Читать книгу Tara - Nancy Omreg - Страница 9
Heiße Spur
ОглавлениеIch überlegte, was ich nun machen sollte. Wäre es eine gute Idee, sie darauf anzusprechen? Nein, sie würde es abstreiten, da war ich mir sicher. Stattdessen beschloss ich sie zu beobachten. Vielleicht würde ihr bissiger Freund wieder auftauchen.
Ich ließ das Mädchen eineinhalb Stunden lang nicht aus den Augen. Dann ging sie. In dieser Zeit war nichts weiter geschehen. Die Leute, mit denen sie sich abgab, waren allesamt Menschen. Nirgends war ein Vampir zu sehen.
Eine Mischung aus Wut und Aufregung machte sich in mir breit. Ich war so nah dran, schon wieder. Und wieder knapp am Ziel vorbeigeschossen. Immerhin, meine Vermutung hier auf Vampire zu treffen war richtig. Ich konnte noch einmal hierherkommen und vielleicht würde ich dann endlich einen treffen. Leider musste ich dafür eine Woche warten, denn sonntags veranstaltete dieser Club keine Partys. Nur freitags und samstags hatte ich eine Chance.
Ich beschloss den Abend so nicht zu Ende gehen zu lassen und verfolgte meinen Plan den Swingerclub noch aufzusuchen. Wer weiß, vielleicht traf ich dort ins Schwarze.
Zu dem Club ließ ich mich mit dem Taxi fahren. Ich hätte rennen können, doch ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Jedenfalls nicht so.
Der Swingerclub befand sich in einer hübschen Villa. Der Eingang lag seitlich im Souterrain. Im Eingangsbereich empfing mich ein Schwall aus Parfum.
Der Türsteher zeigte mir, wo ich meine Sachen ablegen konnte. In einem Schließfach verstaute ich meine Oberbekleidung und trat nur im Netzbody wieder vor den Türsteher. Ich sah ihm an, wie scharf er mich fand. Ein bisschen erregte es auch mich, seine Erregung in seinen Augen zu sehen, was wohl auch daran lag, dass er durchaus ansehnlich war. Jedoch würde ich standhaft bleiben und so ließ ich mich von ihm lediglich in die Räumlichkeiten führen.
Der Club war sehr gemütlich eingerichtet. Gedämmtes Licht, keine aufdringliche Musik, Kuschel- und Kennlernecken, eine geräumige Bar und eine Treppe, die wohl zu den Spielzimmern führte.
Kaum hatte ich den Raum betreten, spürte ich wie die Blicke auf mich gerichtet wurden. Ich war mir noch nicht ganz sicher, wie ich diesen Abend hier verbringen sollte. Ich konnte ja schlecht in jedem Spielzimmer nur den Kopf hineinstecken, schauen, ob da ein Vampir war und wieder gehen. Dieses Verhalten wäre zu auffällig gewesen.
Ich setzte mich erst einmal an die Bar. Der Barkeeper reichte mir meinen Gratis-Willkommenssekt und ich tat so, als würde ich daran nippen. Zwei Sekunden später setzte sich bereits ein Herr an meine Seite.
„Ești singur aici?”, fragte er mich. Tja, was auch immer dies hieß.
„I'm sorry. I can't speak românesc”, zuckte ich mit den Schultern.
Dem Herr schien Englisch wohl zu anstrengend für ein Small Talk Gespräch, denn er nickte höflich und ging wieder.
Dies war mir sehr recht. Eh sich ein weiterer zu mir gesellen konnte, nahm ich mein Glas und schlenderte die Treppen hinauf.
Hier oben gab es Räume, die keine Türen hatten, andere, deren Türen offen standen und wiederum welche, bei denen waren sie verschlossen.
Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, steckte ich nun wirklich în jeden Raum den Kopf hinein. Meist waren die Leute so sehr în ihr Spiel vertieft, dass sie meine kurze Teilnahme gar nicht bemerkten.
Ein Raum weckte jedoch besonders mein Interesse, da ich eine Frau darin entzückt stöhnen hörte. Für meine Ohren klang es zu entzückt..., beinahe benommen. Als ich die Tür öffnen wollte, musste ich leider feststellen, dass sie verriegelt war.
Ich ging în den gegenüberliegenden Raum und beobachtete die Tür. Irgendwann mussten sie ja heraus kommen.
Natürlich war der Raum, în welchem ich mich befand, auch nicht leer. Darin spielten gerade zwei Frauen und drei Männer. Als sie mich entdeckten, luden sie mich zu sich ein.
Ich versuchte ihnen zu verstehen zu geben, dass ich nur zuschauen möchte und hoffte, sie würden sich damit zufrieden geben.
Die zwei Pärchen wanden sich wieder einander zu. Jedoch witterte der dritte Mann seine Chance auf ein Einzeldate und kam zu mir hinüber.
Im Raum gegenüber war es ruhig geworden. Ich hörte ein leises Lachen und Reißverschlüsse, die sich schlossen. Wahrscheinlich würde jeden Moment die Tür aufgehen. Um nichts auf der Welt wollte ich dies verpassen. Daher ließ ich den Mann gewehren, als er mich zu berühren anfing.
Ich war so sehr mit dem Raum gegenüber beschäftigt, dass ich în letzter Minute erst mitbekam, dass er den Body în meinem Schritt beiseite geschoben hatte und gerade dabei war mir richtig nah zu kommen.
Zum Glück ging în diesem Moment geradeüber die Tür auf. Schnell stieß ich den Mann zur Seite, welcher geschockt und verwirrt zurückblieb und hechtete auf die Frau zu, die den Raum gerade verließ. Die Frau trug ein Halstuch.
Ich stieß alle Vorsichtsmaßnahmen beiseite und riss ihr das Tuch einfach vom Hals. Zwei blutige Bissspuren bewiesen meine Vermutung. Diese Frau war soeben mit einem Vampir în diesem Raum gewesen.
Im Gegensatz zu dem Mädchen în der Disco lächelte mich diese Frau wohlwissend an, nahm mir ihr Tuch aus der Hand und band es sich wieder um, während sie mir zu zwinkerte.
Ich war zu verblüfft um zu reagieren. Doch dann schoss es mir durch den Kopf, dass sie zwar raus kam, jedoch keine weitere Person mit ihr. Dies musste bedeuten, dass der Vampir noch im Raum war.
Mit mulmigen Gefühl ging ich näher. Am liebsten wäre ich jetzt weggerannt. Ich war noch nie einem anderen Vampir außer Pietro begegnet und ich hatte wirklich Angst davor. Nicht jeder musste so nett sein wie Pietro. Wenn ich an Elisabeth dachte, lief mir selbst als Vampirin ein eiskalter Schauer über den Rücken. Was, wenn ich so jemanden wie ihr gegenüberstand, nur in männlicher Figur? Ich ging davon aus, dass ihre Freunde nicht viel anders waren als sie, vielleicht sogar schlimmer. Dennoch musste ich erfahren, wer oder was în diesem Raum war. Ich war nun so nah dran, wie noch nie.
Ich schluckte schwer und betrat den Raum. Er war stockdunkel, was mir nichts ausmachte, da ich auch în der Dunkelheit sehr gut sehen konnte.
Dennoch überfiel mich ein ungutes Gefühl. Ich sah niemanden, fühlte mich jedoch beobachtet.
Noch bevor ich mich umdrehen konnte, fiel die Tür ins Schloss und zwei Hände packten mich. Ich wurde gegen die Wand gedrückt und meine Arme nach hinten auf meinem Rücken festgehalten. Ich versuchte mich zu wehren, doch die Hände waren zu stark.
Dann spürte ich einen Atem an meiner Wange. Aber etwas spürte ich nicht: Einen Herzschlag.
Ich hatte also tatsächlich einen Vampir gefunden. Leider wohl einen dieser Art, denen ich nicht begegnen wollte.
„Wen haben wir denn da? Was für ein neugieriges Vampirweibchen! Du verfolgst mich heute schon den ganzen Abend..., oder besser gesagt... du verfolgst mein Essen”, er lachte dreckig. „Wolltest du zu mir?”
Seine Zunge glitt über meine Wange. Ich hätte gerne etwas schlaues erwidert, doch leider war mein Kopf völlig leer. Mein Gehirn befand sich în einem absoluten Schockstatus.
„Oh, kannst du nicht reden?”
Und da fiel mir ein, was ich bereits zu Vlad gesagt hatte: „Woher weißt du, dass ich deutsch rede?”
Der Vampir lachte und drehte mich um, sodass ich ihn ansehen konnte. Ich hatte ein hässliches Monster erwartet. Scheinbar hatte ich vergessen, dass Vampire IMMER gut aussahen. Vor mir stand ein attraktiver Mann Mitte 30 mit braunen, zerstrubbelten Haaren, einer blauen Jeans und einem weißen Hemd. Seine braunen Augen blitzten mich an. In ihnen tanzten winzige rote Funken.
Grinsend ließ er mich los, um sich an der Wand abzustützen und mich zwischen seinen Armen zu halten. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
„Du bist jung. Sag, wie lange bist du eine Vampirin?”
Wie er mich behandelte ließ mich wütend werden und die Wut weckte endlich mein Gehirn auf.
„Wer bist du, dass du denkst Fragen stellen zu dürfen, ohne meine zu beantworten?”
„Oh, wirst du jetzt biestig?”, er fuhr mit seinem Zeigefinger über meine Wange. Ich schlug seine Hand weg. Dies brachte ihn wieder zum Lachen.
„Süß. Aber nun raus mit der Sprache. Wie lange bist du Vampirin und wer hat sich verwandelt?”, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und bedeuteten mir, dass mehr hinter seiner Frage stand, als nur Geplänkel.
Mein Bauchgefühl riet mir vorsichtig zu sein. Er sah zwar nicht böse aus, aber er wirkte wie das Abbild des Wolfes im Schafspelz.
Wer mich verwandelt hatte würde ich ihm jedenfalls nicht verraten.
„Woher weißt du, dass ich eine Deutsche bin?”, wiederholte ich unbeeindruckt meine Frage.
Seine Lippen flatterten über meine, sodass sie sich nur für wenige Mikrosekunden berührten.
„Du bist wirklich ein Dickkopf. Kein Wunder, dass Elisabeth dich so verabscheut!”
BAM! Dieser Satz..., dieser Name..., schlugen ein wie eine Bombe. Sofort wurde mir schwindelig.
„Du kennst Elisabeth?”
„Hey, du kannst ja doch reagieren”, sein Blick fing meinen auf. „Ja, ich kenne sie und ich meine zu wissen, wer du bist. Du bist Tara, das kleine Menschenfräulein, dass ihr den Mann ausgespannt hat”, er fing wieder an zu grinsen. „Ich muss zugeben, Tristan hat Geschmack.”
Wieder durchzuckte mich ein Blitz. Tristan. Kannte er Tristan?
„Was weißt du von Tristan?”
„Von ihm weiß ich nicht viel, nur dass, was mir Elisabeth über ihn erzählt hatte. Mich wundert nur eines: Elisabeth erzählte, dass Tristan sie für eine Menschenfrau verlassen hatte..., nur..., du bist kein Mensch..., was ich im Übrigen gerade sehr schade finde. Ich wette du hast sündhaft gut geschmeckt, als du noch lebtest. Jedenfalls, wieso bist du jetzt eine von uns?”
Der Typ kannte also nicht die ganze Geschichte und ich würde mich hüten sie ihm zu erzählen.
„Weißt du wo ich Elisabeth finden kann?”
„Tsts...ich gebe dir so viele Antworten und du mir keine einzige. Das ist nicht nett”, er presste seine Lippen auf meine. Ich wollte mich wehren, doch erneut hielt er meine Arme so fest, dass ich keine Chance hatte.
Als er meine Lippen frei gab, spuckte ich ihn dafür direkt ins Gesicht. Ich sah, dass es ihn sehr wütend machte, seine Augen flackerten auf. Doch er behielt sich unter Kontrolle und fing wieder an zu grinsen.
„Ich mag Herausforderungen.”
„Und ich mag erfahren, wo Elisabeth ist”, gab ich bissig zurück.
„Was bekomme ich dafür?”, seine Hand strich über meine Brust.
„Was willst du?”, es war überflüssig zu fragen, denn ich wusste genau was er wollte.
„Dich.”
„Träum weiter!”
„Du hättest Spaß mit mir.”
„Niemals.”
„Hey, gib mir eine Chance es dir zu beweisen”, seine Hand fuhr zwischen meine Beine, während sich seine Lippen wieder meinen näherten.
Ich sammelte all meine Kraft zusammen und stieß ihn von mir weg.
Verdutzt taumelte er einige Schritte zurück. Ich hatte Sorge wieder meine gute Position zu verlieren und rammte ihn so, dass er zu Boden fiel. Ich setzte mich auf ihn drauf und hielt nun seine Arme fest.
Daraufhin fing er wieder an zu grinsen.
„Ok, sag es doch gleich, wenn du oben sein willst.”
„Das einzige was ich will ist zu erfahren, wo Elisabeth steckt”, knurrte ich ihn an.
Ich war wütend auf ihn und auf mich. Auf ihn, weil er sich so schamlos an mich ran gemacht hatte und auf mich, weil ich mich hatte einschüchtern lassen.
Der Typ rollte mit den Augen. „In Ordnung, ich sag dir was. Ich habe keine Ahnung, wo sich Elisabeth aufhält. Aber ihre Freunde treffen sich seit neuestem gern im Expirat. Vielleicht können sie dir dort weiterhelfen”, er grinste mich spöttisch an.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wollte er mir damit helfen oder mir noch mehr Schwierigkeiten bereiten? Mir blieb keine andere Wahl als es herauszufinden.
Ich stieg von ihm ab und ging zur Tür. In diesem Moment hielt er mich noch einmal am Arm fest.
„Eines Tages wirst du mich wollen”, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich riss meinen Arm los und ging wortlos hinaus.
Von diesem kleinen, idiotischen Stimmchen in meinem Kopf, dass tatsächlich von ihm ein wenig angetan war, würde er niemals erfahren.