Читать книгу Tara - Nancy Omreg - Страница 15

Finnland

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Wir fuhren zunächst zu Villes Wohnung, um seine Sachen zu holen, welche er erstaunlich schnell zusammengepackt hatte.

Danach ging es mit dem Taxi in mein Hotel. Ville half mir dabei, alles schnell in meine Koffer zu pressen.

Es war inzwischen 4 Uhr morgens. Natürlich war um diese Zeit die Rezeption nicht besetzt. Normalerweise checkten die Gäste um eine solche Zeit weder ein noch aus.

Dennoch musste ich los. Ich hätte einfach gehen können. Meine Papiere, die ich zum Anmelden meines Zimmers angegeben hatte, waren sowieso gefälscht.

Doch es kam mir falsch vor, das Hotel um meine Zimmermiete zu bringen. Daher hielt ich das Geld sichtbar in die Überwachungskamera und legte es dann zusammen mit meinem Schlüssel auf den Rezeptionstresen.

Ob es nachher noch da lag oder geklaut wurde, befand sich außerhalb meines Verantwortungsbereichs.

Je näher das Taxi dem Flughafen kam, desto mehr entspannten wir uns. Doch erst im Check In fiel die Anspannung gänzlich von uns ab.

Wir hatten es geschafft. Hierhin würden uns die Guardianuls nicht verfolgen.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Ville, wie er sein Flugticket studierte. Seine blauen Augen hatten sich verdunkelt. Er hatte Hunger. Sie sahen jetzt aus wie ein Meer in der Nacht.

Seine langen, blonden Haare hatte er locker zu einem Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden.

Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, blickte er mich fragend mit einem breiten Grinsen an.

Ich grinste zurück, worauf er seinen Arm um mich legte und mich an seine Schulter zog.

Seinen Duft einatmend, schmiegte ich mich an seine Lederjacke.

Er streichelte meine Schulter, gab mir einen Kuss auf mein Haar und legte anschließend seine Wange auf meinem Kopf.

„Es wird alles gut“, flüsterte er, als ob er wüsste, dass ich gerade Trost nötig hatte.

Ich war bereits in Sizilien gewesen und hatte nun in Rumänien eine furchtbare Zeit erleben müssen und alles ohne auch nur einen einzigen Schritt näher zu Tristan gekommen zu sein.

Ich war frustriert und leicht entmutigt. Ich wusste nicht, wie ich dies alles ertragen hätte, wenn Ville nicht an meine Seite getreten wäre. Wahrscheinlich wäre ich noch nicht einmal mehr am Leben ohne ihn.

Er rettete mich auf viele Arten und Weisen und ich war unsagbar dankbar dafür, dass er mich auf der weiteren Reise begleiten würde.

Endlich wurden wir in das Flugzeug gelassen. Es war ein Gefühl, als würde ich die Hölle verlassen dürfen.

Bis auf Ville, hatte ich wirklich nichts Positives in Bukarest erfahren. Ich war Elisabeth begegnet und wurde wieder einmal davon überzeugt, wie abgrundtief böse sie war. In ihr steckte nicht ein winziger Funken Mensch mehr.

Ich hatte den gesamten Vampirzirkel von Bukarest gegen mich aufgebracht und wäre fast getötet wurden.

Nein, ich würde Rumänien nicht so schnell wieder besuchen, das stand fest.

Während die Lichter von Bukarest unter uns immer kleiner wurden, fühlte ich mich mehr und mehr befreiter.

Meine erste Begegnung mit anderen Vampiren war furchterregend gewesen. Ich hatte erfahren, was es wirklich bedeutete zu diesen Kreaturen zu zählen.

Doch Ville war der Beweis, dass es auch anders möglich war zu leben und das Vampir nicht gleich Vampir war.

Nun würden wir zu Vampiren reisen, die so waren wie wir. Die noch Menschlichkeit in sich trugen und friedvoll eine Co-Existenz führten.

Ville drückte liebevoll meine Hand. Ich schaute ihm in die Augen. Er hatte alles für mich riskiert, obwohl er mich kaum kannte. Ville hatte seine Tournee für mich aufgegeben und sich die Wut der Guardianuls eingehandelt, weswegen er wohl auch nie wieder hierherkommen sollte.

Dennoch sah ich in seinem Blick kein Fünkchen Reue oder Traurigkeit. Er schien seinen Frieden mit seiner Entscheidung gemacht zu haben.

Und als Rumänien unter uns verschwunden war, versuchte ich ebenfalls diesen Frieden zu schließen.

Am späten Vormittag landeten wir in Helsinki. Das Wetter war kalt und regnerisch und dennoch war ich glücklich jetzt hier stehen zu können.

Doch so sehr ich mich auch freute, dämmerte es mir, dass ich keinerlei Ahnung hatte, wo ich Aleksi, Raila, Mika und Co. finden konnte.

Ich wusste nur, dass sie zwei Wohnsitze in Finnland hatten, einen in Helsinki und einen abgeschiedenen in der Nähe von Saariselkä, direkt zwischen zwei großen Nationalparks.

Doch dieses Mal hatte ich Ville an meiner Seite. Er kannte sich hier aus, wusste, wo man Vampire antreffen konnte und war vernetzt. Es beruhigte mich, dass sich die Suche dieses Mal nicht wieder so kompliziert gestalten würde.

Ville wollte erst einmal zu sich nach Hause fahren, obwohl ich mich am liebsten sofort aufgemacht hätte, Raila und ihre Freunde zu finden. Doch ich konnte verstehen, dass er seine Gitarren sicher nach Hause bringen wollte, bevor er sich mit mir ins nächste Abenteuer stürzte.

Bis jetzt hatte er mit mir nur Ärger kennengelernt, vielleicht ging er davon aus, dass sich dies hier fortsetzen würde.

Mit dem Taxi fuhren wir in den Stadtteil Katajanokka, ein ruhiges Hafenviertel mit wunderschönen Gebäuden im Jugendstil. Vor einem dieser Gebäude ließ Ville das Taxi anhalten und wir stiegen aus.

Er führte mich in das Haus, leerte seinen Briefkasten und stieg mit mir mehrere Etagen hoch, bis wir vor seiner Wohnungstür ankamen. Es fühlte sich alles so normal und menschlich an. Was für ein krasser Kontrast zu Bukarest, wo wir noch vor wenigen Stunden vor einer Horde Vampire um unser Leben gerannt waren.

Die Wohnung von Ville war mit dem Appartement in Bukarest nicht im Geringsten vergleichbar. Diese Wohnung strahlte Eleganz und Stil aus.

Dunkle Holzmöbel hoben sich vor weinroten Tapeten ab. Weißer Flokati lag auf Kirschholzparkett. Kronleuchter hingen von der Decke und schwere Ledersofas dominierten den Raum.

Besondere Aufmerksamkeit zog der Balkon auf sich. Nicht nur, weil er sehr gemütlich mit Korbsesseln und Windlichtern ausgestattet war, sondern weil er eine wunderschöne Aussicht auf das Meer bot. Das hätte ich niemals erwartet.

Angezogen von dem Anblick trat ich auf dem Balkon hinaus.

„Gefällt es dir?“, Ville trat hinter mich heran und reichte mir ein Glas. Der Duft von warmem Blut mischte sich mit der salzigen Luft des Meeres.

„Es ist wunderschön. Ich hätte nie gedacht, dass du hier so wohnst“, ich wollte mich sogleich korrigieren. „Also ich meine, die Wohnung in Bukarest sah ja schon sehr anders aus als diese hier“, versuchte ich es zu retten.

Ville lachte. „Du meinst schäbig?“

Ich errötete.

„Schon gut. Die Wohnung in Bukarest ist nur eine Unterkunft, um mir Hotels zu ersparen. Ich mag es lieber privater. Aber so selten wie ich da bin, muss ich es nicht besser einrichten. Es reicht für die Zwecke. Und nun werde ich sie ja wahrscheinlich sowieso nicht mehr brauchen, nachdem dort ein ganzer Vampirzirkel auf mich wartet, der mich lynchen will“, er zwinkerte mir zu und ich schaute ihn betroffen an. Er winkte nur ab.

„Hier ist mein zu Hause. Dies ist mein Zufluchtsort, wenn ich meine Ruhe will. Ich habe noch ein Appartement direkt im Zentrum von Helsinki, wenn ich mal 'Essen gehen' möchte“, er grinste. „Aber dieses ist auch eher zweckmäßiger eingerichtet. Dort verbringe ich nicht so viel Zeit wie hier.“

Ich ließ mich in einen der Korbsessel fallen. „Also hier könnte ich es auch aushalten.“

„Du kannst solange bleiben, wie du magst.“

„Vorsicht, sonst ziehe ich hier noch ein“, scherzte ich.

„Bitte, die Wohnung ist groß genug“, zwinkerte er wieder.

Mit Ville zusammen zu sein war so unbeschwert und leicht. Ich mochte seine Art. Seine Augen leuchteten wieder so blau wie das Meer hinter ihm.

Vielleicht hatte Ville recht und wir sollten uns heute einen Erholungstag gönnen. Eine etwas lockere Sightseeingtour mit Ville genießen, herumalbern und entspannen schien mir eine gute Idee zu sein, nach dem ganzen Stress. Mit der Suche würden wir dann morgen beginnen.

Tara

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