Читать книгу Der Auszubildende - Neil Nilas Grün - Страница 12

II.

Die Ereignisse des zweiten Entwicklungsgesprächs blieben ohne Folgen: Möglicherweise hatte Mathilda tatsächlich nachgedacht. Gregors Ausbildung lief einfach weiter und es kam der Moment, in dem er seine erste Ausbildungsleistung erbringen musste. Bei dieser ging es darum, eine sogenannte Lebensweltanalyse zu verfassen, in der beschrieben werden sollte, wie die OGS aussah, was die Kinder in dieser nicht alles lernen konnten und was die Betreuung den Schülerinnen und Schülern für unglaubliche Vorteile bot. Außerdem sollte Gregor das Umfeld der Einrichtung beschreiben, aus welcher sozialen Schicht die Kinder stammten und so weiter.

Es handelte sich um ein durchaus anstrengendes Unterfangen, diesen Text zu schreiben, denn nur wenig von dem, was er zu beschreiben hatte, existierte tatsächlich. Das, was vorhanden war, entsprach allerdings dem Zeitgeist, denn Gregor war in einer modernen und fortschrittlichen Einrichtung gestrandet.

In seinem Ausbildungsgang wurden jedoch nicht allzu umfangreiche Schriften erwartet, so dass das niederzuschreibende Elend bereits auf der vierten Seite wieder vorbei war.

Mathilda ließ es sich dann als seine Praxisanleitung, so wurde dies genannt, nicht nehmen, sein Werk zu lesen – erstaunlicherweise war sie mit seiner Leistung einverstanden. Auch Frau Biest, die ihm als Ausbildungslehrerin zugeteilt worden war, war einverstanden: Offensichtlich hatte er den richtigen Ton getroffen.

Allerdings handelte es sich um das erste Schreiben des Ausbildungsgangs, das noch keinen Bezug zu pädagogischen Handlungen mit den Kindern hatte. Deshalb konnte Gregor dieses Fragment der Ausbildung als erledigt betrachten, daraus jedoch keine Schlüsse für die weiteren zu verfassenden Schriften ziehen: Seine zukünftigen schriftlichen Ausbildungsleistungen mussten Planungen für Aktionen sein, beispielsweise Bastelaktionen, die er zusammen mit den Kindern durchführen wollte. Bei der Durchführung des Geplanten war es dann Aufgabe Frau Biests, dabei zu sein, im Rahmen von Ausbildungsbesuchen, um Gregors Fähigkeiten im Umgang mit den Kindern zu bewerten. Es war dasselbe Prinzip wie bei seiner praktischen Prüfung in seiner ehemaligen OGS.