Читать книгу DER ERZENGEL JOHANNES - Nicole Sturm - Страница 20

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_KAPITEL 15

Honigtau

_Frankreich // 1245

D

er Sonnenaufgang schleicht sich an zwei Liebende heran. Das Korn wiegt im Takt des Windes den Morgentau von den Stängeln. Maras Fuß streichelt sanft über Johannes Unterschenkel. Der Dämon dreht sich mit schlafenden Liedern und einem wohligen Lächeln, auf den Rücken. Der Tau auf Maras nackter Haut rinnt ihre Form hinunter. Es kitzelt die Tropfen. Sie steht auf und streckt im Gedanken ihre Flügel, während ihre Beine durch das goldene Feld streichen. Sie geht ein paar Schritte die Anhöhe hinunter, wobei das Licht sich auf ihrer Haut wärmt. Mara kniet sich und riecht an einer einsamen Mohnblüte. Ihre Finger streichen über den grünen Stängel, doch sie weigert sich die Anmut zu pflücken. Die grünen Augen schweifen über den friedlichen Horizont. Sie richtet sich auf und dreht sich wieder zu Johannes. Das Korn biegt sich unter ihren filigranen Schritten, bis sie sich wieder neben Johannes legt und ihr Haupt auf seine Brust bettet. In ihren Ohren mischt sich der drehende Wind mit Johannes Herzschlag. Licht fließt durch seine Augenlider.

Johannes?

Ja?

Werden die Menschen eines Tages aufhören?

Ihre Worte klingen weniger besorgt als stagnierend.

Ich meine, werden sie jemals … ich versteh nicht wie sie sich lieben und kurz darauf so grausam zueinander sein können. Sie müssen doch … irgendwann …

Das ist Freiheit.

Sich gegenseitig abzuschlachten?

Sich unschuldig zu fühlen, nachdem man es getan hat.

Mara fühlt wie Johannes ruhige Stimme durch seinen warmen Körper strömt.

Gott macht es den Menschen im Leben zu schwer und zu leicht im Tod. Er will sich seinen Fehler nicht eingestehen.

Mara drückt sich mit den Füßen an Johannes hoch und legt ihren Kopf auf seine Schulter. Ein Moment des Glücks liegt auf seinen Lippen.

Deine Haare riechen nach Rauch.

Maras Blick entgleist. Mit einer Hand auf dem Boden und einer auf Johannes Brustkorb, stemmt sie sich hoch. Am Horizont erheben sich drei Rauchsäulen. Der Geruch von brennenden Menschenfleisch, getragen von der warmen Morgenluft, hat etwas Endgültiges. Johannes richtet sich auf. Nur wenige Schritte den Hügel hinauf, blicken beide erneut auf die Unwürdigkeit der Seelenträger.

Die Scheiterhaufen sind zu weit weg um die Schreie der Frauen und ihrer Mörder zu hören, doch die tanzenden Flammen sind selbst im Tageslicht gut zu sehen. Ohne ihr Zutun steigt ein einzelnes Wort aus Maras Mund.

Hexen.

Jetzt morden die Christen schon vor dem ersten Stück Brot.

Johannes schließt seinen Mund und sieht zu seiner Gefährtin. Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickt nachdenklich in den dichten schwarzen Rauch.

Wie willst du sie strafen?

Wie straft man Menschen die andere verbrennen, nur weil sie die falschen Pflanzen im Wald pflücken?

Mara sammelt sich einen Moment, bevor sie antwortet.

Langsam. Jeden der einen Holzscheit gegeben, geschlagen oder angezündet hat.

Sie dreht sich schwungvoll um, dass ihre Haare den Wind, für einen kurzen Moment, bezwingen.

Ich zieh mich an.

DER ERZENGEL JOHANNES

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