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9. Sri Chinmoy Oneness-Home Peace Run in Ägypten (Juli 1989)

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988 war Sri Chinmoy auf Konzerttournee in Deutschland. Es war in Stuttgart. Ich war sehr müde. Da hatte ich während dem Konzert das innere Bild vor mir, wie wir mit der Fackel zwischen West- und Ostbeirut rannten. Ich arbeitete damals für einen Libanesen im Holz Ex- und Import und erfuhr täglich, was in Beirut am Geschehen war. Irgendwie wollte mein Inneres auch hier Frieden, eine Oneness-World schaffen. Die Bilder liessen mich nicht mehr los. Ich wollte etwas tun in der arabischen Welt. Ich suchte das empfänglichste Land und stiess auf Ägypten. Libanon war zu gefährlich. Es hätte daraus schnell ein Kriegs- statt Friedenslauf werden können.

Und nun, wie weiter? Ich kannte niemanden aus Ägypten und war auch noch nie in diesem Land. Damals gab es noch kein Internet. Ich fragte den internationalen Telefondienst an und fragte nach der Adresse des Olympischen Komitees in Ägypten sowie nach der Adresse von Sportvereinen. Ebenfalls suchte ich im Telefonbuch alle Adressen raus in der Schweiz, welche irgendwie mit Ägypten zusammenhingen. Ich schrieb sie alle an. Ich begann Streckenpläne zu schreiben mittels einer ägyptischen Karte. Ich hatte aber keinerlei Ahnung, ob diese Strecken auch befahrbar waren. Ich fragte meinen Lehrer Sri Chinmoy in New York an und bekam die Antwort: «very good.» Ich wollte von Assuan bis Alexandria laufen über 1200 km. Jeder fand die Idee verrückt. Ich soll doch einfach etwas Kleines organisieren zum Beispiel nur in Kairo.

Ich wusste, dass dies der Weg ist, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie dies werden sollte. «Wenn alles schiefläuft, so laufe ich alles alleine», erzählte ich. Tief in mir wusste ich, dass ich diese Strecke nicht alleine laufen werde. Zwei Wochen vor meiner geplanten Reise nach Ägypten, war noch alles offen. Keine Antwort von nirgends her. So sass ich nach Ladenschluss im Oneness-World und sprach mit mir:“ He, Natika, Du erzählst der ganzen Welt, dass Du in Ägypten einen Lauf organisierst, in Tat und Wahrheit so gibt es einfach noch gar nichts. So und jetzt vorwärts.“

Kaum hatte ich dieses innere Gespräch beendet, geht die noch nicht zugesperrte Ladentür auf und eine Frau steht vor mir, welche sich für ägyptische Bücher interessiert. Ich rede und rede auf sie zu über das Projekt Ägypten. Da meint sie, dass ihr Ehemann Ägypter sei, mir aber kaum helfen könne. Da gebe es aber doch in der Nähe ein ägyptisches Restaurant. Schnell entschlossen schliesse ich den Laden und folge ihr zu diesem Restaurant. Und wahrhaftig knappe 10 Minuten vom Laden entfernt, stehe ich in einem Restaurant geführt von einem Ägypter. Ich setze mich und sprudle auf den Besitzer los. Es sitzen einige Ägypter an einem Tisch. Sie wenden sich mir zu. Da steht ein Herr auf, läuft auf mich zu, stellt sich vor als Reisebürobesitzer, räuspert sich und meint, er hätte doch ein Schreiben dazu von mir erhalten. Er gibt mir seine Adresse und bittet mich am nächsten Tag in sein Büro zu kommen.

Er vermittelt mich zum Pressecenter in Genf. Die Sache beginnt zu rollen. Schnell ist die Sache beim ägyptischen Ministerium. Der Restaurantbesitzer übersetzt uns die Broschüre ins arabisch und Narmada, eine Grafikerin und gute Läuferin hilft mir Broschüren und T-Shirts zu drucken. Wir fliegen zusammen nach Kairo. Alles was wir in Händen haben, ist ein Name und eine Adresse. Das Büro ist im hohen Gebäude des Radio- und TV Centers in Kairo. Wir verbringen ziemlich viel Zeit am Eingang, bis dass unsere Identität geprüft ist und uns ein Journalistenausweis ausgestellt wird. Wir sitzen einer Dame gegenüber, welche für uns und unser Vorhaben zuständig sein soll. Wenig später habe ich den Jugend- und Sportminister am Telefon. Narmada übermüdet von ihren Nachteinsätzen vor dem Abflug, schläft während dem Gespräch ein. Wir erhalten einen Termin beim Olympischen Komitee. Wir zwei jungen Mädchen sitzen sodann einen Tag später an einem riesigen Konferenztisch mit älteren Herren. Wir packen unsere Unterlagen aus. Da bleiben alle Augen haften auf Carl Lewis. Männer und Frauen werden aus anderen Räumen herbeigerufen. Carl Lewis hat den Bann gebrochen. Am nächsten Tag werden Broschüren, Fackeln und T-Shirts abgeholt. Wir wissen nicht, was weiter geschieht. Wir wissen nur, dass wir selbst nichts mehr tun können. Wir haben nichts mehr mit uns. Kurz darauf kommt ein Telefonanruf. Wir können nach Assuan fliegen. Uns wird eine Telefonnummer in Arabisch diktiert. Zum Glück habe ich mal ein Jahr arabisch gelernt, so dass ich die Zahlen gerade noch zusammenbringe. Wir sind mittlerweile zu viert, drei Frauen und ein Mann, zwei Deutsche und zwei Schweizerinnen. Ich rufe auf gegebener Nummer an. Wir werden in Assuan abgeholt. Es ist gegen 40 Grad. Wir werden gut versorgt. Keiner spricht mit uns. Alle sind sehr beschäftig und rennen hin und her. Wir wissen nicht, was geschieht. Plötzlich entdecke ich, dass alle mit unseren gelben Broschüren in den Händen rumrennen. Aha, es geht um unsere Sache. Am Nachmittag werden wir auf einen Ausflug zur Insel Philae eingeladen. Wir geniessen es, sind aber gleichfalls auch gespannt, was nun geschieht.

Am nächsten Morgen werden wir irgendwohin gefahren. Wir trauen unseren Augen nicht. Der rote Teppich ist ausgerollt, Gouverneur und alles, was Rang und Namen hat, ist anwesend. Eine Nubische Musikgruppe spielt und eine Gruppe junger Burschen erscheint in unseren mitgebrachten Oneness-Home Peace Run T-Shirts. Zwischenzeitlich haben die Ägypter noch zusätzliche T-Shirts gedruckt. Middle East und AL Ahram Zeitung sind da, so wie das nationale Fernsehen. Auf einer hohen Säule sehe ich Flammen aus einer Schale züngeln. Ich darf den Friedenslauf in Ägypten beginnen und die Fackel an dieser Schale entzünden.

Zwei Wochen später darf ich im olympischen Stadion in Alexandria das Feuer wieder zurückgeben. Der ägyptische Lauf ist beendet. Uns wurden 3 Organisatoren mitgegeben. Sie übernahmen das innere Feuer und setzten sich mit Herz und Seele für die Sache ein. Wir erfuhren, wie sehr in der Seele der Ägypter das Feuer für Frieden brennt. Irgendwo in der Wüste war ein Mann mit dabei, welcher im 6 Tage Krieg ein Bein verloren hatte und so ohne Krücken sich nicht fortbewegen konnte. Er leistete seinen Beitrag, indem er auch noch mitten in der Wüste, den Steinen und Bergen durch den Lautsprecher erklärte, wofür wir unterwegs sind: für den Frieden, Peace, Salam. Er muss zwischendurch das Auto wechseln. Er vergass, dass ihm ein Bein fehlte und rannte irgendwie von einem Auto zum anderen. Weder er noch wir konnten uns im Nachhinein erklären, wie es geschah ohne Krücken einfach so, diese Strecke zurückzulegen. Obwohl wir und er wussten, dass man nicht mit einem Bein rennen kann, so wussten wir alle auch, dass er irgendwie von A nach B rannte. Viele Grenzen können überwunden werden, wenn der Mensch im Herzen ist und den Verstand hinter sich lässt. Dies ist hier geschehen. In Edfu machten gar Esel rechts umkehrt und rannten uns nach. Für ein Esel Narr wie mich, ein wunderbares Erlebnis. Auf dieser Reise erlebten wir so mancherlei Abenteuer und verschiedenste Missverständnisse kamen auf. Wir sprachen davon Vegetarier zu sein, sie aber glaubten, dass wir das Fleisch missen würden und gaben uns erstmals nur Fleisch auf den Teller. Das nennt sich Gastfreundschaft in Ägypten, denn Fleisch können sich nur Reiche leisten. In einer anderen Stadt, bekannt für Tauben, so waren alle mit Rang und Namen zu Tische geladen. Narmada hatte Durchfall, fühlte sich schlecht, legte mitten im Essen die Gabel weg, stand auf und legte sich aufs Sofa vor dem grossen Saal. Innert Sekunden legte die gesamte Runde geladener Gäste das Besteck zur Seite und erklärte das Mal beendet. Auf jedem Teller lagen die geopferten Tauben noch kaum berührt. Das nennt sich oberägyptische Gastfreundschaft. Wenn der Gast das Mal beendet, ist es für jedermann beendet, lernten wir daraus. In einer anderen Stadt wussten sie davon, dass Narmada so gerne im Nil schwimmen gehen würde. In Assuan war dies möglich. Danach war die Gefahr zu gross, dass Krankheiten aufgelesen werden wie Bilharzie. Um uns trotzdem glücklich zu machen, wurde ein 50m langes Schwimmbecken für uns mit Wasser aufgefüllt. Diese Sportanlage sollte erst eine Woche später eröffnet werden und wurde in Fronarbeit des Volkes erbaut. Wasser ist für diese Menschen etwas, womit ein sorgsamer und sparsamer Umgang verbunden ist. Ich schämte mich. Wir nahmen es an und drehten einige Runden im Bassin.

Wir waren Staatsbesuch und dementsprechend auch laufend bewacht, was für uns ungewohnt war. So schlugen wir ein Schnippchen. Wir baten um Fahrräder und gaben vor, dass wir im Stadion zur körperlichen Ertüchtigung einige Runden drehen wollten. Stattdessen flohen wir zu zweit in den Verkehr ab in die Stadt, trafen einen Läufer, der uns vom Tag her kannte und verbrachten bis spät in die Nacht die Zeit bei seiner Familie. Währenddessen sassen die Organisatoren und Gastgeber der Stadt zusammen und bangten um uns. Schliesslich auf dem Weg zurück, kreuzten wir einen Polizisten auf dem Motorrad, welcher uns am Tag am Lauf begleitet hatte. Er bat uns auf dem schnellsten Weg zurückzukommen. Dort trafen wir auf versteinerte Minen. Ägypter kennen viel Humor. Ich versuchte es damit. Aber nichts hellte sie auf. Einige Minuten später wäre die gesamte Polizei der Stadt aufgeboten worden, um uns zu suchen, bekamen wir schliesslich zu wissen.

In Kairo fand bei den Pyramiden ein Lauf statt vom König Faysal aus Saudi-Arabien gesponsert. Divaspatti durfte gar seine Hand schütteln. Für Frauen war dies nicht möglich. Wir konnten aber Preise von ihm in Empfang nehmen.

Irgendwie bekam auch Gaddafi von diesem Lauf zu wissen, bevor wir in Ägypten waren. Sein Sekretär rief im Restaurant in der Schweiz an und bat darum, dass wir auch nach Libyen kommen sollten. „Er dürfe gerne einen Lauf organisieren“ wurde ihm ausgerichtet. Die internationale, politische Situation war zu angespannt, um dieses Angebot anzunehmen.

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