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Umgekehrte Kausalität in Studien zu veganer Ernährung und Essstörungen

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In Bezug auf die gesundheitsmotivierten vegan essenden Personen ist es also eine umgekehrte Kausalität, die hier zum Tragen kommt. Es ist nicht die vegane Ernährungsweise per se, die Personen in eine Essstörung treibt, sondern es sind Personen mit Hang zu Essstörungen, die dazu neigen, sich für eine vegane oder vegetarische Ernährung (aus den falschen Gründen) zu interessieren. In einer weiteren Untersuchung wurde gezeigt, dass eine pathologische Fixierung auf »gesunde« Ernährung (»Health Food Fanaticism«) deutlich häufiger bei vegetarisch als bei vegan essenden Menschen auftrat.19 Das ist insofern nicht überraschend, da in mehreren Untersuchungen als Hauptgrund für den Wechsel hin zu einer vegetarischen Ernährung gesundheitliche Gründe ausschlaggebend waren, wohingegen es bei veganer Ernährung in erster Linie (aber nicht nur) ethische Aspekte sind.20,21 Somit unterscheiden sich die Beweggründe von Vegetarier*innen und Veganer*innen und ihre Beziehung zum Essen deutlich voneinander. Das ist besonders vor dem Hintergrund spannend, da in Studien Veganer*innen im Vergleich zu Vegetarier*innen (und Mischköstler*innen) durchschnittlich ein höheres Level an Wissen über gesunde Ernährung aufwiesen, obwohl die eigene Gesundheit in vielen Fällen nicht ihre primäre Motivation für die Ernährungsumstellung ist.22

Auch die sozialen Medien sind voll mit Geschichten essgestörter (Ex-)Veganer*innen, die zum Teil bewusst oder unbewusst ihre pathologischen Essensmuster hinter der Fassade einer veganen Ernährung versteckten und damit nicht nur ein schlechtes Vorbild für ihre Follower*innen sind bzw. waren, sondern auch dazu beitragen, dass der Veganismus in der öffentlichen Wahrnehmung fälschlicherweise von manchen Seiten als eine Essstörung angesehen wird. Eines der vermutlich prominentesten Beispiele der jüngeren Vergangenheit ist die US-Amerikanerin Jordan Younger. Sie war bis 2014 besser bekannt als »The Blonde Vegan« (heute »The Balanced Blonde«) und erreichte mit ihrem Blog und Social-Media-Auftritt eine große Anhänger*innenschaft. Sie wurde Berichten zufolge nicht aus ethischen, sondern aus gesundheitlichen Gründen vegan – in der Hoffnung, so ihre Verdauungsbeschwerden in den Griff zu bekommen.23 Ohne Ausbildung im Ernährungsbereich wandte sie sich einer überwiegend rohköstlichen gluten-, zucker-, öl-, getreide- und hülsenfruchtfreien veganen Ernährung sowie periodenweisen, längeren Saftfasten-Kuren mit nur 800 Kalorien pro Tag zu.24,25 Wenig überraschend setzte aufgrund der Mangelernährung ihre Periode aus, sie kämpfte mit starker Müdigkeit, Haarverlust und Hautproblemen und der Großteil ihrer Gedanken kreiste nur um das Thema Essen. Ist es fair, hier die vegane Ernährung dafür verantwortlich zu machen? Trieb diese Jordan Younger in die Essstörung oder war nicht vielmehr die Essstörung vorhanden und ihre restriktive Art der »veganen« Ernährung lediglich ein Weg, diese auszuleben? Mit lediglich 800 Kalorien pro Tag und einer extrem limitierten Lebensmittelauswahl würden bei allen Ernährungsweisen gesundheitliche Probleme auftreten – unabhängig davon, ob diese vegan sind oder nicht. Ihr Fall wurde die Grundlage einer Fallstudie zum Thema »Healthism« (Gesundheitshysterie), in der sehr deutlich letzteres Szenario als der wahrscheinlichere Grund benannt wird. Darin schreibt die Autorin: »Youngers orthorexisches Verhalten startete mit dem Wunsch, ihr Wohlbefinden zu verbessern, das schon lange unter unspezifischen Verdauungsbeschwerden litt. Nach ihrem ersten ›Juice Cleanse‹ fühlte sie sich so rein und gesund, dass sie beschloss, vegan zu leben und ihre Erfahrungen über ihren Blog und Instagram-Account zu teilen. […] Es gibt viele schlechte, pseudowissenschaftliche Argumente für den Veganismus, aber auch ebenso viele seriöse, ethisch motivierte Gründe. Erstere sind […] die Art von Argumenten, auf der die extrem restriktive Ernährung von Jordan Younger aufbaute.«26 Ähnliche orthorexische, restriktive und mangelhaft zusammengestellte Ernährungsmuster ziehen sich wie ein roter Faden durch die Erzählungen vieler bekannter Social-Media-Ex-Veganer*innen wie Bonny Rebecca, Raw Alignment, Rawvana, Tim Shieff und weiterer. Keine dieser Personen aß eine ausgewogene und bedarfsdeckende vegane Ernährung und es ist in deren Fällen nicht fair, den Veganismus für dieses destruktive Essverhalten verantwortlich zu machen.

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