Читать книгу Tara - Nancy Omreg - Страница 7

Bukarest

Оглавление

Ich hatte mir ein Hotel in der Nähe des „Bulevardul Unirii“ gebucht. Von dort aus konnte ich bequem die meisten Clubs der Stadt besuchen.

Es war kurz vor 22 Uhr, als ich das Hotel erreichte. Zum Glück konnte ich noch einchecken. Die Aufregung des Pagen, der mir meine Koffer in mein Zimmer trug, weckte mein Hungergefühl.

Jedoch hatte ich vor die nächsten Tage in diesem Hotel zu verbringen, weswegen es mir nicht sehr klug erschien, den Pagen zum Abendbrot zu vernaschen.

Ich packte meine Koffer schnell aus und duschte mich. Jeder normale Mensch wäre nach der anstrengenden Reise von Deutschland, nach Sizilien und weiter nach Rumänien fertig gewesen und hätte nur noch in sein Bett gewollt.

Doch ich war kein Mensch mehr. Ich musste mich nicht ausruhen. Für mich ging die Action weiter. Ich würde heute noch zwei Clubs besuchen und schauen, ob mir irgendwo ein Vampir über den Weg lief.

Außerdem hatte ich vor mir noch einen kleinen Imbiss zu gönnen. Der Hunger nach der anstrengenden Reise wuchs ins Unermessliche.

Mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt stellte ich mich vor den Kleiderschrank meines Zimmers. Ich entschied mich für ein kurzes, schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt und dazu Schnürstiefel. Ich wusste nicht, wie die Clubs waren, die ich besuchen wollte. Doch ich dachte, dass dieses Outfit in ziemlich jeden Club passen würde.

Zwanzig Minuten später war ich bereit zum Ausgehen. Eine gewisse Aufregung überkam mich. Ich hatte mich für zwei Clubs im Viertel Lipscani entschieden, welches unmittelbar an den Bulevardul Unirii angrenzte. Es handelte sich bei beiden um große Diskotheken. Die eine hatte sich auf elektronische Musik spezialisiert, die andere bot alles von House, über Black bis hin zu den gängigen Chartstürmern.

Ich musste davon ausgehen, dass nicht alle Vampire in Gothicclubs verkehrten, auch wenn es mich erfreuen würde, gezielt solche Diskotheken aufzusuchen. Die Musik in den ausgewählten Clubs war für mich nicht interessant. Aber es ging auch nicht um mich. Ich wollte mir keine Chance verbauen, einen Vampir zu treffen. Dafür nahm ich auch schlechte Musik in Kauf.

Zu dem ersten Club ging ich zu Fuß. Die Straßen waren voll mit jungen Menschen. Die Nacht pulsierte im gleichen Rhythmus wie ihre Herzen. Überall vernahm ich Gelächter, Lust und Leben. Mein ruhiges Potsdamer Lebensgemüt war beinahe etwas überfordert mit der Flut von Reizen.

Am Eingang des ersten Clubs empfing mich ein gar nicht so lebenslustiger Security-Typ mit Glatze und Bomberjacke. Anscheinend war dieser Trend weit verbreitet. Die Ausweiskontrolle schien nach Gesicht zu erfolgen. Vor mir wurden zwei eindeutig minderjährige Mädchen durchgewunken, währenddessen der nachfol-gende Typ einer kritischen Ausweiskontrolle unterzogen wurde.

Nervös nestelte ich nach meinem Ausweis. Er war selbstverständlich gefälscht, so wie alle meine Papiere. Ich hatte Tristans Mittelmann in seinen Unterlagen gefunden und mir von ihm alle möglichen Ausweise, Urkunden und Pässe anfertigen lassen.

Ich hieß offiziell Tara Hufner, gemäß meiner recht-mäßigen Eheurkunde. Jedoch hatte mich mein Geburts-datum um einige Jahre vordatieren lassen, sodass ich immer noch als 25 Jahre galt.

Als ich an der Reihe war, blickte mir der Glatzentyp skeptisch ins Gesicht. Dann winkte er mich mit einer kurzen Handbewegung hinein, während er sich bereits dem nächsten Gast widmete.

Ich fand seine Reaktion doch etwas merkwürdig. Normalerweise erweckte ich in jedem Mann das Bedürfnis mir näher kommen zu wollen. Er hätte demnach weitaus aufmerksamer und freundlicher zu mir sein müssen. Doch auf irgendeiner Weise schien er fast schon verschüchtert, ja, beinahe ängstlich.

Mir kam es vor, als hätte er erkannt, wer ich war, beziehungsweise WAS ich war. Ich deutete seine Reaktion daher so, dass in diesem Club durchaus Vampire verkehrten und er mich als eine von ihnen identifizierte.

Als ich eintrat empfing mich ein Remix von Darude mit „Sandstorm“. Strobolichter durchzuckten den Club und beleuchteten die tanzenden Körper auf eine bizarre Art und Weise. Eine Mischung aus Schweiß und Alkohol lag in der Luft. In Käfigen tanzten halbnackte Frauen.

Mein Hunger überwältigte mich beinahe. Diese vielen adrenalingeladenen Herzschläge um mich herum ließen meine Fangzähne brennen.

Unwillkürlich schweiften meine Augen durch den Raum, um sich eine Beute auszusuchen. Mein Blick fiel auf ein Mädchen, welches sich ziemlich zugedröhnt in der Nähe der Toiletten an einer Wand anlehnte.

Ich schlenderte auf sie zu und versuchte ihren Blick einzufangen. Sie schaute mich an und begann zu lächeln.

Es war ihr anzusehen, dass sie nicht mehr viel um sich herum wahrnahm. Daher ließ ich sie nicht aus den Augen und kam nah an sie heran. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter voneinander. Ihr schien die Nähe zu gefallen, denn sie hielt meinem Blick stand.

Langsam ließ ich meine Lippen sanft die ihren suchen. Als sie sich fanden, erwiderte sie meinen Kuss leidenschaftlich und fordernd. Ich wusste, dass sie sich mir nun hingeben würde.

Schnell checkte ich die Umgebung um uns herum ab. Niemand beachtete uns großartig. Daher gab ich mir keine Mühe, sie in eine versteckte Ecke zu ziehen.

Während ihre Hände meine Brüste erkundeten, liebkoste mein Mund ihren Hals und eh sie sich versah, drangen meine Zähne durch ihre Haut und stillten meinen Hunger.

Ekstatisch stöhnte sie, als ich von ihr trank. Sie presste meinen Kopf mit einer Hand an ihren Hals und fuhr mit der anderen aufgeregt über meinen Körper.

Für mich war es nicht das erste Mal, dass ich von einer Frau trank. Erstaunlicherweise waren sie nicht viel schwerer zu erobern als Männer.

Mich das erste Mal einer Frau zu nähern war mir schwergefallen. Doch mit der Zeit hatte ich diese Chance zu schätzen gelernt, denn mit einer Frau musste es nicht unwillkürlich zum Geschlechtsakt kommen, damit sie sich mir hingab. Oftmals reichten Küsse schon aus.

Somit war es für mich eine stets willkommene und schnelle Möglichkeit der Nahrungsaufnahme, wenn ich eine mir willige Frau entdeckte, die ich gern und oft einem Mann vorzog.

Als ich satt war, ließ ich von dem Mädchen ab, welches immer noch verzückt stöhnte. Ich war mir sicher, dass sie sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern konnte. Ich gab ihr einen Abschiedskuss als Dankeschön und ließ sie glücklich grinsend an der Wand zurück.

Wahrscheinlich würde heute noch einer der anwesenden Herren seine Chance wittern und sie abschleppen. Sie würde ihre Bissspuren mit demjenigen in Verbindung bringen, neben dem sie aufwachte.

Frisch gestärkt begab ich mich zurück ins Zentrum der zappelnden Körper. Ich beobachtete die Menge, die Leute am Rande der Tanzfläche, sowie diejenigen, die sich an die Bar drängten. Doch nirgends konnte ich Anzeichen für einen Vampir finden.

Ich blieb noch zwei Stunden und entschied dann, die Location zu wechseln. Es war inzwischen weit nach Mitternacht. Vielleicht würde ich in dem anderen Club noch jemanden erwischen, der es auf einen betrunkenen Gast abgesehen hatte.

Als ich den Club verließ, war ich zwar enttäuscht keinem Vampir begegnet zu sein, jedoch auch froh darüber, der Musik entkommen zu können.

Die zweite Diskothek erreichte ich ebenfalls bequem zu Fuß. Der Türsteher hier war wesentlich schmächtiger, hatte einen Seitenscheitel und trug ein schwarzes Hemd.

Ohne mich großartig zu beachten, ließ er mich ein. Ich ließ den Housefloor erst einmal links liegen und begab mich umgehend zum Rockfloor. Ich hoffte auf gute Musik, um meine Ohren zu entspannen.

Ich wurde von HIM mit „Gone with the sin“ empfangen. Klar, es war schon spät, nun wurden die langsamen Lieder gespielt. „Rausschmeißermusik“, wie manche sagen würden. Doch ich freute mich und stürmte die Tanzfläche. Genussvoll bewegte ich mich zu den Takten und vergaß für ein paar Minuten mein eigentliches Ziel.

Das Lied löste Guns'n'Roses mit „Sweet child o' mine“ ab. Ich entschloss mich den Club nun einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Auf dem Rockfloor konnte ich jedoch nichts Auffälliges entdecken.

Widerwillig zog ich weiter zum Blackfloor. Sean Paul ertönte aus den Boxen mit „Get busy“. Doch ein „busy“ Vampir war auch hier nirgends zu sehen. In jedem Körper, den ich erspähte, schlug ein Herz.

Auch der Housefloor erwies sich als Zeitver-schwendung, musikalisch, sowie auch vampirtechnisch.

Zum Abschluss entschied ich mir noch etwas Vergnügen zu gönnen und ging zurück zum Rockfloor. Eine weise Entscheidung wie sich herausstellte. Während ich auf die Tanzfläche zusteuerte, begann soeben „Join me“ von HIM gespielt zu werden. Ich hakte den heutigen Abend als misslungen ab und ließ mich von den Takten des Liedes vereinnahmen.

Ich verbrachte noch eine halbe Stunde auf der Tanzfläche, eh die Musik leise und die Lichter hell gedreht wurden. Die Anbändelversuche der letzten betrunkenen, männlichen Gäste wehrte ich ab.

Nachdem das letzte Lied ausgespielt war, begab ich mich auf den Nachhauseweg. Nicht, dass ich hätte schlafen müssen. Aber irgendwohin musste ich ja gehen.

Im Hotel angekommen duschte ich ausgiebig und zog mir eine bequeme Jeans und ein lockeres Shirt an. Dann nahm ich den Stadtplan zur Hand, in welchem ich schon allerhand eingezeichnet und angestrichen hatte.

Ich fragte mich, wie viele Bars und Diskotheken ich in den nächsten Tagen besuchen müsste, bis ich auf einen Vampir treffen würde. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass tatsächlich der Freundeskreis von Elisabeth sich in Rumänien aufhielt, wäre ich nicht so hoffnungsvoll bei der Sache gewesen.

Aber auf Grund dieses Umstands. malte ich mir tatsächlich Chancen aus, hier auf einen ihrer Freunde zu treffen.

Innerlich trat ich mir in den Allerwertesten, dass ich dem Typen aus dem Flugzeug nicht mehr ausgefragt hatte, wer er war, was er hier wollte und wo er sich aufhielt. Ich wettete, er hätte mir weiterhelfen können.

So blieb mir nichts anderes übrig, als auf ein kleines Wunder zu hoffen.

Tara

Подняться наверх