Читать книгу Die Musenfalle - Nora Miedler - Страница 16

Lilly, 14:00

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Ich hatte keine Lust mehr auf das Treffen mit Strehl. Den ganzen Vormittag über war ich wie auf Koks gewesen, hatte herumtelefoniert, literweise Kaffee getrunken und vor dem Spiegel getanzt.

Um zwei Uhr nachmittags sank ich zittrig und erschöpft aufs Bett. Ich registrierte die trübe Suppe vor dem Fenster und musste das Licht in meinem Zimmer aufdrehen, um die drückenden Schatten zu verjagen. Trotzdem fühlte ich mich elend.

Du hast gewonnen, sagte ich mir. Du hast geschafft, was du wolltest. Dein Leben wird gut sein. Noch besser als jetzt.

Oder doch nicht? Was, wenn der Kampf der letzten Jahre erfüllender war als die kommende Sicherheit? Ich bewege mich gern am Limit. Wähle zwischen dem längeren, bequemen Weg und dem kurzen über die brennende Holzbrücke instinktiv die Abkürzung. Nicht nur, um schneller ans Ziel zu kommen – so sportlich bin ich nicht –, sondern vor allem, um es nicht den anderen gleichzutun. Niemals.

Ich stand auf, zündete mir eine Zigarette an und öffnete den Kleiderkasten. Ich hatte ein Dutzend Fetzen, die mindestens so nuttig waren wie das Poison-Kostüm. Aber so würde er mich noch oft genug sehen.

Letztendlich fand ich mich in ausgewaschenen Jeans, einem knallroten Top und Cowboystiefeln wieder. Meine Haare band ich ganz oben am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz und war stolz, dass sie trotzdem noch über den halben Rücken reichten. Der Rest war nicht so toll, aber das machte mir meistens nichts aus. Ich hätte das nie laut ausgesprochen, doch ich fand mein Charaktergesicht wesentlich interessanter als Brittas Engels­antlitz. Vermutlich hätte ich trotzdem mit ihr getauscht. Engel hatten es leichter auf der Welt.

Die Musenfalle

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