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Auf ins Unbekannte

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Es machte keinen Sinn noch weiter in Erice zu bleiben. Daher nahm ich die nächste Gondel und fuhr wieder nach unten. Ich stürzte in den Fiat und fuhr die ganze Strecke zurück zum Flughafen.

Im Rückspiegel sah ich, wie meine Augen dunkler wurden. Ich bekam Hunger. Mit der Abwesenheit von Pietro war auch ein weiterer Plan von mir gestorben: Ernährung. Ich hatte gehofft, bei ihm meine Mahlzeit einnehmen zu können. Eine Verpflegung hatte ich schließlich auf meiner Reise nicht mitnehmen können.

Nun war ich gezwungen mich auf traditionelle Art zu ernähren. Dies bedeutete, ich musste jagen.

Angewidert von der Idee verzog ich die Mundwinkel. Auch nach den vielen Jahren war es mir immer noch ein Grauen mich einem Menschen anzunähern, um an sein Blut zu kommen.

Ja, ich hatte oft von Menschen getrunken, aber dies stets mit Sex verbunden. Es war die Lust, die im Vordergrund gestanden hatte und nicht der Hunger.

Auf einer Reise, die zum Ziel hatte Tristan zu finden, fand ich Sex mit anderen Männern mehr als unpassend. Daher war eine reine “Jagd” unausweislich.

Ich seufzte. Am besten würde ich dies noch vor dem Flug nach Rumänien hinter mich bringen.

An einer kleinen Autobahnraststätte hielt ich an. Ich beobachtete vom Auto aus, wer allein unterwegs war. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem LKW-Fahrer angezogen, der sich an seinem Truck zu schaffen machte.

Ich stieg aus dem Fiat aus und ging zu dem Mann hinüber. Natürlich freute er sich, als ich ihn begrüßte. Seinen leuchtenden Augen entnahm ich, dass er mich ausgesprochen attraktiv fand. Es war daher ein leichtes ihn in ein Gespräch zu verwickeln und ihn um seinen Truck herum zu locken, wo wir vor anderen Augen geschützt waren.

Da ich mit ihm nicht schlafen wollte, ersparte ich mir weitere Flirtereien. Ich packte seine Handgelenke, hielt sie auf seinem Rücken fest und bog seinen Kopf zur Seite, sodass sein Hals entblößt war.

Erschrocken versuchte er sich zu wehren. Doch er hatte gegen meine Kraft keine Chance. In der nächsten Sekunde drangen meine Zähne bereits durch seine Haut.

Ich trank gierig in großen Zügen. Der Mann wimmerte, doch hielt er still.

Als ich fertig war, sank er bewusstlos in meine Arme. Sein Puls war schwach, aber stabil. Ich war mir sicher, dass er diesen Vorfall unbeschadet überstehen würde. Daher legte ich ihn in seine Fahrerkabine und ging zurück zu meinem Auto.

Ich fuhr zurück auf die Autobahn und erreichte frisch gestärkt den Flughafen.

Der Autoverleiher war mehr als überrascht mich so schnell wiederzusehen, da ich das Auto für eine Woche gemietet hatte. Ich erzählte ihm, dass mein Freund mit mir Schluss gemacht hatte und ich daher wieder abreisen wollte.

Er stellte keine weiteren Fragen. Wir erledigten die Formalitäten und kurz danach stand ich bereits am Flughafen, um mir einen Flug nach Rumänien zu buchen.

Doch wo genau wollte ich hin? Bukarest? Siebenbürgen? Târgoviște? Oder war es zu weit hergeholt, dass sich Elisabeth an den Orten aufhielt, die mit Dracula in Verbindung gebracht wurden?

Ich begann zu grübeln. Rumänien war groß. Wo sollte ich anfangen? Tristan und Pietro hatten einmal erzählt, dass sie und ihre rumänischen Freunde unter sich lebten und Menschen ausschließlich als Nahrung betrachteten, welche sie mit großen Freuden in hohem Maße verzehrten.

Demzufolge mussten sie sich in der Nähe von großen Städten aufhalten. In der Abgeschiedenheit hätten sie zu wenig Nahrungsangebot.

Ich entschied daher meine Suche in Bukarest zu beginnen. Die Meute auf Schloss Bran anzutreffen war doch zu klischeehaft.

Also buchte ich einen Flug von Palermo nach Bukarest über Rom. Ich würde mich noch zum Vielflieger entwickeln, wenn diese Reise so weiterging.

Innerhalb eines Tages saß ich erneut im Wartebereich für das Boarding und wartete auf die Lautsprecheransage. Ich hatte keine großen Pläne über den Ablauf dieser Suchreise gemacht, aber so hätte ich mir diese dennoch nicht vorgestellt.

Die Kosten störten mich nicht. Ich hatte genug Geld. Was mich störte war dieses wachsende, nagende Gefühl, dass meine Suche niemals das Ziel erreichen würde. Selbst wenn ich in Bukarest ankam, hatte ich keinen Anhaltspunkt dafür, wie ich die Suche dort fortsetzen sollte.

Mir war so, als würde ich in einem tiefen Meer schwimmen ohne vom Fleck zu kommen und langsam würde ich immer mehr sinken.

Ja, das sinnvollste wäre es nach Hause zu fliegen, meine kleine Maja in die Arme zu schließen und mich mit meinem Schicksal abzufinden.

Doch diesen Weg wollte ich nicht gehen. Nicht, solange ich diese Visionen hatte, von denen ich mir wünschte, sie wären deutlicher.

Tristan in diesem roten Nebel zu sehen…, zu sehen wie er leblos da lag…, diese Bilder hatten sich in mir manifestiert. Ich hatte das Gefühl, dass er Kontakt zu mir suchte. Nein, ich konnte jetzt nicht abbrechen. Ich musste weitermachen mit meiner Suche, wie auch immer diese nun ablaufen würde.

Ich nahm meinen MP3-Player heraus, den ich mir extra für diese Reise gekauft hatte. Den Discman und die ganzen CDs wollte ich nicht mitschleppen. Tolle Erfindung diese kleinen Dinger, nur leider hatte man nun kein Booklet mehr in der Hand, welches man beim Musik hören studieren konnte.

Ich schaltete auf Depeche Mode und schloss die Augen. Angestrengt überlegte ich, wohin ich in Bukarest gehen könnte. Internetcafé, schoss es mir durch den Kopf. Ich würde über eine Suchmaschine versuchen angesagte Clubs zu finden. Sicherlich könnte ich auf irgendeiner Party einen Vampir antreffen und dann würde sich der nächste Schritt schon ergeben.

Die Lautsprecheransage durchdrang meine Musik. Ich nahm mein Gepäck und machte mich auf zum Flugzeug. Dieses Mal hatte ich trotz Last Minute First Class gebucht. Noch so einen Flug wie heute Morgen wollte ich nicht wieder erleben.

Nach Rom konnte ich wieder am Fenster sitzen. Beim Anschlussflug nach Bukarest würde mich ein Mittelsitz erwarten.

Ich genoss den Anblick der ewigen Stadt als wir uns im Landeanflug befanden. Irgendwann würde ich hierher mit Tristan kommen und mit ihm auf der Spanischen Treppe knutschen. Das nahm ich mir fest vor.

Tara

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