Читать книгу Mein innerer Schrei ONENESS-WORLD - Natika Weingartner Smirna Mata - Страница 8
2. Meine Schul- und Jugendzeit (bis 1982)
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rst 1986 sollte dieses Dorf, dieser Traum, diese innere Sehnsucht einen Namen bekommen: Oneness-World.
Dazwischen lagen schöne und auch schwierige Jahre. Ich suchte meinen Platz in dieser Welt.
Ich verbrachte viel Zeit in der Natur. Die Natur erfüllte mich mit Kraft und regte meine Kreativität an. Sie half mir zurück in meine Seele zu kommen und gab mir Kraft derselben zu folgen. Um meiner eigenen Seele zu folgen, so verbrachte ich meine Freizeit meist alleine oder aber mit der Familie in den Ferien, wo uns unsere Eltern vor allem in die Berge führten. Meine Mutter führte mich in die Geheimnisse der Pflanzenwelt ein. Mein Vater trug oft am Abend seinen Rucksack voll mit meinen gesammelten Steinen. Der Katzensee war mein See. Ich genoss den Weg zu Fuss zeitweise barfuss (einige Kilometer hin und zurück) oder aber auch mit dem Fahrrad dorthin über Felder und durch Wälder. Dort genoss ich das Schwimmen. Ich schwamm oft die Länge und war so ganz alleine mit der Natur.
Die Schule war nicht so einfach für mich. Ich wollte einfach in kein Schema passen. Im Kindergarten wollte man meiner Mutter weismachen, dass ich einen Gehirnschaden hätte. Und dies nur, weil ich in der Poliklinik keine Lust hatte den zugewiesenen Strichen am Boden zu folgen. Daraufhin wurde vermutet, dass ich kaum je richtig sprechen lernen würde, da mein Mund einfach die Worte nicht so schnell formen konnte, wie meine Gedanken sprudelten. Irgendwann wurde vermutet, dass ich auch nie richtig rechnen lernen werde. Dass ich vieles intuitiv, viel schneller erfasse und oft einfach mit der geistigen Welt so verbunden war, so dass ich einfach anders funktioniere, konnte niemand wissen.
Meine Mutter stand Hundert Prozent hinter mir und konnte nur schwer verstehen, dass ich irgendwie geschädigt sein sollte.
Als ich zur Schule kam, so war ich Linkshänder. Wieder war es meine Mutter, welche sich dafür einsetzte, dass man mich so nahm, wie ich bin und mir beibrachte mit der linken Hand zu schreiben.
In der Handarbeit, später beim Zeichenunterricht in der Sekundarschule und danach im Gymnasium waren die Lehrer/innen immer wieder verblüfft über meine speziellen Farbzusammensetzungen wie orange und blau oder Magenta und blau etc. Eine Zeichenlehrerin meinte damals: Ich müsste eine asiatische Seele sein.
Ja, wahrlich in Europa war ich wohl selten inkarniert und schon gar nicht in der Schweiz.
Als ich vor Jahren Alo Devi, der Mutter des Sri Chinmoy Ashrams, eine Puppe aus Kairo schenkte, schaute sie mich an und meinte, dass meine Seele viele Inkarnationen in der arabischen Welt hinter sich hat. Ich vermute von Afghanistan, Jemen, Libanon bis Ägypten war ich in allen Ländern in anderen Leben zu Hause. Ich häkelte mir in jungen Jahren ein Umhangtuch in schwarz mit Vögeln eingehäkelt, in welches ich mich so gern einhüllte, obwohl ich mich sonst weigerte schwarz zu tragen. In Kairo schliesslich hatte ich folgendes Erlebnis: Als die Stiefmutter Mohameds (er war mein Begleiter und Helfer, um mich im Dschungel des Khan Khalili Marktes zurechtzufinden) auf der Strasse auf mich traf, im schwarzen Umhang, mit schwarzem Tuch auf dem Kopf, war mir, ich sehe mein Spiegelbild vor mir. Ich war für einen Moment wie in ein anderes Leben versetzt. Es hatte nichts mit dieser Frau zu tun. Es erinnerte mich nur daran, dass ich mich wohl viele Leben genauso im schwarzen Umhang, das Gesicht frei umrandet vom schwarzen Kopftuch, auf der Strasse bewegte. Meine Mutter hatte auch Ihre Mühe, dass ich Äpfel und Birnen so sehr verabscheute. Ich liebte und liebe Orangen, Datteln, Mangos und Bananen. Asiatische und orientalische Küche ziehe ich auch heute noch allem anderen vor. Für so manches Verhalten in diesem Leben, so finden wir, wenn wir tief in unsere früheren Leben vorstossen, dort die Wurzeln zu unserem heutigen Sein und Leben.
Die Welt des Verstandes, losgelöst aus der Ganzheitlichkeit, so wie es die Schule zelebriert, war für mich schwierig. Ich taute immer dann auf, wenn der Lehrstoff mit dem Leben verbunden war. Es fiel mir einfach, vernetzt und ganzheitlich zu denken.
Mir fehlte etwas im Leben. Ich begann zu suchen. In der Pfadfinderei fand ich einen Raum, um mich auszutoben. Ich konnte mit den Kindern draussen in der Natur sein, in Ihre Kinderwelten eintauchen und meine Phantasie und Kreativität ausleben. Ich war da auch in einer Phase, wo ich ein autarkes Leben führen wollte. Ich lernte selber Käse herzustellen, buk regelmässig eigenes Brot, sammelte Wildkräuter und benutzte sie in der Küche. Ich fertigte Schmuck an mit Maiskernen und Rindenschnitzereien, nähte mir meine eigenen Sandalen und spann meine eigene Wolle. Ich würde dies heute meine Gandhi Zeit nennen. Ob ich damals schon von ihm wusste, mag ich mich nicht erinnern. Nach meiner Schulzeit in England fesselte mich sein Leben endgültig. Ich las seine Autobiografie und schaute mir in London einen Film über sein Leben an.
In der Schule bekam ich nicht diese geistige Nahrung, nach welcher ich mich sehnte. Ich war lernbegierig. Ich wollte mich weiterentwickeln.
Ein Deutschlehrer verstand mich zu unterstützen. Er lobte meine Gedichte. Ich begann zu schreiben und schrieb und schrieb. Die späteren Deutschlehrer konnten nichts mit meinen Schriften anfangen. Sie passten nicht in ihre Schemen. «Wir sind hier an der Schule keine Schriftsteller!», sagte mir einst ein Lehrer. Das verwirrte mich. Ich fand sodann heraus, wie ich zu schreiben habe, um den gewünschten Schulstil von meinen Lehrern zu treffen. Schliesslich verlor ich mich ganz. Ich wusste nicht mehr, was mein eigener Stil war, noch konnte ich in der meiner Lehrer angepassten Art und Weise mehr schreiben. Meine Aufsatznoten kollerten komplett in den Keller.
Es hat viele Jahre gebraucht, bis ich wagte meine nächsten Texte zu schreiben. Wie wichtig in diesen jungen Jahren das Urteil eines Lehrers sein kann, erfuhr ich damit im Positiven wie im Negativen. Das Schönste ist, wenn junge Menschen einfach in ihrem eigenen Sein gefördert werden. Dies verstanden meine Eltern sehr gut. Ich war für sie einfach gut, so wie ich war.