Читать книгу Konflikte einvernehmlich lösen und vermeiden - ein Lernprogramm - Norbert Bertelsbeck - Страница 8

(5) Theoretische Grundlagen

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Das hier dargestellte Modell der Konfliktlösung und -vermeidung wird als partnerschaftlich bezeichnet. Es grenzt sich ab von Versuchen, Konflikte zu lösen oder zu vermeiden durch Einsatz von Macht, indem in einer Zweierbeziehung die andere Person mittels Belohnung oder Bestrafung zu einem bestimmten Verhalten veranlasst werden soll. Hierauf ist weiter oben schon eingegangen worden. Stattdessen sollen Personen freiwillig zu Lösungen gelangen.

Personen können darüber hinaus auch mittels eines strategischen Verhaltens, d. h. eines solchen, das die wahren Absichten verdeckt, versuchen, zu einer für sie günstigen Konfliktlösung zu gelangen. Stattdessen sollen Konflikte in einem offenen Gespräch gelöst werden.

Wird bei der Lösung von Konflikten und deren Vermeidung auf Freiwilligkeit und Offenheit im Gespräch Bezug genommen, so sind dieses Merkmale, die dem partnerschaftlichen Beziehungsmodell von Thomas Gordon zugrunde liegen.

Thomas Gordon wurde 1918 in einer amerikanischen Kleinstadt mit dem Namen der Weltstadt Paris geboren und verstarb im Jahr 2002. Er studierte zunächst Medizin und anschließend Psychologie, u. a. bei Carl Rogers, dem Vater der Gesprächspschotherapie, zu dem er auch viele Jahre eine freundschaftliche Beziehung unterhielt. Das Studium wurde zwischenzeitlich unterbrochen durch Gordons Einberufung in die Armee während des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität. Danach wurde er Unternehmensberater, zunächst in abhängiger Stellung, dann als Selbstständiger. Neben dieser Tätigkeit war Gordon später auch als Therapeut tätig. Unzufrieden mit seiner therapeutischen Tätigkeit wandte er sich seit 1962 vornehmlich dem Thema zu, wie sich Beziehungen zwischen Personen verbessern lassen. Gordon hatte sich schon in früheren Jahren mit diesem Thema beschäftigt und zwar in Bezug auf demokratisches Führungsverhalten in Organisationen. Später wurde das Modell partnerschaftlicher Beziehungen auch auf andere Personengruppen übertragen (vgl. Breuer, Karlpeter Hrsg.: Das Gordon-Modell).

Das Beziehungsmodell wird dabei in verschiedenen Veröffentlichungen in deutscher Sprache dargestellt: Neben Publikationen, die das partnerschaftliche Beziehungsmodell in allgemeiner Weise darstellen, gibt es auch solche, die das Modell auf bestimmte Personengruppen anwenden.

Das Gordonsche Beziehungskonzept ist nun Grundlage dieses Buches. Dabei wird auf Veröffentlichungen Bezug genommen, die das partnerschaftliche Beziehungsmodell in allgemeiner Weise zum Gegenstand haben, das heißt sich nicht mit bestimmten Personengruppen befassen.

Welche Inhalte sind nun Gegenstand des Gordon-Modells? In allgemeiner Weise lässt sich sagen, dass sich Gordon mit der Lösung verschiedenartiger Probleme beschäftigt:

- Verbringen wir im Alltag viel Zeit mit anderen Personen, so erfahren wir auch häufig von ihren Problemen. Personen offenbaren sich dabei umso mehr, je intimer die Kontakte sind. Wollen wir ihnen nun bei der Lösung ihrer Probleme helfen, so stellt sich die Frage, wie das am besten geschehen soll. (a)

- Es kommt ebenso vor, dass wir beobachten, wie andere Personen miteinander streiten, ohne dass sie zu einer Lösung ihres Konflikts kommen. Möglicherweise handelt es sich um Personen, die uns nahestehen. Wir können uns dann die Frage stellen, wie es unter unserer Mithilfe möglich ist, dass der Streit gut gelöst werden kann. (b)

- Habe ich häufig Kontakte mit anderen Personen, so lässt es sich nicht vermeiden, dass sie mir gegenüber auch Verhaltensweisen zeigen, die für mich unannehmbar sind. Ich kann mich dann fragen, was ich tun kann, damit dieses Verhalten unterlassen wird. (c)

- Personen zeigen augenblicklich kein Verhalten, das für mich unannehmbar ist. Ich kann jedoch annehmen, dass das ggf. in der Zukunft der Fall ist und mir so die Frage stellen, wie ich ein derartiges Verhalten verhindern kann. (d)

- Es gibt nicht wenige Situationen, wo sowohl du ein Problem mit meinem Verhalten als auch ich gleichzeitig ein Problem mit deinem Verhalten habe. Es stellt sich dann für uns die Frage: Wie können wir unser gemeinsames Problem aus der Welt schaffen? (e)

Da sich diese Arbeit mit dem Vermeiden und einvernehmlichen Lösen von Konflikten beschäftigt, wird auf nachfolgende Gordonsche Themen Bezug genommen:

- Vermeiden von Konflikten

Ein Konflikt mit einer anderen Person kann vermieden werden, indem es mir gelingt, ein unannehmbares Verhalten einer anderen Person zu beseitigen (c) oder indem ein unannehmbares Verhalten erst gar nicht auftritt (d).

- Einvernehmliches Lösen von Konflikten

Das einvernehmliche Lösen eines Konflikts kann sich einmal darauf beziehen, dass ich einen Konflikt mit einem anderen habe, ich also in der Auseinandersetzung Partei (Betroffener) bin (e), als auch darauf, dass andere einen Konflikt miteinander haben, ich also nicht Betroffener, sondern Außenstehender bin, der eine Vermittlungsfunktion übernimmt (b).

Nicht Bestandteil dieser Arbeit ist so der Sachverhalt, dass eine andere Person ein Problem hat (a).

Wenn diese Arbeit nun Bezug nimmt auf die Gordonschen Lösungen des Umgangs mit und des Vermeidens von Konflikten, so handelt es sich um Problemlösungsmethoden, die (mittlerweile) auch Bestandteil von anderen Konzepten sind, die sich mit dieser Thematik befassen (vgl. hierzu die Literaturliste). Darüber hinaus lässt sich die Niederlagelose Methode der Konfliktlösung, ein Kernelement des Umgangs mit Konflikten, ableiten aus einem allgemeinen Problemlösungsmodell.

Konflikte einvernehmlich lösen und vermeiden - ein Lernprogramm

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