Читать книгу Im Westen gegen den Strom - Natascha N. Hoefer - Страница 16

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10. Reisen zu zweit

Am Bahnsteig eilten Reisende den langen TGV entlang. Die Freundinnen hatten Linas Waggon gefunden.

»Dann sehen wir uns erst am Himmelfahrtswochenende wieder«, klagte Estelle, nahm Lina bei den Schultern und bat sie: »Pass auf dich auf - iss ordentlich! Und, wenn ich dir noch einen Rat geben darf: Geh mehr unter Leute! Dieses ewige Alleinsein, das ist nicht gut für dich. - Ach, es ist schwer, dich nicht erreichen zu können! Komm her, Kleine!« Sie umarmten sich fest.

Als Lina sich aus der Umarmung löste und einen Schritt zurücktrat, stieß sie gegen einen Passanten. »Pardon«, entschuldigten sie und der Mann sich gleichzeitig, und dann, nach einem Moment der Sprachlosigkeit: »Lina?« - »Yohann?«

Estelle beäugte neugierig den Fremden.

»Ich wusste nicht, dass Sie die Bretagne verlassen haben«, murmelte Yohann im Versuch, Überraschung, Schreck und Verlegenheit zu überspielen.

»Habe ich nur vorübergehend, ich fahre zurück«, brachte Lina hervor. Sie blickte schnell um sich. Sein junger Lover war nirgends zu sehen.

»Ich bin Estelle, Linas Freundin«, schaltete die sich nun ein und machte Anstalten, Yohann die bises zu geben, die unter Bekannten und Bekannten von Bekannten üblichen Freundschaftsküsschen. War es Zufall? Yohann schien ihre freundschaftliche Geste zu übersehen und band sich den Schuh neu.

Lina warf Estelle ein leises Kopfschütteln zu, das die mit unschuldigem Achselzucken quittierte.

Nun kam er aus der Hocke wieder hoch, hatte sich gefangen und sagte höflich: »Verzeihen Sie - Yohann Kervigné, sehr erfreut.« Dann verbeugte er sich noch gentlemanmäßig.

»Leben Sie auch in Saint-Hernin?«, wollte Estelle wissen.

»So ist es; hm, ich muss los, der Zug fährt gleich . Au revoir!« Und weg war er.

»Estelle, der arme Yohann ist extrem schüchtern«, tadelte Lina.

»Süß, der hat was. Diese kleinen, geschmeidigen Männer können ganz schön attraktiv sein. Und diese Eleganz ...«

»Der ist doch gar nicht dein Typ!« Lina schüttelte perplex den Kopf.

»Wer ist er?«, fragte Estelle unbeirrt.

Lina überlegte kurz, bevor sie antwortete: »Der beste Mensch, der mir je begegnet ist, oder der abgründigste. Das habe ich noch nicht entschieden. Er arbeitet in der Mairie, als sécrétaire adjoint von Pierre. Ich glaube, er ist ein verkappter Rebell - und er hat Angst vor mir.«

»Was hast du dem armen Kerl angetan?«

»Ach, nicht so wichtig.«

»Ich mag Rebellen. Vielleicht sollte ich dich bald mal besuchen? Aber vielleicht mag er große Frauen nicht?«, befürchtete Estelle.

Lina sah ihn wieder vor sich, den jungen Mann an sich ziehend. »Körpergröße stört ihn nicht; aber er mag keine Frauen.«

»Wie bitte?« Estelle riss die Augen auf. Sie starrte eine Sekunde, dann spie sie aus: »Perlen vor die Säue, sage ich dir, Perlen vor die Säue!«

Diese Worte und vor allem die Grimasse, die Estelle dazu machte, waren zu viel. Es geschah etwas, das Lina seit vielen Jahren nicht mehr passiert war: Sie bekam einen Lachkrampf! Es schüttelte sie buchstäblich, und Estelle musste sie in den Zug schieben, den sie sonst verpasst hätte. Die Türen schnappten hinter ihr zu; sie wandte sich um und sah durch das Fensterglas und durch ihre Lachtränen hindurch noch eben Estelles Silhouette; dann rauschte der Bahnsteig immer schneller am Zug vorbei.

Sie seufzte, wischte sich die Tränen weg und betrat ihren Waggon. Und da saß er. Als sie an ihm vorbei musste, drehte sie sich von ihm weg, um nicht schon wieder an die Perlen und Säue und an Estelles Grimasse zu denken. Die Lachlust verging ihr jedoch sehr bald. Sie hatte einen Fensterplatz - und einen Sitznachbar, der überaus raumgreifend war, zumal, als er das Notebook öffnete. Sein dicker Arm drängte sich ungeniert auf die Armlehne zwischen den beiden Sitzen und Lina fühlte sich zunehmend unwohl und bedrängt. Sie bat den Mann, sie aufstehen zu lassen, und ging, ohne zu müssen, auf die Toilette.

Yohann saß offenbar allein, überlegte sie beim Händewaschen. Aber Yohann! - Sie hatte ihn wirklich nicht gerade freundlich behandelt, das letzte Mal, als sie sich sahen. Sie hatte ihn loswerden wollen, und das hatte perfekt funktioniert. Manchmal, wenn die Einsamkeit ihr besonders zugesetzt hatte, hatte sie sich allerdings gedacht, dass ihr Abschreckungsmanöver vielleicht sogar zu gut funktioniert hatte. An Estelles Rat, mehr unter Menschen zu gehen, war wohl etwas dran. Aber was nun? Nach dem Brückenabreißen von vor zwei Wochen jetzt wieder Brücken aufbauen? Und würde er überhaupt darauf eingehen? Andererseits - sie wüsste zu gern, wie er reagieren würde auf die Frage, was er in Paris gemacht hatte! Sollte sie es allein deshalb wagen und ihn ansprechen? Was hatte sie schon zu verlieren?

Durch diesen Gedanken ermutigt, strich sie den Gang entlang und blieb neben dem freien Platz stehen (Yohann saß am Fenster). Sie räusperte sich. Beim zweiten Räuspern sah er von dem Buch auf, hinter dem er sich verschanzt hatte.

»Verzeihen Sie«, hob Lina errötend an und fragte sich, warum sie schon genauso zu reden anfing wie er, »würde es Sie stören, wenn ich mich hierher setzen würde?«

»Hierher?«, entfuhr es Yohann mit hochgezogenen Brauen.

Sie zeigte stumm auf den leeren Sitzplatz. »Ich verfüge über dreißig Prozent eines Platzes, den Rest nehmen der Arm und das Notebook meines Sitznachbars ein, daher ...«

Es war an Yohann, sich zu räuspern. Er räusperte sich ziemlich lange. Dann sagte er zuletzt: »Nun, unter diesen Umständen .«

Wie immer höflich, dachte sich Lina; laut sagte sie aber: »Danke, ich hole schnell meinen Rucksack.« Und kaum war sie weg gewesen, war sie schon wieder zurück, ließ sich auf den Sitz fallen und schob den Rucksack zwischen ihre Füße. Sie passte sehr darauf auf, die Armlehne zwischen sich und Yohann freizulassen, damit er sie benutzen könne; Yohann passte sehr darauf auf, die Armlehne zwischen sich und Lina freizulassen, damit sie sie benutzen könne, und so blieb die Armlehne zwischen ihnen frei. Er las oder gab vor zu lesen, und sie versank in ihren Gedanken.

Irgendwann wurde ihr das zu langweilig. Zum Anschweigen hatte sie sich nicht zu ihm gesetzt. »Ich bin froh, neben Ihnen zu sitzen; ich mag es nicht, mit Fremden Smalltalk zu machen«, hob sie an.

»Ach?« Er sah kaum von seinem Buch auf.

»Yohann - ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Unser letztes Gespräch - das in der Mairie - es war, ich meine ...«

Er ließ das Buch sinken. »Sagen Sie nichts. Schnee von gestern, wie meine Großmutter zu sagen pflegte.« Er lächelte leicht und wandte sich wieder seiner Lektüre zu.

Doch sie fragte: »Hat sie es geschafft, Ihre Großmutter?«

»Bitte, was?«

»Den Schnee von gestern liegenzulassen - nicht mehr an Dinge zu denken, die vergangen waren.«

Er überlegte kurz. Dann antwortete er: »Ich denke, meine Großmutter konnte die Vergangenheit ruhen lassen, wenn sie es wollte. So lange, wie sie ihre Gedanken und Erinnerungen im Griff hatte. Aber sie wurde in ihren letzten Jahren dement. Da kam es vor, dass der Schnee von gestern sie als Lawine überrollte.«

»Oh. Das kenne ich jetzt schon, ohne Demenz«, sagte sie bitter.

Er sah überrascht auf. Er wurde nicht schlau aus ihr. Sie hatte ihn die letzten zwei Wochen lang ignoriert, nach dem Auftritt in der Mairie, und nun diese Annäherung. Er wartete ab, ob sie mehr sagen würde, doch sie tat es nicht. Behutsam schlug er das Buch zu. »Und Sie? Haben Sie noch Großeltern?«, fragte er schließlich.

Sie schüttelte den Kopf. »Das heißt, es ist kompliziert. Ich habe eine nervende Mutter, deren Eltern nicht mehr leben, und irgendwo auf der Welt einen biologischen Vater, über den ich nichts weiß, weil meine Mutter mir nichts über ihn sagen wollte. Wenn der noch Eltern hat, habe ich theoretisch gesehen noch Großeltern. - Es wäre spannend, sie zu kennen.«

»Ich habe auch nur meine Großeltern mütterlicherseits gekannt; zu denen auf der Vaterseite gab es keinen Kontakt. Und sonst? Haben Sie Geschwister?«

»Nein. Ich habe nur Sarah, meine Tochter. Meine Stieftochter, müsste ich genauer sagen, aber das Wort klingt so unschön. Und Sie, haben Sie Geschwister oder Ki - oder andere Verwandte?«, verbesserte Lina sich. Dass Yohann keine Kinder hatte, stand ja wohl fest.

»Ich habe einen Cousin, Philippe. Er und seine Familie, seine Frau Florence und ihre Kinder Paul und Virginie, sind für mich meine letzten Verwandten. Ich war eben bei ihnen, in Paris.«

Sie sah ihn ironisch an. Seine Verwandten. Dennoch musste sie kichern. »Sie heißen nicht wirklich so, die Kinder - Paul und Virginie?«

»Hm - doch «, beteuerte er.

»Wie dieses unglückliche Liebespaar aus dem alten Schinken? Wie war das, Virginie ertrinkt am Ende, oder?«

»Und Paul, der sie nicht retten konnte, stirbt vor Kummer, genau.«

»Ist es nicht etwas grausam, seine Kinder nach solchen Vorbildern zu benennen?«, spöttelte sie.

Er lächelte und zuckte mit den Schultern. »Philippe hat einen eigenartigen Humor«, urteilte er nachsichtig. »Der Vorteil ist, dass nicht viele Leute mehr Bernardin de Saint-Pierres Roman von 1788 kennen.«

Sie sah ihn schräg von der Seite an. »Sind Sie Literaturwissenschaftler?«

»Ich bin Leser«, gab er schlicht zurück.

»Soso. - Wo ist Babou?«, fiel ihr plötzlich ein.

Ein Strahlen glitt über sein Gesicht, seine hellbraunen Augen leuchteten. Das Lächeln stand ihm, dachte sie sich - was sie prompt an Estelles Gefallen an ihm und leider auch an die Grimasse und das geflügelte Wort mit den Perlen und Säuen denken ließ. Sie wandte sich schnell ab und gab vor zu husten.

»Ist Ihnen wohl?«, fragte er besorgt.

Sie hustete, räusperte sich, machte glucksende und krächzende Geräusche; die Reisenden, die um sie herum saßen, starrten schon.

»Geht wieder«, brachte sie endlich hervor und wischte sich die Tränen aus den Augen.

»Wie wäre es mit etwas zu trinken?«, schlug er vor.

Sie gingen Richtung Restaurantwagen, als ein junger Mann ihnen entgegen kam. Der TGV hatte seine Höchstgeschwindigkeit erreicht, man musste sich ein wenig wie auf einem Schiff fortbewegen, auf nicht ganz sicherem Boden. Der junge Mann ging zu schnell, wankte beim Gehen zur Seite und stieß Lina hart gegen die Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht und meinte zu fallen, als sie sich von zwei Armen aufgefangen fühlte.

»Passen Sie doch auf! So geht das nicht«, hörte sie Yohanns empörte Stimme dicht an ihrem Ohr.

»Pardon, war keine Absicht«, brummte der junge Mann.

»Keine Absicht - Sie können nicht einfach so Ihre Körpermasse einsetzen, um leichtere Menschen umzuwalzen«, fuhr Yohann erbost fort, und dann sanft zu Lina, wobei er sie losließ: »Haben Sie sich weh getan?«

»Nein, alles gut. Kommen Sie.« Und sie zog ihn am Ärmel mit sich.

In der Warteschlange vor dem Tresen des Restaurantwagens wandte sie sich zu ihm: »Ich habe nicht gewusst, dass Sie so heftig werden können. Vielen Dank.«

»Gegen wen war ich denn heftig?«, wunderte er sich.

»Na, gegen den jungen Kerl, der das Pech hatte, mich anzurempeln.«

»Ach, das!« Er wurde rot. »Der war ein Rüpel! - Wollen Sie auch etwas essen?«

»Ich habe zwei köstliche, riesige Stücke Tarte au citron in meinem Rucksack, von meiner Freundin Estelle gebacken. Sie versorgt mich immer mit zu großen Portionen. Möchten Sie eines?«

»Liebend gern. Dann gehen die Getränke auf mich. Was nehmen Sie?«

»Übrigens - so wie Sie eben hat sich selten jemand für mich eingesetzt. Das weiß ich wirklich zu schätzen.« Sie sah ihn zerknirscht und dankbar an.

Er schluckte. Offenbar meinte sie es ernst. »Wie - wie wäre es mit Cappuccino?«, schlug er vor.

Später saßen sie an ihren Plätzen, prosteten sich mit ihren Cappuccinos zu und lobten Estelles Kuchen. Zu Linas Überraschung war Yohann seit dem Vorfall mit dem Rempler aufgetaut und gar nicht mehr schüchtern, und es entwickelte sich eine leicht dahinfließende, amüsante Unterhaltung, wie man so schön sagte, über Gott und die Welt oder in diesem Falle über essen und reisen, Bücher und Filme, Paris und Saint- Hernin.

Als die baldige Ankunft des TGV in Guingamp angekündigt wurde, waren beide verblüfft.

»Wirklich unglaublich, wie schnell der TGV ist«, rief sie aus. »Nicht mal drei Stunden für die Strecke, Wahnsinn!«

»Aber nicht nur der Zug, auch die Zeit scheint geflogen zu sein«, lächelte er.

Sie stiegen aus und wechselten den Bahnsteig. Zu Linas Verwirrung warteten zwei optisch identische Züge auf dem Gleis, doch Yohann erkannte an der Zugnummer, welcher der nach Carhaix war.

In den Zug eingestiegen, blieb er stehen und sah sie fragend an.

»Was denn?«, wollte sie wissen.

»Wollen wir uns nebeneinandersetzen oder möchten Sie lieber für sich sein?«

Es war eine dieser Fragen, die sie verwirrten. »Es würde mich freuen, auch weiterhin Ihre Gesellschaft zu genießen«, antwortete sie schließlich, wobei ihre Mundwinkel zuckten und sie hoffte, er möge es ihr nicht übel nehmen, dass sie seine Redeweise ein wenig parodierte. Aber das tat er nicht, sondern lud sie dazu ein, ganz vorne zu sitzen, weil man dort, über den Kopf des Zugführers hinweg, die volle Aussicht durch die Frontscheibe plus die durch die seitlichen Panoramascheiben des Zuges genieße. Dem konnte Lina nur zustimmen.

Es waren wieder die grünen Tunnel, durch die sie fuhren, nur war das Grün noch dichter, üppiger, bedrängender geworden, und nun, am letzten Tag des Monats April, blühte die Bretagne geradezu unbändig in vielfachen Farben; man sah es, obwohl es zu dämmern begann, und es passte dazu, dass der Zug erneut wie ein fröhlicher Elefant trötete.

Lina drückte ihre Freude an dieser Landschaft aus, die sie in den letzten Wochen mit dem Rad und zu Fuß erkundet habe, und Yohann sah sie aufmerksam von der Seite an. »Das Argoat, das Innere der Bretagne, ist wunderschön; aber es ist selten, dass Bretagne-Reisende nicht auch das Armor sehen wollen, die Küste«, meinte er.

»Das Meer, ja .« Eine unbestimmte Sehnsucht nach Salzluft und Möwenrufen und Wellenrauschen überfiel sie. Dann sah sie ihn offen an und gestand: »Es wäre schön, weitere Ausflüge zu unternehmen, aber - mein Aufenthalt in der Bretagne ist kein Urlaub. Ich muss mich in allem beschränken. Zurzeit lebe ich von Krankengeld. Deshalb war ich in Paris: um zu meinem Arzt zu gehen. In vier Wochen muss ich das nächste Mal hin, aber vier Wochen, das ist gar nichts .« Sie seufzte - und wunderte sich über sich selbst. Niemand anderem aus Saint-Hernin hätte sie das gesagt, sogar Pierre gegenüber hatte sie geschwiegen. Warum jetzt ihm? Es war ihr so rausgerutscht - am Ende dieser überraschend netten Zugreise.

Yohann nickte betroffen. Er ahnte, dass hier ein Tabuthema vorlag, und war darüber erstaunt, dass sie es überhaupt berührt hatte. »Ich war in Paris, weil ich eine Wohnung dort habe. Sie ist vermietet, und einmal im Jahr findet die Eigentümerversammlung statt«, erklärte er seinerseits seine Reise und setzte noch hinzu: »Aber dieses Mal hatte ich in Paris zusätzlich ein Rendezvous, das ich nicht hätte versäumen mögen.«

Sie fuhr zu ihm herum. »Ja?«

»Mit Annie Lobé, einer Journalistin.«

»Ach so.«

»Ich erfuhr einiges über den Linky - und über Menschen, die sich gegen das Ding organisieren. Die gibt es wirklich - auch wenn Sie ja nicht an den Protest gegen den Linky glauben«, zog er sie etwas auf, um zu sehen, wie sie darauf reagieren würde.

Prompt wurde sie rot und murmelte: »Ich glaube nur nicht daran, dass protestieren viel nützt - aber grundsätzlich bin ich auch nicht dagegen. Und Sie wollen das jetzt ernsthaft tun? Rebellieren?«

»Genau das.« Er grinste.

»Und was wollen Sie konkret tun?«

»Nicht sofort auf die Barrikaden gehen, wenn Sie das befürchten. Zuerst müssen die Leute überhaupt einmal aufgeklärt werden. Erst wenige haben die Ankündigung des Zählerwechsels erhalten; im Augenblick weiß noch niemand so recht, was das soll. Das muss sich ändern. Es muss eine Bürgerversammlung geben. Pierric muss alles erklären.«

»Pierric? Warum der? Meinen Sie, der wird mit Ihnen auf die Barrikaden gehen? Da wäre ich mir nicht so sicher. Im Reden, darin ist er gut, aber ... Und überhaupt, Sie haben sich zum Linky informiert, da sollten Sie auch die Leute im Dorf über das Ding aufklären, finde ich. «

Er schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Das muss schon Pierric machen, er ist der Bürgermeister! - Oh, wir sind gleich in Carhaix. Wie kommen Sie denn nach Saint-Hernin?«

Sie sah ihn halb bittend, halb schelmisch an. »Mit Ihnen?«

Er blinzelte. »Wenn Sie mich so ansehen, kann ich wohl kaum widerstehen«, sagte er und stand auf. Sie waren angekommen.

Lina, noch überrumpelt von seiner letzten Bemerkung, folgte ihm.

Er führte sie auf den Parkplatz seitlich des Bahnhofsvorplatzes, wo sein Renault vier parkte, und öffnete ihr galant die Beifahrertür.

Bevor sie starteten, wandte er sich noch einmal zu ihr. Seine Augen leuchteten, als er ankündigte: »Ich muss allerdings einen Haken fahren, über meine Freundin Sophie. Babou ist bei ihr.«

»Kein Problem«, gab Lina lächelnd zurück.

»Schön. Es ist auch wirklich nur ein kleiner Umweg.«

»Kein Problem«, wiederholte sie und dachte für sich: Merkwürdig, wie das so gekommen ist.

»Schön«, wiederholte er, lächelte vor sich hin und dachte für sich: Merkwürdig, wie das so gekommen ist.

Im Westen gegen den Strom

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