Читать книгу Vollmondnacht - Nina Johanna - Страница 11
ОглавлениеAus dem hohen Gras neben dem steinigen Weg tönte das Zirpen von Grillen. Leichte, warme Winde umwehten die beiden Freunde, sodass ihre Haare sanft über ihre Wangen strichen. Eine Zeit lang wagte es Luna nicht zu reden. Die Situation kam ihr surreal vor. Da war sie doch tatsächlich mitten in der Nacht heimlich aus dem Waisenhaus verschwunden, um die Wahrheit über ihren schon so oft durchlebten Traum herauszufinden. Ihr Herz klopfte vor Aufregung, und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Situation fühlte sich komplett richtig an. Keine Sekunde lang zweifelte sie an ihrem Plan. Neben ihr war ein lautes Knacken unter dem Schuh ihres besten Freundes zu hören. Sogleich leuchtete Luna mit der Taschenlampe, die sie nicht weit vom Waisenhaus entfernt aus ihrem Rucksack gezogen hatte, auf den Fuß und anschließend direkt in Josephs Gesicht. Sofort verzog er dieses, sodass seine Augen klein und seine Stirn faltig wirkten, und hielt die schlanke Hand gegen das Licht. „Pass auf, wo du hinsteigst“, sagte sie und richtete den Lichtstrahl wieder auf den Weg vor ihnen. „Danke für den Tipp! Gott sei Dank ist es ja auch gar nicht finster, und die Bodensicht ist perfekt!“, antwortete dieser mit einem schiefen Lächeln. Sein Sarkasmus wurde von seiner Freundin ignoriert, die mit leichten und motivierten Schritten neben ihm weiterging. Schon bald erreichten sie die Kirche, deren Turm mit schweren Glockenschlägen zur vollen Stunde läutete. In den Holzhäusern um den Kirchplatz brannte kein Licht, das Dorf schien tief und fest zu schlafen. Auch das kleine Gästehaus, in dem Luna einen Sommer lang als Zimmermädchen gearbeitet hatte, lag im Dunkeln. Nach einigen Schritten knirschte es auf dem steinigen Weg, und ein Schatten lief vor ihren Nasen vorbei. „Schau mal, wir bekommen Besuch“, sagte Joseph ruhig und richtete die Taschenlampe in Lunas Hand auf eine dicke, schwarzgrau gestreifte Katze. Luna wusste, dass diese zum Bauernhof gehörte, der mit seinem alten Haupthaus, dem Schweinestall, dem Hühnerschuppen und der Apfelplantage genau vor ihnen lag. Langsam bückte sich Joseph, um die Katze zu streicheln, die sich vorsichtig näherte, um jedoch gleich darauf mit weiten, geschmeidigen Sprüngen davonzurennen. Nachdem sie leise über den Hof, in dessen Mitte ein schmutziger Traktor stand, geschlichen waren, kletterten Luna und Joseph über den Zaun, der die Obstplantage des Bauern umschloss, und schlängelten sich zwischen den Apfelbaumreihen hindurch. Der herrlich süße Duft von reifen Früchten stieg ihnen in die Nase. Immer wieder bückte sich Joseph, um gefallene Äpfel aufzuheben, sie nahe an sein Gesicht zu führen und die noch nicht fauligen in seinen Rucksack zu stecken. Bald schon hatten die beiden das andere Ende des Bauerngrundes erreicht, wo sie erneut über den in die Jahre gekommenen Holzzaun kletterten und vorsichtig durch die tiefen Spuren, die der Traktor durch die trockene Erde gezogen hatte, stampften. Der in der Dunkelheit bedrohlich wirkende Wald lag schlafend vor ihren Augen. „Irgendwo hier muss der Weg beginnen!“, flüsterte Luna und fuhr mit dem Strahl der Taschenlampe den Waldrand ab. „Ich glaube, das ist er!“, sagte sie schließlich und stieg durch Büsche hindurch zu einem kleinen Spalt zwischen dichten Sträuchern. Joseph folgte ihr und versuchte mit seinen Armen die widerspenstigen Äste der Sträucher aus dem Weg zu räumen. Plötzlich verlangsamten sich Lunas Schritte, und die beiden standen mitten auf einer großen Lichtung im Wald. Die Obstplantage des Bauern war hinter den Sträuchern, durch die sie sich gerade durchgekämpft hatten, verschwunden, und es fühlte sich an, als hätten sie eine komplett neue Welt betreten, als hätten sie alles hinter sich gelassen und keine Möglichkeit mehr, in ihr altes Leben zurückzukehren. Luna hörte Joseph neben sich beunruhigt schlucken. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und schwang ihre dicken, braunen Locken auf den Rücken. „Mir ist der Wald in der Dunkelheit nur etwas suspekt, das ist alles“, antwortete er nervös und zog die Riemen seines Rucksacks fest zusammen. „Also, in welche Richtung schickt dich deine Stimme?“
„Es gibt nur eine Möglichkeit, und die liegt geradeaus!“, sagte Luna und richtete die Taschenlampe auf den unruhigen Weg vor ihnen. Sie konnte nicht viel erkennen, doch was sie sah, kam ihr bekannt vor. So oft war sie diesen Weg schon gegangen. Er war steinig und von Wurzeln durchwachsen, umgeben von hohen Bäumen mit dicken Stämmen, die mit dunkelgrünem Moos bedeckt waren. Das bedrohliche Rascheln von Blättern in der Dunkelheit riss Luna aus ihren Gedanken und ließ sie ruckartig auf der Stelle herumfahren. „Was war das?“, flüsterte Luna mit aufgerissenen Augen. „Ich will es gar nicht wissen“, antwortete Joseph zögernd und blickte um sich. „Eines ist allerdings sicher: Das hier ist nicht unser Zuhause. Wir gehören hier nicht hin. Hier sind wir die Eindringlinge“, murmelte er nachdenklich. Kurze Zeit herrschte Stille, bis Luna schließlich: „Komm, lass uns gehen“ sagte und mit vorsichtigen Schritten dem Waldweg folgte. Joseph stolperte hinter ihr her und drehte seinen Kopf immer wieder in alle Richtungen, aus denen er glaubte, Geräusche zu hören, doch um sie herum war es überall erdrückend schwarz. Lediglich der durch den Lichtkegel der Taschenlampe erhellte Waldboden war zu sehen. „Bleib dicht bei mir“, sagte Luna aufmerksam. Schweigend gingen die beiden immer tiefer in den Wald, zuerst geradeaus und dann rechts die leichte Steigung hinauf. Luna machte sich keine Sorgen, sich zu verirren. Sie kannte den Weg genau.
Nach einiger Zeit wurden ihre Beine schwerer und ihre Schritte langsamer. Das vorsichtige Herantasten durch die Dunkelheit erschöpfte ihre Körper. Zögerlich blieb Joseph stehen, griff nach Lunas Schulter und drehte die Freundin zu sich herum. „Ich finde, wir sollten jetzt zwei, drei Stunden rasten und erst bei Sonnenaufgang weitergehen.“
„Aber wir sind doch noch gar nicht weit gekommen!“ Luna schaute ihn mit traurigen Augen an.
„Wir sind aber weit genug vom Dorf entfernt. Wenn sie bemerken, dass wir verschwunden sind, wird uns hier niemand suchen. Es bringt nichts, wenn wir den ganzen nächsten Tag übermüdet sind. Lass uns jetzt ein bisschen ausruhen, und bei Sonnenaufgang starten wir mit neuer Energie.“ Luna schaute ihrem Freund in die müden Augen. Er hat recht, dachte sie. Jeder Muskel in ihrem Körper war verkrampft vor Müdigkeit, und ihre Augen waren erschöpft vom angestrengten Schauen in der Dunkelheit. „Na gut, aber sobald die Sonne aufgeht, brechen wir auf!“, sagte sie und unterstrich ihre Aussage mit einem in die Luft gehobenen Finger. „Selbstverständlich!“, antwortete Joseph sanft mit einem Lächeln. Gemeinsam suchten sie ein passendes Plätzchen unter einem Baum mit wild durcheinander wachsenden Zweigen, wo sie eine der mitgebrachten Decken platzierten. Ausgelaugt legten sie sich nebeneinander darauf, nahmen ihre Rucksäcke als Polster und deckten sich mit der zweiten Decke zu. Um sie herum herrschte Stille, nur ab und zu war das Knacken von Ästen oder das Rascheln von Blättern zu hören. Nach wenigen Minuten schliefen beide, ermattet vom aufregenden Start ins Abenteuer, ruhig nebeneinander ein.
*
„Geh weiter.“ Luna lief den Waldweg entlang, bis sie bei der Gabelung ankam. „Geh weiter.“ Der Klang der Stimme gab Luna ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Ihre Füße trugen sie mit Leichtigkeit den bekannten Weg entlang, bis sie immer schneller und schneller wurde, um den Wasserfall in kürzester Zeit zu erreichen. „Bald schon hast du es geschafft“, flüsterte die zarte Stimme sanft.
*
Das Summen einer Biene riss Luna aus ihren angenehmen Träumen. Kurze Zeit starrte sie verwirrt in die Luft, bis sie begriff, wo sie sich befand und warum sie mitten im Wald auf einer Decke lag. Die helle Morgensonne schien warm durch die dichten Baumkronen. Mit kleinen Augen schaute sich Luna um und stellte fest, dass der Wald bei Tageslicht viel freundlicher und einladender wirkte, als noch vor wenigen Stunden, als sie durch die Dunkelheit gestolpert waren. Neben ihr atmete Joseph ruhig und gab immer wieder wohlige Geräusche von sich. Luna betrachtete ihn genau und entdeckte überrascht das Messer in der Hand ihres besten Freundes, das er trotz seines tiefen Schlafs fest umklammerte. Er musste es, während sie schlief, aus dem Rucksack genommen haben. Ausgeruht stand Luna auf, streckte die Arme weit in die Luft und klopfte einige Blätter und ein bisschen Erde aus ihrer staubigen Kleidung. Obwohl es erst ungefähr sieben Uhr in der Früh sein konnte, wärmte die Sonne die Erde bereits mit so einer beeindruckenden Kraft, dass Luna sich den blauen Pullover auszog und in ihren Rucksack stopfte. Mit lautem Gähnen erwachte Joseph, dessen Haare zerzaust vom Kopf abstanden, und setzte sich sogleich putzmunter auf. Auch kurz nach dem Augenaufschlag wirkte er nicht verwirrt, sondern so, als wüsste er genau, wo er sich befand. „Guten Morgen, Prinzessin! Ich hoffe, die Erbse hat die Qualität Ihres Schlafes nicht vermindert“, sprach er mit vom Schlaf tiefer Stimme, zog einen Stein unter der Decke hervor und warf ihn in den Wald hinein. Luna lachte und fasste sich mit der linken Hand an den Rücken. Tatsächlich fühlte es sich an, als hätte sie direkt auf dem spitzen Stein geschlafen. Unter ihrer linken Schulter spürte sie einen stechenden Schmerz. „Guten Morgen! Hast du mit einem Überfall gerechnet?“, fragte sie und zeigte auf das Messer in Josephs Hand. „Bären oder doch tollwütige Eichhörnchen?“
„Ich würde es bevorzugen, das Zusammentreffen mit sowohl dem einen als auch dem anderen zu vermeiden!“ Er strich seine schwarzen kinnlangen Haare, so gut es ging, glatt und öffnete schwungvoll seinen Rucksack. „Was darf ich denn zum Frühstück kredenzen? Vielleicht ein Brot oder einen Apfel?“ In hohem Bogen warf er Luna einen vom Bauernhof mitgenommenen Apfel zu, den sie lässig mit einer Hand fangen konnte. „Danke!“, sagte sie fröhlich und biss hungrig hinein. Bis jetzt hatte sie gar nicht gemerkt, wie stark ihr Magen vor Hunger knurrte. Kein Wunder! Vor lauter Aufregung hatte sie gestern im Waisenhaus kaum etwas zu Abend gegessen. Joseph halbierte ein mit Käse belegtes Brot, reichte Luna die eine Hälfte und behielt die andere für sich. „Wir müssen uns den Proviant gut einteilen. Wer weiß, wie lange uns deine Stimme durch den Wald scheuchen wird.“ Genüsslich aß Luna ihr Frühstück und schaute sich nochmals um. „Bei Tageslicht wirkt alles gleich viel freundlicher!“, bemerkte sie zufrieden. Joseph nickte und biss in sein halb aufgegessenes Brot. Das Summen von Bienen und das Zwitschern der Vögel hallte durch den Wald. Gemütlich aßen die beiden Jugendlichen ihr Frühstück auf, bis sich Joseph schließlich aufrecht hinsetzte und Luna direkt in ihre blauen Augen schaute. „Aber jetzt mal ehrlich. Wie stellst du dir diesen Ausflug vor?“
„Was meinst du?“
„Wir folgen der Stimme in deinem Kopf, bis wir den Wasserfall gefunden haben?“
„Genau! Ich kenne den Weg dorthin. Viele der Bäume und Wurzeln kommen mir bekannt vor. Wir müssen uns nur Schritt für Schritt voran tasten, bis wir schließlich beim Wasserfall ankommen.“
„Wie lange wird die Reise dauern?“
„Ich weiß es nicht.“
„Und dann? Was passiert, wenn wir den Wasserfall erreicht haben?“
„Ich weiß es nicht. Das werden wir dann schon sehen.“ Eine Zeit lang starrte Joseph Luna schweigend an, bis er schließlich nickte.
„Okay. Und wem gehört die Stimme? Warum möchte diese Stimme, dass du zum Wasserfall gehst? Könnte es nicht sein, dass dir diese Stimme – na ja – nichts Gutes möchte?“ Er legte seinen Kopf schief und begann, mit einem Ast zu spielen.
„Ich weiß nicht, wem diese Stimme gehört. Vielleicht existiert sie auch gar nicht. Vielleicht ist die Stimme nur in mir.“ Verträumt schaute Luna in die Baumkronen. „Ich bin überzeugt, dass mich nichts Böses erwartet, dafür ist die Stimme viel zu schön und freundlich. Ich habe einfach so ein Gefühl in mir. Es ist wichtig für mich, diesen Wasserfall zu finden.“
„Stell dir mal vor, rein theoretisch, wir finden diesen Wasserfall. Ich bin mir sicher, er wird wunderschön und ein faszinierendes Naturspektakel sein, so wie jeder andere Wasserfall auch, aber stell dir vor, sonst passiert nichts. Keine Antworten, keine Stimme im Kopf, gar nichts. Was machen wir dann?“ Luna kräuselte ihre Lippen und zog ihre Augenbrauen zusammen, als würde sie angestrengt nachdenken. „Tja, dann haben wir zumindest ein aufregendes Abenteuer erlebt, bei dem Roberta, Margret und Co. nur so die Ohren schlackern werden, wenn wir es ihnen erzählen!“ Joseph lachte laut.
„Na dann, lass uns keine weitere Zeit verlieren!“, rief Joseph in den Wald hinein und packte gespielt enthusiastisch die Decken ein. Luna half ihm und schulterte danach ihren eigenen Rucksack. Vergnügt und um einiges positiver gestimmt als noch vor wenigen Stunden, machten sie sich auf den Weg.
Als die beiden den immer steiler werdenden Weg hinauf stapften, fingen ihre Oberschenkel bald schon erneut zu brennen an. Die Atemzüge wurden kürzer, und sie mussten mehrere Pausen einlegen, in denen sie nur kleine Schlucke Wasser tranken, um noch längere Zeit damit auszukommen. Der Abend dämmerte bereits, als sie schließlich bei der Weggabelung ankamen, von der Luna schon so oft geträumt hatte. Joseph blieb in der Mitte stehen, stemmte seine Arme in die Hüften und atmete tief aus. „Kommt dir das bekannt vor?“ Mit einem Finger zeigte er zuerst auf den linken und anschließend auf den rechten Weg. „Natürlich! Wir nehmen den linken Weg!“
„Das habe ich befürchtet!“, sagte Joseph mit einem schiefen Lächeln. Der linke Weg war um einiges steiler und verwachsener als der rechte. „Ich glaube, deine Stimme hat eine leicht sadistische Veranlagung.“
„Warte nur, was noch alles kommt“, sagte Luna warnend und drehte sich um ihre eigene Achse, um das abendliche Licht im Wald genauer zu beobachten. „Ich finde, wir sollten heute Nacht hierbleiben. Dort drüben schaut es doch gemütlich aus!“ Luna zeigte auf einen von kleinen Felsen umgebenen Platz unter einem hochgewachsenen Baum. „Heute waren wir schon mehr als...“
„Was war das?“, unterbrach Joseph sie mit zusammengekniffenen Augen und schräg gelegtem Kopf, als würden seine Ohren in dieser Position besser hören können. „Was meinst du? Ich habe nichts...“
„Da waren doch Schritte! Ich bin mir sicher, dass ich Schritte gehört habe!“ Wie von der Tarantel gestochen, schoss Joseph den Weg zurück, den sie soeben gegangen waren. Eine Hand steckte in seinem Rucksack und zog das Messer heraus. „Warte hier!“, befahl er Luna streng, die ihm mit überraschtem Blick nachschaute. Sie hatte kein Geräusch gehört. Vorsichtig und mit kleinen Schritten folgte sie Joseph, der nun den Waldweg verlassen hatte und durch das dichte Geäst der Bäume stapfte. Unter seinen Füßen knirschte das Laub, und Luna streckte sich, um einen besseren Blick zu erlangen. Dann blieb Joseph ruckartig stehen und drehte sich mehrmals langsam um seine eigene Achse. Angestrengt lauschte er in den Wald. Das Geräusch eines knackenden Astes unter Lunas Fuß ließ Joseph erschrocken herumfahren. Bei ihrem Anblick verzog sich sein Gesicht. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst dort warten“, fauchte er durch die Äste. „Glaubst du etwa, nur weil ich ein Mädchen bin, kann ich bei Gefahr nicht helfen?“, flüsterte sie echauffiert zurück. Als Antwort warf Joseph ihr einen bösen Blick zu und schüttelte seine schwarzen Haare verständnislos. Entschuldigend hob Luna die Arme und schlich langsam wieder zur Weggabelung zurück. Nach kurzer Zeit kam auch Joseph nach, das Messer immer noch mit festem Griff umklammert. „Und?“, fragte Luna.
„Sehr seltsam. Ich habe echt geglaubt, Schritte gehört zu haben. Schritte eines Menschen! Ich muss mich geirrt haben.“ Grübelnd kratzte er sich am Kopf und beobachtete den Weg hinter ihnen nochmals konzentriert. „Was hältst du von meinem Vorschlag, während der Nacht hier zu bleiben?“, fragte Luna kleinlaut.
„Hm?“ Joseph hatte nicht wirklich zugehört. „Ach so, ja. Gute Idee!“ In Gedanken versunken, kramte er die Decken hinaus und legte eine auf den auserwählten Platz. Zufrieden über den heutigen Tag setzte sich Luna darauf und zog ihre Schuhe aus. „Ich glaube, heute sind wir ziemlich weit gekommen!“, sagte sie und biss in das halbe Brot, das ihr Joseph gereicht hatte. Noch einige Zeit saßen sich die beiden gegenüber, aßen ihren Proviant und sprachen über den kommenden Tag. „Wir schlagen also den linken Weg ein und erklimmen den Berg?“, fragte Joseph und biss in einen leicht eingedrückten Apfel. „Genau! Dann müssten wir schon bald beim Bach ankommen.“ In nur kurzer Zeit war die Sonne komplett verschwunden, und der Wald lag wieder schlafend in der Dunkelheit. Auch Luna und Joseph legten sich erschöpft nieder und schliefen nach nur wenigen Minuten ein.