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Und die Party geht weiter

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Ich sah meine Chancen einen Vampir bei Tageslicht zu begegnen als sehr gering an. Ja, es schien mir tatsächlich im Flugzeug geglückt zu sein, doch dies war mit Sicherheit eine Ausnahme und zu einhundert Prozent wusste ich immer noch nicht, ob er tatsächlich ein Vampir gewesen war.

Demnach musste ich mich weiterhin auf die Nacht konzentrieren. Doch nur im Hotelzimmer versauern wollte ich nicht. Ich war in Bukarest. Eine historisch interessante Stadt. Also machte ich mich auf zu einer Sightseeingtour. Auch als Vampir war man in einer fremden Stadt auch nur ein Tourist.

Ich nahm an einer Stadtrundfahrt teil, der beste Weg eine Stadt schnell kennenzulernen. Sie führte vorbei am Parlamentspalast, der rumänisch-orthodoxe Kirche Stavropoleos mit ihrer beeindruckenden Ikonostase und natürlich zum Palast Curtea Veche, in welchem Vlad III, besser bekannt als Vlad, der Pfähler, einst wohnte.

Besonders im letzten Palast beäugte ich aufmerksam meine Umgebung, doch wie zu erwarten lief ich keinem Vampir über den Weg.

Nachdem ich mit der Sightseeingtour fertig war, schlenderte ich noch durch die Straßen. Ich stöberte in Buchläden nach englischsprachigen Romanen, shoppte neue Kleidung und suchte ein Internetcafé auf, um zu sehen, ob meine Biografin mir etwas geschrieben hatte.

Letzteres war ebenfalls so enttäuschend wie die bisherige Suche nach einem Vampir. Meine Biografin hatte mich nur informiert, dass sie meine Notizen immer noch überarbeitete und in einen Zusammenhang brachte.

So wie es klang, war sie noch weit weg von einer Veröffentlichung, was meinen Plan, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf mich zu ziehen, ins Wanken geraten ließ.

Missmutig ging ich zurück in mein Hotel. Die E-Mail von Fine hatte mich noch mehr deprimiert. Sie hatte ein Foto von Maja und ihr mitgesendet. Ich vermisste die beiden so sehr.

Ich ließ mich auf mein ungenutztes Bett fallen und griff eines meiner neuen Bücher. Bis ich den nächsten Club aufsuchen konnte, wollte ich mir mit Lesen die Zeit vertreiben. Zugegebenermaßen war so allein zu reisen recht langweilig und einsam. Ich wünschte, Fine hätte mich begleiten können. Mit ihr wäre diese Reise weitaus unterhaltsamer geworden.

Der Roman konnte meinen Geist leider auch nicht fesseln. Immer wieder glitten meine Gedanken ab zu dem heutigen Abend.

Ich hatte mir für heute zwei Diskotheken vorgenommen und einen etwas abseits gelegenen Swingerclub, welcher mir auf einer rumänischen Gothicseite als SM-Club empfohlen wurde.

Ich konnte mir gut vorstellen, dass das Black pleasure in Berlin für Elisabeth nicht der erste SM-Club-Besuch war. So selbstverständlich wie sie sich da bewegt und ernährt hatte, wirkte es, als hätte sie diese Veranstaltungen schon öfters für die Befriedigung ihrer verschiedensten Bedürfnisse genutzt. Aus diesem Grund ging ich davon aus, dass sie dies auch hier mit ihren Freunden tat.

Ich legte das Buch zur Seite und widmete mich der Kleiderauswahl. Die ersten beiden Clubs waren wieder Techno- und Mainstream-Diskotheken. Ich rechnete mir daher nur geringe Chancen aus, die ich dennoch nutzen musste. Outfittechnisch war der heutige Abend schwer umzusetzen. Ich entschied mich für den Swingerclub einen Netzbody anzuziehen und darüber einen roten Minirock und ein schwarzes Trägertop, um auch in den anderen Clubs nicht zu sehr aus der Masse herauszustechen.

Allein auf Party gehen zu müssen war wirklich das Schlimmste. Ja, ich hatte dies in Berlin oft getan. Aber meist befand ich mich an solchen Abenden auf der Jagd nach einem sexuellen Abenteuer mit der Möglichkeit auf einen Snack.

Die Partynächte hier galten jedoch ausschließlich dem Aufspüren von Vampiren. Ich hatte fest vor, mich auf kein sexuelles Abenteuer einzulassen. Dies waren natürlich gute Voraussetzungen um einen Swingerclub zu besuchen.

Ich startete den Abend mit dem Technoclub. Mir unbekannte Klänge dröhnten in meinem Kopf wieder, als ich den Saal betrat. Junge Leute zuckten auf der Tanzfläche unter dem wilden Licht von verschiedenen bunten Scheinwerfern. Die Musik wurde angehalten und es ertönte der Sprechgesang von „Maschine Eisenbass“ der Band Ironbase. Jedoch brach es nach dem Refrain sofort wieder ab und wieder ertönte mir unbekannte Musik. Was für ein Remix. Mir taten jetzt schon die Ohren weh.

Genervt suchte ich unter den rasenden Pulsen nach einem Körper ohne Herzschlag. Doch überall hörte ich nur das mir vertraute Rauschen des Blutes.

Ich gab der ganzen Veranstaltung zwei Stunden Zeit, dann verließ ich sie wieder und machte mich auf zum nächsten Club.

Hier waren die Türsteher überaus freundlich. Sie unterhielten sich mit den Gästen und warfen lediglich einen kurzen Blick auf meinen Ausweis. Die Stimmung in der Disco war gut. Es gab kleine Nischen zum Plaudern und eine etwas abseits gelegene Tanzfläche. Die Musik war richtig bunt gemischt. Boy George wurde abgelöst von Papa Roach, danach ertönte Rammstein. Aber irgendwie funktionierte es. Die Leute tanzten und verbrachten sichtlich einen schönen Abend.

Fine hätte es hier gefallen. Ein bisschen erinnerte mich dieser Club an Wölfchens Hoffeten. Als ich daran zurückdachte, kam es mir vor, als lägen Jahrhunderte zwischen damals und jetzt. Niemals hätte ich bei einer von Wölfchens Feten daran geglaubt, ein paar Jahre später in Bukarest nach Vampiren zu suchen.

Ich vermisste die alte Zeit, ich vermisste mein Viertel und ich vermisste Wölfchen, Paula & Co. Nach meiner Verwandlung konnte ich das erste Jahr überhaupt nicht mein ehemaliges Viertel besuchen. Als ich mich kontrollieren konnte ging ich wenige Male zu meinen alten Freunden. Doch diese Treffen fühlten sich stets befremdlich an. Es war, als ob etwas zwischen uns stand. Mir kam es vor, als könnten sie fühlen, dass ich mich verändert hatte. Besonders Paula distanzierte sich spürbar von mir. Ich konnte ihr Baby nur einmal sehen. Beim zweiten Besuch wimmelte sie mich an der Tür ab.

Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ein ganzes Jahr war ich fort gewesen und stand dann optisch leicht verändert wieder vor ihr. Ihr sechster Sinn schrie sie förmlich an mir zu misstrauen.

Wölfchen nahm es nicht so genau und lud mich immer wieder zu sich ein. Jedoch musste ich ablehnen, denn ich konnte bei seinen Feten weder Trinken noch Essen. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn ich dennoch hingegangen wäre. Daher wurde der Kontakt zu ihm und den anderen Bewohnern der Benkert- und Mittelstraße immer weniger.

Eines Tages zog Wölfchen weg. Er hatte über das Internet ein Mädchen in München kennengelernt und lebte fortan bei ihr. Seit diesem Tag hatte ich keinen Schritt mehr in mein altes Viertel getan.

Irgendwann hätte ich sowieso diesen Weg gehen müssen. Da ich nicht mehr alterte, konnte ich zu keinem Menschen ein längeres Verhältnis haben. Dies missfiel mir am meisten, denn es bedeutete, dass ich eines Tages auch Maja den Rücken drehen musste. Genau deswegen musste meine Geschichte an die Öffentlichkeit, damit ich nicht mehr dazu verdammt war im Schatten zu leben.

Ein Schatten riss mich aus meinen Träumereien. War da jemand gewesen? Aus dem Augenwinkel erschien es mir, als hätte sich jemand viel schneller bewegen können, als es für einen Menschen üblich war. Ich ging in die Richtung, aus welcher der Schatten gekommen war.

Ein Mädchen taumelte aus einer Sitzecke. Sie band sich ein Schaltuch fest und stolzierte zur Bar. Ich folgte ihr. Als sie gerade mit der Bestellung ihres Cocktails abgelenkt war, riss ich ihr das Schaltuch vom Hals. Wütend drehte sie sich um, beschimpfte mich auf Rumänisch und band es sich schnell wieder fest.

Doch ich hatte zuvor die Gelegenheit genutzt ihren Hals zu betrachten. Zwei winzige rote Punkte leuchteten im Scheinwerferlicht auf. Das Mädchen war eindeutig gebissen wurden und ihrem Verhalten nach zu urteilen, war dies nicht das erste Mal.

Tara

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