Читать книгу Tara - Nancy Omreg - Страница 14

Jagd auf Leben und Tod

Оглавление

Im selben Moment, wo sie auf mich hätten einkrachen müssen, schlug ihnen etwas entgegen. Oder vielmehr, jemand. Ville hatte sich vor mich geworfen und wirbelte wie ein Hurrikan durch die Vampirmenge.

Ich hatte keine Ahnung, wie er in so kurzer Zeit sich hatte losreißen können. Doch ich nutzte den Schreckensmoment meiner Wächter und wand mich aus deren Griff. Im nächsten Moment kämpfte ich schon wieder an Villes Seite. Und dann riss ich zum ersten Mal in meinem Vampirleben einen Kopf von einem Hals.

Dieses Geräusch würde mich den Rest meines ewigen Lebens verfolgen.

Ich ging davon aus, dass auch bei diesem Treffen eine größere Gruppe Vampire im Hintergrund warten würden, um einzugreifen, sollte es der Clan nicht schaffen.

Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte. Also stürzte ich mich, nachdem meine Angreifer erst einmal abgewehrt waren, auf Elisabeth.

Ihren Kopf wollte ich als nächstes abreißen. Gerade als ich ihn zu packen bekam, wurde ich von einem anderen Vampir weggeschleudert. Wütend stürzte ich umgehend zurück. Doch Ville riss mich mitten im Sprung zurück, hielt mich fest und rannte mit mir los.

Erst jetzt merkte ich, dass die Vampiranzahl drastisch gestiegen war.

Wie Blitze jagten wir durch den Park und durch die angrenzenden Straßen. Dieses Mal ließen die Vampire sich nicht von der Öffentlichkeit abschrecken. Wie viele Straßenzüge wollten sie denn anschließend von Zeugen „säubern“?! Nicht, dass Menschen wirklich erkennen konnten, was gerade geschah. Wir waren für das menschliche Auge kaum wahrzunehmen, so schnell wie wir rannten. Sie bekamen nicht mehr von uns mit, als einen Windstoß, begleitet von einem vorbeihuschenden Schatten. Kein Mensch würde etwas anderes dahinter vermuten, als eine kleine Windböe in einer schlecht beleuchteten Straße.

Unsere Angreifer folgten uns weiter. Ich war mir langsam noch nicht einmal sicher, ob wir überhaupt noch in Bukarest waren. Ville schien sich jedoch bestens auszukennen. Er führte mich über Zäune, Hinterhöfe und teilweise über Dächer.

Nach einem Sprung über einen hohen Zaun, dem Durchqueren einer Fabrikruine und einem mutigen Sprung in einen Abgrund, kauerte er sich mit mir hinter einer Mauer. Vorsichtig lugte er um die Ecke, ob wir unsere Angreifer endlich abgeschüttelt hatten.

„Du bist wahnsinnig! Du hast die gesamte Bukarester Vampirgesellschaft gegen dich aufgebracht!“, flüsterte er.

„Es tut mir leid, dass ich dich mit hineingezogen habe“, mich plagten ehrliche Gewissensbisse. Ich hätte seine Unterstützung ablehnen müssen.

„Du kannst noch aussteigen.“

„Nein, unmöglich. Ich stecke da jetzt viel zu tief mit drin. Ich werde nie wieder einen Fuß in dieses Lands setzen können.“

„In das ganze Land nicht?“

„Die Reichweite des Gardianuls-Clans ist groß.“

Bedauernd schaute ich ihn an. Doch Ville grinste nur breit. „So viel Spaß wie heute hatte ich ewig nicht mehr. Ich fühle mich richtig... lebendig. Und irgendwie auch verdammt sterblich“, er lachte leise.

Dann lugte er wieder um die Mauer herum.

„Die Luft scheint rein zu sein.“ Er deutete mir an, mich entlang der Mauer weiter zu schleichen.

Als ich am Ende der Mauer ankam, stellte sich mir auf einmal jemand in den Weg. Nicht nur jemand, es war Lucian! Ich starb gerade tausend Tode. Waren wir jetzt doch entdeckt wurden? Ich wollte nicht sterben. Noch weniger wollte ich, dass Ville wegen mir starb.

Doch Lucian legte nur seinen Finger auf seinen Mund und bedeutete uns leise zu sein. Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt habe, sah er ernsthaft aus.

Wir schlichen hinter ihm her. Ich wusste selbst nicht, warum wir ihm auf einmal vertrauten. Aber irgendwie wirkte er gegenüber den anderen Vampiren erstaunlich harmlos.

Durch eine Klappe krochen wir in die Kanalisation und krabbelten durch stinkende Rohre bis wir fern ab der Fabrik aus einem Gulli wieder auf die Straße kletterten.

Wir folgten ihm durch einen Keller in ein baufälliges Mehrfamilienhaus und erst als wir eine der leeren Wohnungen betreten und die Tür hinter uns geschlossen hatten, ließen wir uns stöhnend auf den Boden sinken.

„Sicherheit!“, erklärte Lucian.

„Wirklich? Können wir dir trauen? Oder hast du uns direkt in die Gardianulshauptzentrale geführt?“, ich konnte nicht glauben, dass er uns half.

„Nein, wirklich. Ihr seid in Sicherheit. Ich kann euch aber nur raten, schnellstmöglich das Land zu verlassen. Deinen Tristan findest du hier nicht, wie du heute gehört hast.“

„Falls Elisabeth die Wahrheit gesagt hat“, warf ich ein.

„Das hat sie. Ich habe sie heute reden hören, dass sie versucht hatte ihn zu finden, nachdem er dich wieder getötet hatte. Sie konnte ihn aber nicht aufspüren. Sie vermutet, dass er sich in Finnland versteckt hält, bei seinen Freunden. Die schirmen alle ab. Da ist kein Herankommen. Vielleicht solltest du es da versuchen.“

Ich war fassungslos. Konnte es sein, dass Lucian mir gerade half?

„Warum tust du das?“

„Was?“

„Warum hilfst du mir auf einmal?“

„Ich bin nicht so schlecht, wie du von mir denkst. Sicherlich bin ich nicht so ein Gut-Vampir wie dein Tristan oder dein blonder Engel hier“, er nickte in Villes Richtung. „Aber die Vorgehensweise der Gardianuls ist nicht meine Art. Sie hätten dich im Swingerclub nicht davonkommen lassen. Auch ich hätte dich locker überwältigen können. Aber so bin ich nicht. Du gefällst mir wirklich, Tara. Ich mag deine Sturheit und deinen Kampfeswillen. Lass dich nicht brechen, ok?!“, er stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand er.

Ich war sprachlos. Da hatte dieser Idiot sich doch tatsächlich von einer Seite gezeigt, die ich nie erwartet hätte. Na super, nun konnte ich ihn nicht mehr verabscheuen. Jetzt tat er mir sogar irgendwie leid. Wahrscheinlich war er auch nur ein unterdrücktes Opfer der Gardianuls, der versuchte mit ihnen auszukommen.

„Was nun?“, riss mich Ville aus meinen Gedanken.

„Hast du Lust, deine alte Heimat zu besuchen?“, grinste ich ihn an. Ville antwortete mir mit einem breiten Lächeln.

„Wie war das? Du wolltest mich da nicht mehr mit hineinziehen?

„Du hast jetzt eh Landesverbot hier“, witzelte ich.

„Außerdem sind die in Finnland mit denen hier in keinster Weise zu vergleichen.“

„Schon gut. Du hattest mich schon beim ersten Satz“, grinste Ville.

Erleichtert strahlte ich ihn an. Konnte es sein, dass ich in dieser Stadt, in der ich ausschließlich blanken Horror erlebte, doch tatsächlich einen Freund gefunden hatte?

Die Reise war sehr einsam gewesen, bis ich ihm begegnet war. Diese nun mit jemanden an meiner Seite fortzuführen erschien mir wundervoll. Und ich mochte Ville, sehr sogar. Es wäre mir eine Freude gewesen, mit ihm die Suche fortzusetzen.

Geschafft griff er nach meiner Hand und zog mich hoch.

„Na dann, holen wir mal noch fix unseren Kram und dann nichts wie ab zum Flughafen.“

„Bist du dir sicher?“

Ville legte seine Arme um meine Schultern und schaute mir tief in die Augen.

„Ich war mir noch nie bei etwas so sicher wie jetzt.“

Ja, ich hatte einen Freund gefunden.

Tara

Подняться наверх