Читать книгу Die Musenfalle - Nora Miedler - Страница 10
Lilly, 10:45
ОглавлениеAls ich den Kostümfundus verließ, war ich um zwei Weisheiten reicher. Erstens, ich würde keine Millionärin werden, zweitens, ich musste meinen Körper stählen. Wenn ich die ganzen Klauseln, Ergänzungen und Zahlen im Vertrag richtig verstanden hatte, dann würde ich zwar mehr Geld erhalten, als ich jemals besessen hatte, jedoch würden abzüglich Magdas Provision und vor allem der Steuer monatlich nicht mehr als drei- oder dreieinhalbtausend Euro rauskommen. Nur so grob überschlagen.
Viel ärgerlicher aber war die Sache mit dem Kostüm. Ich hatte schon gewusst, dass die mich in fünfzehn Zentimeter Nuttenstiefel stecken würden, denn den Gang darin musste ich bereits beim Casting überstehen. Doch wenn mir einer gesagt hätte, dass ich ansonsten nicht viel mehr als eine Strumpfhose und einen Turnanzug anhaben würde, dann hätte ich bereits vor Wochen mit einer Diät begonnen. Nicht mal das kleinste Röckchen wurde mir gegönnt. Wenigstens war Strehl nicht mehr da gewesen, als ich in dem Glitzerteil herumstolzierte. Mir reichten die Diskussionen der drei anderen Männer über meinen Umfang. Und dazwischen Magda, die versicherte, dass ich jederzeit abnehmen könne, im Abnehmen sei Matilda einsame Spitze. »Die Oberweite macht aber vieles wieder wett«, hatte Kostüm-Puck zu meinen Gunsten gesprochen, »und am Bauch raffen wir einfach den Stoff. Mit der Strumpfhose können wir sowieso noch viel tricksen.«
So verlief er also, mein erster Vormittag als Star.
Den Nachmittag verbrachte ich alleine zu Hause. Ich tanzte eine Stunde lang im Bikini vor dem Spiegel und beruhigte mich schließlich mit dem Gedanken, dass sie eine Schauspielerin wollten und kein Model. Oder war bloß kein Model so blöd gewesen, einen Knebelvertrag auf zwei Jahre zu unterschreiben?
Meine Mutter rief an und teilte mir mit, dass sie bei sämtlichen Nachbarn und im gesamten Bekanntenkreis herumerzählt hatte, dass ich in einer Fernsehserie spielen würde.
»Es ist eine Werbung, Mama. Keine Serie.«
»Aber es ist doch im Fernsehen!«
»Jaja, natürlich. Und äh … Mama?«
»Ja, mein Schatz? Hier sind alle so stolz auf dich.«
»Na, super. Aber eines noch, Mama, das Kostüm ist … na ja, sportlich.«
»Siehst, die Tante Agathe muss ich noch anrufen.«
»Ja. Und es ist eine Werbesendung, hörst du?«
»Die Tante Agathe, und auch noch diesen alten Schulfreund von deinem Vater. Der – lebt der noch?«