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Josef bekommt BESUCH Zum Glück liegt Santa Trinita abseits,
gut für stille Betrachtungen

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Keine Frage: In der Sassetti-Kapelle der Kirche Santa Trinita hat Domenico Ghirlandaio (1449–1494) seine Kunst zur Vollendung gebracht. Das Einfühlungsvermögen in die Situation seiner Figuren wird besonders im Altarbild »Anbetung der Hirten« deutlich. Ein Lamm als Geschenk im Arm, betrachten die herbeigeeilten Schafhirten das Jesuskind, das der Künstler nicht auf Heu und Stroh gebettet hat, sondern auf einem seidenen Tuch, beäugt von einem bunten Distelfink. Ochs und Esel blicken mit fast menschlicher Anteilnahme auf das Kind. Das schwarze Auge des Ochsen leuchtet, der Esel blickt auf den hinter Maria liegenden Sattel – ein Hinweis auf die bevorstehende Flucht nach Ägypten? Die Gottesmutter betrachtet versonnen und glücklich das strampelnde, am Zeigefinger lutschende Baby. Und dann der alte Zimmermann, der sich als Hüter der Familie wohl etwas mehr Ruhe wünscht. Die Hirten stehen noch vor der Krippe. Josef hat den Kopf leicht nach hinten gelegt, greift sich mit seiner rechten Hand verzweifelt an die Stirn, die Augen nach oben verdreht, Bart und Haarschopf sind ergraut. Den alten Mann hat der Mut verlassen, denn auf dem Berghang im Hintergrund zieht ein Strom von Menschen zu Fuß, mit dem Wagen und zu Pferd in Richtung Stall von Bethlehem. Deutlich sind die Heiligen Drei Könige in der Menge auszumachen. Wäre in der Renaissance die Sprechblase schon erfunden gewesen, hätte in ihr bestimmt »Schon wieder Besuch!?« gestanden.

Schauen Sie sich über dem genialen Altarbild auch das Fresko »Franziskus von Assisi erweckt einen Knaben zum Leben« an, um Ghirlandaio besser kennenzulernen. Seinen Namen trug er seit der Zeit als Goldschmied, seine Spezialität waren damals sogenannte Girlanden, der Kopfschmuck der Florentiner Damenwelt. Wie andere Künstler der Renaissance ging auch Ghirlandaio dazu über, auf seinen Werken statt der Signatur sich selbst darzustellen. Die Künstler hatten ihren Platz in der Gesellschaft gefunden und dokumentierten mit den Porträts ihr gestiegenes Selbstbewusstsein. So gesellt sich Ghirlandaio auch im oben erwähnten Fresko zur Reihe einiger Berühmtheiten der Stadt Florenz. In der Männergruppe rechts an einem Pfeiler steht Ghirlandaio im blauroten Gewand und rotem Überwurf sowie einer roten Malerkappe. Der Künstler schaut den Betrachtern direkt in die Augen. Wie schade, dass Ghirlandaio, mitten im Schaffen, im Alter von nur 45 Jahren starb, wahrscheinlich an der Pest.



GLÜCKSVERSTÄRKER

Gleich bei der Trinita beginnt die vielleicht edelste Einkaufsstraße der Stadt, die Via Tornabuoni mit feinen Boutiquen im Erdgeschoss der riesigen Paläste, in denen oben Architekten und Versicherungen residieren. Darunter reihen sich Tiffany und Saint Laurent, Prada und Gucci aneinander – und schräg gegenüber der Kirche Salvatore Ferragamo mit seinem Schuhmuseum.

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