weinpause mit Häppchen.

www.firenze-oltrarno.net

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