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Оглавление»Kapitalismus bedeutet die Herrschaft der Gegenwart über die Zukunft.«
Harald Welzer, deutscher Sozialpsychologe
9. Vom Feudalismus zum Kapitalismus
Umweltprobleme führen fast immer zur Wirtschaft. Wer Umweltverwerfungen verstehen und lösen will, kommt daher nicht daran vorbei, sich mit wirtschaftlichen Entwicklungen und deren Triebkräften zu beschäftigen. Oder anders formuliert: Die multiple Krise kann nicht verstehen, wer nicht die Grundzüge unseres Wirtschaftssystems versteht.
Unser Wirtschaftssystem ist der Kapitalismus. Das wissen die meisten Menschen, und viele können zumindest grob erklären, was es mit diesem Wirtschaftssystem auf sich hat. Eine genaue Definition fällt aber vielen ausgesprochen schwer – mehr dazu sehr bald.
Vom Anthropozän war bereits die Rede. Es lässt sich mit Fug und Recht argumentieren, dass es vielleicht einen (noch) besseren Begriff für unsere Zeit gibt: »Kapitalozän«. Denn wie noch zu zeigen sein wird, handelt es sich beim Kapitalismus um weit mehr als »nur« um ein Wirtschaftssystem. Der Kapitalismus, so die These in diesem Kapitel, formt stark die Beziehungen zwischen den Menschen und der übrigen Natur. Er ist eine Art Bündel von Beziehungen, in dem Macht, Kapital und Natur miteinander verflochten sind.241
Der Kapitalismus ist nicht vom Himmel gefallen. Er ist durch soziale und politische Revolutionen entstanden – konkret durch die großen bürgerlichen Revolutionen, die zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert erfolgten und die zur Herausbildung von Nationalstaaten führten. Grundlage und Voraussetzung dafür war das Wachstum der Produktivkräfte innerhalb der Feudalgesellschaft. Dieses war mit der Aufrechterhaltung der Leibeigenschaft, der Zünfte und der Einschränkung der Warenproduktion wie auch der Beschränkung des Warenhandels nicht mehr vereinbar.242
Auf die historischen Hintergründe, die zur Herausbildung des Kapitalismus führten, wird noch ausführlicher einzugehen sein. Zunächst aber sei ganz grundlegend gefragt: Was genau ist Kapitalismus?
Kapitalismus in Kurzform
Die einfachste Definition von Kapitalismus stammt von Karl Marx: G–W–G’. Das W symbolisiert die Ware. Das G steht für das ursprünglich aufgebrachte Geld, G’ indes für eine vermehrte Menge Geld.
Geld, das unter einer Matratze versteckt wird, ist kein Kapital und für den Kapitalismus damit ebenso tot wie die Matratze selbst.243
Kapitalismus ist nicht einfach nur »Marktwirtschaft«. Märkte hat es schon lange in der menschlichen Geschichte gegeben. Kapitalismus ist entgrenzte Marktwirtschaft (sachlich wie räumlich), in der nicht nur die Arbeitsprodukte, sondern auch die Voraussetzungen der Produktion selbst zu Waren geworden sind.244
Anders formuliert: Grundsätzlich sind alle Gegenstände potenzielle Waren. Sie werden durch Geld ge- bzw. verkauft. Der Kapitalismus trachtet danach, alles in Waren zu verwandeln. Das nennt man Kommodifizierung. Eine Besonderheit des Kapitalismus besteht darin, dass auch Arbeitskraft eine Ware ist. Wie jede andere Ware auch, kann sie ge- und verkauft werden. Daneben weist der Kapitalismus weitere charakteristische Merkmale auf:
• Privateigentum an Produktionsmitteln ist entscheidend. Die Verfügungsgewalt über die Produktivkräfte liegt nicht beim Staat oder bei einer Gemeinschaft, sondern bei Privatpersonen.
• Die Zwänge der Konkurrenz veranlassen die Unternehmen zu einem ständigen Kampf um größtmögliche Marktanteile und Umsätze. Unternehmen versuchen stets, neue Produkte und bessere Produktionsverfahren zu entwickeln, um Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz zu erlangen.
• Der Zweck der Produktion ist der Gewinn. Dieser soll so hoch wie möglich ausfallen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Unternehmer seine Ware möglichst billiger verkaufen als die Konkurrenz. Dazu muss er die Produktionskosten senken. Der beste Weg besteht darin, die Basis der Produktion zu erweitern, d. h. mit immer mehr Maschinen immer mehr Waren zu produzieren. Diese Investitionen erfordern immer größere Geldsummen. Ein Problem des Kapitalismus wird schon an dieser Stelle offenkundig: Im Kapitalismus geht es immer nur um Geldvermehrung. Der Unternehmer stellt nur eine Frage: Was ist gut für den Gewinn? Und nicht: Was ist gut für den einzelnen Menschen? Und auch nicht: Was ist gut für die Gesellschaft?
• Der Gewinn ist zwar eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung des Kapitalismus. Möglicherweise konsumiert der Besitzer der Produktionsmittel seinen gesamten Gewinn zu 100 Prozent. Ein zentrales Merkmal des Kapitalismus ist allerdings, dass der Unternehmer eben nicht seinen Gewinn verfrühstückt, sondern den größten Teil davon akkumuliert. Akkumulation heißt, dass ein Teil des Gewinns reinvestiert wird – als zusätzliches Kapital in Form von weiteren Maschinen, Rohstoffen und Arbeitskräften.245 Die Masse des Kapitals nimmt im Zeitverlauf ständig zu. Das führt dazu, dass sich der Kapitalismus in immer mehr Bereiche der Gesellschaft hineinfrisst. Die Vermehrung des Kapitals durch Akkumulation war in der bisherigen Geschichte mit einem zunehmenden Material- und Rohstoffeinsatz verbunden.246 (Eine entscheidende Frage im 14. Kapitel dieses Buches wird sein, ob sich dieser historisch eindeutige Trend brechen bzw. sogar umkehren lässt.)
Der Geograph und Umwelthistoriker Jason W. Moore (Universität Umeå/Schweden) beschreibt den Kapitalismus als ein dialektisches Verhältnis aus Produktivität und Plünderung. Der Kapitalismus bemächtige sich nicht einfach nur der frei verfügbaren Gaben der Natur, nein, er sauge diese kostenlosen Schätze regelrecht auf, um sie in Waren zu verwandeln und damit die Arbeitsproduktivität zu steigern.247
Der Kapitalismus, so Moore, verwende die Früchte der Plünderung für produktivitätssteigernde Innovationen. Aus der Dialektik von Plünderung und Produktivität ergäben sich seine Dynamik und sein Streben nach ständiger Expansion.248
Aber sind die beschriebenen Prozesse nicht ein alter Hut? Die Formel G–W–G’ wurde bereits in der Antike praktiziert. Und wurde die Natur nicht schon in der Antike geplündert, um Waren herzustellen? Anders gefragt: Waren nicht schon die Römer Kapitalisten? Schließlich waren die reichen Römer, die Patrizier, durchaus darauf aus, ihr Geld zu mehren. Oder etwa nicht? Gab es nicht eine komplexe Arbeitsteilung? Und verfügten die Römer nicht schon über Märkte, ein kodifiziertes Privatrecht und eine leistungsfähige Geldwirtschaft?
Alles richtig. Und trotzdem: Die Römer waren keine Kapitalisten. Die Anwendung der Formel G–W–G’ beschränkte sich auf einige wenige Wirtschafts- und Handelsaktivitäten, so zum Beispiel auf den Fernhandel.
Obwohl die römische Oberschicht an Geld interessiert war, kam es ihr nicht in den Sinn, einen Kredit aufzunehmen, um die Effizienz der Produktion auf ihren Landgütern zu steigern. Die Wirtschaftsleistung kann aber nur zunehmen, wenn die Produktivität der Arbeitskraft steigt. Das ist das Entscheidende. Wer Wachstum will, muss in technische Verbesserungen investieren. Doch die Arbeitskraft war, wie bereits im vorletzten Kapitel dargelegt wurde, so billig und die römische Oberschicht so reich, dass es keinen Anreiz gab, den Reichtum noch weiter zu steigern.249 Es kam nicht zur Akkumulation. Alle anfallenden Gewinne wurden nicht reinvestiert, sondern verfrühstückt oder gehortet. Damit waren die Römer zumindest in dieser Hinsicht nicht sehr viel weiter als ihre Ahnen.
Vom Kapital zum Kapitalismus
In frühen Gesellschaften diente die Produktion der Bedürfnisbefriedigung. Güteraustausch fand in einem bescheidenen Umfang statt, und einen Drang zur persönlichen Bereicherung gab es oft nicht. Im Regelfall bestimmten Sitten und Gewohnheiten, welche Güter getauscht wurden. Arbeit war gesellschaftliche Arbeit.
Das änderte sich mit zunehmender Arbeitsteilung und mit der Entstehung von Überschüssen. Das private Eigentum an Produkten und an Produktionsmitteln trennte die Menschen voneinander, Arbeit erhielt einen privaten Charakter. Güter entwickelten sich zu Waren.
Dieser Unterschied ist kein kleiner: Aus einer Gesellschaft, in der die produzierten Güter ganz oder größtenteils für den Verbrauch der Produzenten bestimmt waren, wurde eine Gesellschaft, deren Produkte und Produktion nun vom Tausch bestimmt wurden.
Diese Entwicklung, von Marxisten als einfache Warenproduktion bezeichnet, beginnt mit der schon erwähnten Neolithischen Revolution vor 11.000 Jahren in Vorderasien. Lange Zeit tauschten bzw. verkauften die Bauern ihre Waren auf kleinen Märkten. Allerdings veräußerten sie ihre Waren, um damit andere Erzeugnisse erwerben zu können, die sie selbst nicht herstellten. Es ging darum, etwas zu verkaufen, um mit dem Erlös etwas kaufen zu können. Die Einführung des modernen Geldes erleichterte diese Transaktionen sehr. Mit dem Geld konnte sich aber ein neuer Menschentypus herausbilden: der Geldbesitzer, der Kapitalist. Im Unterschied zum obigen Beispiel des Bauern galt für ihn: Er kaufte, um zu verkaufen. Und im Unterschied zum Bauern war sein Ziel nicht Bedürfnisbefriedigung, sondern einen bestimmten anfänglichen Geldbetrag durch einen Gewinn zu vermehren. Immer reicher zu werden, war das erklärte Ziel seiner Tätigkeit.
Kapital – und hier ganz konkret Geldkapital – ist ein Wert, der sich in einer Art Endlosschleife des wechselseitigen Kaufens und Verkaufens immer weiter vermehrt. Wer Waren wie die Händler im Beispiel günstig kauft und zu einem höheren Preis verkauft, generiert einen Handelsgewinn.
Auf diesen Handelsgewinn zielten die ersten Aktiengesellschaften. Die erste ihrer Art war die Niederländische Ostindien-Kompanie, die im Jahr 1602 entstand. Aktiengesellschaften, rechtlich eine »juristische Person«250, hatte es bis dato nicht gegeben. Vorher hing die Kapitalanhäufung an Einzelpersonen. Starben diese, so war es auch mit dem Streben nach Akkumulation vorbei. Aktiengesellschaften überdauern viele Generationen – hier ist die Akkumulation institutionalisiert. Anders formuliert: Aktiengesellschaften als ein zentrales Element des Kapitalismus werden von der Logik der endlosen Geldvermehrung angetrieben. Sie kennen keinen zu erreichenden und zu konservierenden Endzustand. Was zählt, ist unendliche Expansion.251
Neben dem Handelsgewinn gibt es weitere Formen des Gewinns, am bekanntesten ist der Gewinn durch Mehrwertproduktion in den Fabriken. Diese Form des Gewinns hat niemand besser und präziser erklärt als Karl Marx.
Was ist Mehrwert?
Schon vor der Entstehung des Kapitalismus konnte man den Prozess der Produktion eines Gutes gedanklich in zwei Teile zerlegen: in ein notwendiges Produkt und ein Mehrprodukt.
Der Wert der Ware Arbeitskraft wird durch die Reproduktionskosten bestimmt, d. h. durch den Wert aller Waren, die zur Regeneration der Arbeitskraft verbraucht werden. Man kann sich fragen: Was ist nötig, um den Arbeiter in die Lage zu versetzen, die verbrauchten Kalorien und Vitamine wieder anzusammeln, die bei der Arbeit verlorengegangen sind? Und was ist nötig, um seine Familie zu ernähren?252 Diese Fragen sind entscheidend, um das sogenannte notwendige Produkt verstehen zu können.
Die herrschende Klasse eignete sich das Mehrprodukt an (im Wesentlichen durch Steuern und Frondienste), während die unterdrückten Klassen das notwendige Produkt verkonsumierten. Im Kapitalismus setzt sich diese Konstellation unter geänderten Vorzeichen fort: Vom Beginn des Arbeitstages an fügen die Arbeiter dem Rohmaterial neuen Wert zu. Nach einer bestimmten Zahl von Arbeitsstunden haben sie einen Wert erzeugt, der genau ihrem Tageslohn entspricht. Wenn sie ihre Arbeit in genau diesem Moment beenden würden, hätte ihr Arbeitgeber nichts an ihnen verdient. Aber genau das ist die Intention des Arbeitgebers: Er kauft Arbeitskraft ein, um etwas zu verdienen. Der Arbeiter muss deshalb noch einige Stunden länger arbeiten.
Die Substanz des Mehrwerts ist also Mehrarbeit, unbezahlte, vom Kapitalisten angeeignete Arbeit. Der Mehrwert kann entstehen, weil eine Differenz zwischen dem Wert besteht, den der Arbeiter produziert, und dem Wert der Waren, die er für seinen Unterhalt verbraucht. Diese Differenz wird möglich durch ein Wachstum der Arbeitsproduktivität. Der Kapitalist kann sich diesen Zuwachs aneignen, weil er die Produktionsmittel besitzt.253
Arbeitskraft als Ware
Die Beziehung zwischen billiger Nahrung und dem Preis der Arbeitskraft ist äußerst wichtig. Der Preis für Nahrung bestimmt den Preis für Arbeitskraft.254 Außerdem wichtig: Kapital ist nicht zu verwechseln mit Kapitalismus. Kapital in dem gerade beschriebenen Sinne ist Tausende Jahre alt.
Für den Kapitalismus, verstanden als komplexes Wirtschaftssystem, gilt das nicht. Die entscheidende qualitative Veränderung ergab sich in Europa im »langen« 16. Jahrhundert (1450–1640).
Kapitalistisches Handeln bestimmte nun die Logik des Handelns. In Europa konkurrierten die verschuldeten Fürsten um mobiles Kapital, um damit Söldnerheere, Ausrüstung und Waffen bezahlen zu können. Die Medici und die Fugger stiegen auf. Wer am meisten Kapital anzog, konnte die stärksten Armeen ins Feld schicken und die meisten Territorien erobern. Und den Geldgebern einen gewaltigen Return on Investment auszahlen. Wer nicht mitmachte, wurde von der Landkarte radiert.
Staat und Großkapital begannen, ein undurchdringliches Geflecht zu bilden. So entstand die aggressive, auf endlose Expansion und Akkumulation angelegte Dynamik des Kapitalismus, die in den Kolonialismus mündete.255
Gleichzeitig passierte noch etwas: Bis in das »lange« 16. Jahrhundert waren die Kapitalisten Händler, Geldverleiher oder Wucherer – manchmal alles zusammen. Doch nun dringen die Kapitalisten in die Produktionssphäre ein. Sie erwerben Produktionsmittel und stellen Arbeiter ein. Mehrwert wird damit im Produktionsprozess selbst erzeugt.256
Arbeitskraft wird in diesem Moment in eine Ware verwandelt. Das ist, wie schon erwähnt, eine Besonderheit des kapitalistischen Systems. Das beschriebene Verhaltensmuster der Kapitalisten bleibt identisch: Sie kaufen, um zu verkaufen. Dieses Mal auch Arbeitskraft.
Nach Ernest Mandel gibt es drei Entwicklungen, die den Kapitalismus ermöglichten: Erstens die Trennung der Produzenten von ihren Produktionsmitteln. Zweitens die Bildung einer gesellschaftlichen Klasse, die die Produktionsmittel monopolisierte: die Bourgeoisie. Die Entstehung dieser Klasse setzte die Akkumulation von Geldkapital voraus. Zudem mussten die Produktionsmittel so teuer sein, dass nur reiche Bürger diese erwerben konnten. Und drittens durch die schon erwähnte Verwandlung der Arbeitskraft in eine Ware. Diese Verwandlung wurde erst dadurch möglich, dass eine Klasse von Menschen keinen Zugang zu Grund und Boden mehr hatte, sondern nur noch ihre Arbeitskraft besaß. Diese Arbeitskraft musste zu Markte getragen werden, um überleben zu können.257
Die Erfindung der Arbeit
Es lohnt sich an dieser Stelle, den Begriff der Arbeit kurz zu reflektieren. Wir glauben heute, dass Arbeit so alt ist wie die Menschheit. Menschen mussten nach dieser gängigen Vorstellung immer arbeiten, um ihre Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Doch das stimmt nicht. Arbeit in der Antike war das, was die Sklaven tun mussten. Alles andere waren Tätigkeiten, wie etwa die Besorgung von Brennholz, das Stillen der Kleinkinder oder das Waschen der Wäsche. Tätigkeiten waren selbstbestimmt und dienten dem eigenen Wohl bzw. nutzten der Gemeinschaft.
Mit der Herausbildung des Kapitalismus in der Neuzeit wurde alles zu Arbeit. Es ging darum, Menschen Zwecken zu unterwerfen, die außerhalb ihrer eigenen Motivation standen.258 Eine zentrale Voraussetzung dafür war die Uhr. Jener Schlüsseltechnologie kam eine entscheidende Rolle bei der Strukturierung von Leben, Raum und Natur zu.
Heute erscheint es uns selbstverständlich, dass jegliche Zeit bestmöglich verbraucht und genutzt werden will. Lediglich seine Zeit zu verbringen, gilt als anstößig.
Bis zur Einführung der Uhr hing die Länge des Arbeitstages von unterschiedlichen Tageslängen bzw. den Jahreszeiten ab. Die Uhr machte Schluss damit. In vielen Orten waren es zunächst die Stadtglocken, die Beginn und Ende einer Arbeitsschicht einläuteten. Ab dem 16. Jahrhundert erfolgte die Zeitmessung vielerorts dann auf Minuten und Sekunden genau mit der Hilfe von mechanischen Uhren.259
Nur die Uhr machte es möglich, dass zur Zeit der Industrialisierung zahllose Lohnarbeiter 14 Stunden pro Tag an einer Maschine standen, um immer wieder denselben stumpfsinnigen Handgriff zu wiederholen. Karl Marx hat die Folgen dieser Entwicklung mit dem Begriff der Entfremdung präzise umschrieben.
Arbeitsmärkte bildeten sich im 18. und im 19. Jahrhundert, anders als man heute glaubt, nicht von selbst. In England, dem Mutterland der Industrialisierung, fand erst eine staatlich unterstützte Einhegung großer Landflächen statt, die die Bauern ihrer Subsistenzmöglichkeiten beraubte. Im Jahr 1834 wurde ein Gesetz (»New Poor Law«) verabschiedet, das die bis dato gültige Armenunterstützung strich. Das führte zu einer Massenverelendung, die u. a. von Charles Dickens in Oliver Twist beschrieben wird. Den Menschen blieb nur der Verkauf ihrer Arbeitskraft.260 Dagegen gab es eine Menge Widerstand, vor allem im frühen 19. Jahrhundert: Arbeiterbewegungen, die sich dem Prinzip der Lohnarbeit verweigerten, wurden allzu oft blutig niedergeschlagen.
Mit der Industrialisierung wurde der Mehrwert durch Güterproduktion zur dominanten Gewinnform.261 Der Mehrwert erlangte größere Bedeutung als der Handelsgewinn.262
England als Zentrum der Industrialisierung
Der Durchbruch der Industrialisierung und damit des modernen Kapitalismus erfolgte in den 1760er Jahren in England. Textilfabrikanten kamen auf die Idee, Webstühle und Spinnereien zu mechanisieren. Menschliche Arbeitskraft wurde durch Technik bzw. durch Maschinen ersetzt. Aber nicht, weil England technologisch führend war. Das war England nicht. Der Grund verwundert: Die englischen Löhne waren die höchsten der Welt. Deshalb lohnte es sich, Menschen durch Maschinen zu ersetzen.263 Wie ist das möglich?
England hatte um 1760 gerade einmal sieben Millionen Einwohner. Es war keine Großmacht. Diese Rolle fiel Frankreich mit 25 Millionen Einwohnern zu. Zunächst wurde ein einziger Wirtschaftszweig mechanisiert – der Textilbereich. Zweite Überraschung: Die Industrielle Revolution fand nicht in London statt, sondern im armen Nordwesten Englands – in der Gegend um Manchester.
Und noch mehr Dinge erstaunen, wie die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann auf eine sehr verständliche Weise herausgearbeitet hat: Die ersten Maschinen wurden von Tüftlern und Handwerkern konstruiert – sie entstanden nicht an Hochschulen oder Universitäten. Und auch die Banken waren nicht involviert. Die ersten Erfinder und Fabrikanten borgten sich das nötige Geld bei ihren Familien und Bekannten.264
England hatte gegenüber dem europäischen Festland ein paar Vorteile: Der Feudalismus war früh überwunden worden. Bereits am Ende des Mittelalters gab es keine Hörigen und keine Leibeigenen mehr. Heinrich VIII., der die Anglikanische Gemeinschaft gründete, zog den Besitz von Klöstern und Kirchen ein und verkaufte den Grund an den Adel sowie an Kaufleute. Gleichzeitig verschwand die Allmende. Jenes Gemeinschaftsland wurde eingezäunt und Privatleuten zugeschlagen. Es entwickelte sich eine Art Agrarkapitalismus. Dieser wurde von staatlicher Seite gezügelt. Grundbesitzer hatten sich mit langfristigen Pachtverträgen zu begnügen. Die Pächter bekamen Rechtssicherheit, und durch die lange Dauer der Verträge lohnten sich Investitionen. Die Pächter versuchten nun, die Erträge ihrer Böden zu maximieren.265
Die Dreifelderwirtschaft wurde abgeschafft und durch die Fruchtwechselwirtschaft ersetzt. Damit entfiel die Brache. Auf dieser freien Fläche pflanzten die Bauern Klee oder Rüben an. Damit ließen sich mehr Pferde unterhalten, die beim Pflügen eingesetzt werden konnten.
Durch diese großen Veränderungen in der Landwirtschaft wurden jede Menge Kosten eingespart. Die einfachen Schichten hatten Geld übrig, um andere Waren zu kaufen. Zum Beispiel Textilien. Hinzu kam: Binnenzölle wurden auf der britischen Insel frühzeitig abgeschafft. Durch die Insellage war der Transport per Schiff billig – die Schiffe konnten erst die Küste entlangschippern und schließlich über die vielen Flüsse die Städte im Innern des Landes erreichen.266
1764 wurde die Spinning Jenny von James Hargreaves erfunden. 1769 konstruierte Richard Arkwright die Water Frame, die erste Spinnmaschine, die durch ein Wasserrad angetrieben wurde. Später erfolgte eine Weiterentwicklung – der Antrieb der Water Frame durch Dampfkraft wurde möglich. Die Preise für Stoffe bzw. Kleidung aus Baumwolle fielen dramatisch. England profitierte in dieser Situation von zu hohen Löhnen. Zu hohe Löhne? Ein Vorteil? Ja, wie die Studien des amerikanischen Wirtschaftshistorikers Robert C. Allen, der an der Universität von Oxford Wirtschaftsgeschichte lehrt, gezeigt haben.
Das Inselreich konnte Indien in der Textilproduktion überholen, denn nur in England mit seinen hohen Löhnen war es lohnenswert, Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. In Indien waren die Löhne derart niedrig, dass sich diese Investitionen nicht lohnten. Deswegen konnte Indien seine Produktivität nicht steigern.267 Paradox, aber wahr. Dass die Löhne in England recht hoch waren, hatte auch damit zu tun, dass sich die in England laufende Agrarrevolution zwischen 1763 und 1815 verlangsamte und an Wachstumsgrenzen stieß.
Jede landwirtschaftliche Revolution hatte bisher dazu geführt, dass Nahrung billiger wurde und dass die Reproduktionskosten der Arbeitskraft sanken.268 Doch nun ruckelte der Motor der Agrarwirtschaft. Erkennbar war dies an einer stagnierenden Arbeitsproduktivität, steigenden Getreidepreisen und einer Polarisierung der agrargesellschaftlichen Klassenstrukturen. England war eigentlich der Brotkorb des frühen 18. Jahrhunderts gewesen. Doch im Laufe dieses Jahrhunderts stiegen die Nahrungsmittelpreise erheblich. Die Produktivität der Landwirtschaft hätte durch Intensivierung bzw. mehr Arbeitseinsatz gesteigert werden können, doch dies hätte die Reservearmee der Arbeitenden verkleinert. Und diese Reservearmee wurde im Bereich der Industrie gebraucht. In dieser Situation tat England zwei Dinge: Einerseits setzte man auf koloniale Expansion.269 Auf brutale Ausbeutung und Unterdrückung von Völkern in der ganzen Welt.
Andererseits ging man unter die Erde, um Kohle zu fördern. Die reichen Kohlevorkommen lagen günstig in der Region um Newcastle, nahe am Meer. Gleichzeitig waren Holz und Holzkohle knapp. Jene Knappheit sorgte dafür, dass den Engländern der Übergang zur Kohle leichtfiel.270 Wir kommen auf dieses Thema in Kapitel 12 noch ausführlich zu sprechen.
Ein System billiger Nahrung
Bleiben wir vorerst noch bei der Landwirtschaft. Deren Verbindung zum Kapitalismus ist eng. Der Erfolg des Kapitalismus im reichen Westen hat viel damit zu tun, dass er zum System billiger Nahrung avancierte.
Der Geograph und Umwelthistoriker Jason W. Moore notiert dazu:
»Der Kapitalismus beruhte bis in die 1980er, 1990er Jahre hinein auf einer Abfolge landwirtschaftlicher Revolutionen. Durch große Produktivitätssprünge in der Nahrungsmittelproduktion war es möglich, bestimmten entscheidenden Schichten der Arbeiterklasse im Zentrum des Weltsystems billige Lebensmittel zu verschaffen. Das wiederum ist entscheidend, damit die Löhne niedrig bleiben können. Der Kapitalismus war in diesem Sinne immer ein ›System billiger Nahrung‹, auch wenn viele Menschen auf dem Planeten von diesem System ausgeschlossen waren. Aber in gewisser Hinsicht ›funktionierte‹ das Weltsystem, insofern als es in den industriellen Zentren keine Hungersnöte oder Subsistenzkrisen gab. Die Kehrseite davon waren natürlich schreckliche Hungersnöte an den Rändern des Weltsystems, etwa in Südasien im späten 19. Jahrhundert, als Großbritannien Nahrungsmittel aus Indien importierte, während dort mehr als zehn Millionen Menschen verhungerten.«271
Kaum zu überschätzen für das erwähnte System billiger Nahrung ist eine Erfindung, die die deutschen Chemiker Fritz Haber und Carl Bosch einige Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges beim Reichspatentamt anmeldeten. Sie ließen die Ammoniaksynthese patentieren – und damit eine der folgenreichsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts.
Mit ihrer Ammoniaksynthese, auch Haber-Bosch-Verfahren genannt, gelang es, den Stickstoff in der Luft anzuzapfen und für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.
Stickstoff macht knapp 80 Prozent unserer Luft aus. Allerdings ist Stickstoff in der Luft sehr reaktionsträge. Pflanzen brauchen aber unbedingt Stickstoff, um wachsen zu können. Ackerböden verlieren ständig Stickstoff – durch verschiedene natürliche Prozesse, aber auch durch Anbau und Ernte von Kulturpflanzen.
Bis zur Erfindung der Ammoniaksynthese stand die Landwirtschaft vor einer scheinbar unüberwindbaren Grenze des Wachstums. In vorindustriellen Gesellschaften hatten Bauern nur wenige Möglichkeiten, den Stickstoff in ihren Böden zu erneuern. Möglichst alle biologischen Abfälle mussten zurück auf die Felder. Tiere, die in Wäldern und auf Weiden grasten und deren Mist und Gülle die Bauern auf die Äcker brachten, dienten als Stickstofftransporteure. Außerdem wurden Leguminosen angebaut. Zur Familie der Leguminosen gehören u. a. Erbsen, Bohnen, Linsen und Klee. Jene Pflanzen können Luftstickstoff fixieren, oder genauer: Sie beherbergen in ihren Wurzeln Bakterien, die das für sie tun.272 Der Anbau von Leguminosen brachte schon erhebliche Ertragssteigerungen im Vergleich zum Mittelalter – nach Ansicht mancher Beobachter ein wichtiges Element einer ersten agrarischen Revolution.273
Das Haber-Bosch-Verfahren sorgte dann für den Quantensprung: Über die Ammoniaksynthese kommt man an den Stickstoff. Und aus dem Stickstoff macht man Kunstdünger. Stickstoffdünger wurde in der Folge zu dem Pfeiler der landwirtschaftlichen Revolution des 20. Jahrhunderts (neben weiteren Agrochemikalien, einer verwissenschaftlichten Zucht und der Mechanisierung). Regionen, die von der Agrarrevolution des 20. Jahrhunderts erreicht wurden, steigerten ihre Flächenerträge mit Hilfe von Kunstdünger um das Zehnfache. Der Charakter der Landwirtschaft änderte sich grundlegend. Versorgte sich ein Hof zuvor selber mit fast allem, was er brauchte – Hofdünger, Futter, Saatgut –, so wurde er nun zu einem Betrieb, der hoffremde Stoffe umsetzte. War die Landwirtschaft einst neben der Forstwirtschaft wichtigster Energielieferant – sie produzierte Energie in Form von Nahrung, Futter und Brennstoffen –, so wurde sie nun zur Netto-Energieverbraucherin: Für jedes Kilogramm Stickstoff verbraucht das Haber-Bosch-Verfahren einen Liter Erdöl.274 Über andere Folgen wird noch zu berichten sein: Neben dem hohen Energieverbrauch trägt die Stickstoffdüngung zu Lachgasemissionen, Eutrophierung (Nährstoffüberlastung) und Versauerung von Ökosystemen bei.
Der Wirtschaft war es egal: Die Industrialisierung der Landwirtschaft war der entscheidende Faktor für die Wachstumsblüte in der Nachkriegszeit. Die Einkommensanteile für Lebensmittel schrumpften innerhalb von 50 Jahren von 40 auf unter 15 Prozent. Das frei verfügbare Einkommen schuf die Grundlage für die Konsumgesellschaft.275
Ein großes Triebwerk, dem sich niemand entziehen kann
Der Wirtschaftssoziologe Karl Polanyi beschrieb den tiefen Einschnitt der Industriellen Revolution und ihrer Folgen als The Great Transformation.276 Polanyi erkannte: Ohne wirksame politische Rahmensetzungen dominiert der Markt über die Gesellschaft und engt den Freiheitsraum der Menschen massiv ein. Polanyi nannte das »Entbettung«. Diese Verselbständigung hat aus seiner Sicht in die großen Katastrophen des letzten Jahrhunderts geführt.277
Polanyi hat vermutlich recht. Die herrschaftliche Komponente dieses Wirtschaftssystems darf nicht übersehen werden. Kapitalistische Aktivität reproduziert gesellschaftliche Verhältnisse, in denen Lebenschancen und Handlungsspielräume, Vermögen und Einkommen höchst unterschiedlich verteilt sind. Sie sichert gesellschaftlichen Ein- und Ausschluss, Klassen- und Eigentumsverhältnisse sowie die asymmetrische Beziehung zwischen Männern und Frauen.278
Kapitalismus ist mehr als nur ein Wirtschaftssystem. Er ist auch eine Art zu denken und zu leben. Er ist ein überaus wichtiger Teil unserer Kultur, des Betriebssystems in unseren Köpfen. Max Weber, einer der großen Soziologen, beschrieb den Kapitalismus als »großes Triebwerk«, dessen Zwängen sich niemand entziehen könne.
Der Kapitalismus ist tief in unsere Kultur eingedrungen. In der vorkapitalistischen Zeit, gleichfalls die Zeit vor der Nutzung fossiler Brennstoffe, gab es unbestreitbare Grenzen. Diese Grenzen waren kulturell kodifiziert in der Form von Tugenden (Bescheidenheit, Genügsamkeit, Sparsamkeit) – und in manchen Religionen wie im Christentum auch in der Form von Todsünden (so z. B. Neid, Habsucht, Unmäßigkeit).279 Diese Grenzen wurden gesprengt – realökonomisch, aber auch kulturell.
Schauen wir uns um: Der Kapitalismus ist überall. Er hat unsere Herzen und Seelen verändert. Eine Untersuchung im Jahr 1966 unter US-amerikanischen Studenten ergab, dass nur 44 Prozent von ihnen es für »sehr wichtig« oder »wesentlich« hielten, viel Geld zu verdienen. 2013 war dieser Wert auf 82 Prozent gestiegen.280
Der französische Politologe und Wachstumskritiker Paul Ariès formuliert dazu treffend:
»Der Feind kampiert in unseren Häusern. Er hat sich unserer Lebensweise bemächtigt und hat die Güter des täglichen Bedarfs vollständig befallen.«281
Die Jugend der Problemviertel in den Großstädten, deren Integration in Politikerreden immer und immer wieder als gescheitert beschrieben wird, ist in Wirklichkeit sehr stark dem Wertesystem des Kapitalismus verhaftet. Die Jugendlichen träumen sehr bürgerliche Träume. Sie hoffen, eines Tages einen BMW fahren zu können und so glatt auszusehen wie die Erfolgreichen.
Das bleibt nicht ohne Folgen für das Umweltverhalten der Menschen. Die kanadische Sachbuchautorin Naomi Klein meint: »Es existiert eine direkte und zwingende Verbindung zwischen der Vorherrschaft von Werten, die eng mit dem Siegeszug des Kapitalismus verbunden sind, und der Existenz von umweltschädlichem Gedankengut und Verhalten.«282 Der Psychologe Tim Kasser und der britische Umweltaktivist Tom Crompton notieren dazu: »Je wichtiger den Menschen Werte und Ziele wie Leistung, Geld, Macht, Status und Image sind, desto negativer ist ihre Einstellung zur Umwelt, desto weniger umweltfreundlich verhalten sie sich und desto eher verschwenden sie natürliche Ressourcen.«283
Transformationen des Kapitalismus
Der Kapitalismus ist zufällig entstanden. Nicht gegen den Staat, sondern durch sein Zutun. Ja, man kann sogar noch einen Schritt weitergehen und die These formulieren, dass der Kapitalismus ohne den Staat nicht möglich gewesen wäre. Diese These mag verwundern, steht sie doch quer zu dem, was Wirtschaftsliberale verbreiten. Doch die Wirtschaftsgeschichte liefert eine Fülle von Beispielen.284
Seit seiner Entstehung hat der Kapitalismus verschiedene Phasen durchlaufen: vorindustrieller Kapitalismus, Industrielle Revolution, Fordismus und Postfordismus. Jene »großen Transformationen« sind auf Krisen im Kapitalismus zurückzuführen. Die erste große Depression (1873–1895) hatte die Herausbildung von Konzernen ebenso zur Folge wie eine neue historische Form des Finanzkapitals und den Fordismus. Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 als zweite große Krise brachte den in die Wirtschaft intervenierenden Staat, der mancherorts zum Sozial- bzw. Wohlfahrtsstaat ausgebaut wurde. Die Krise der 1970er Jahre, die mit schwachem Wachstum, aber hohen Inflationsraten einherging, leitete den Abbau des Sozialstaates ein und verhalf dem Neoliberalismus zum Durchbruch.285
Seit dieser grundsätzlich anderen Weichenstellung ist es für große Unternehmen rentabler, im Finanzkasino zu spekulieren, als Waren herzustellen. Banken und Versicherungen waren schon immer wichtig – aber sie wurden noch wichtiger. Investmentbanken, die immer neue Finanzprodukte mit tollen Namen erfanden, wurden zu den profitabelsten Unternehmen der Welt. Um diese letzte Evolutionsstufe des Kapitalismus, die sich als globalisierter finanzmarktgetriebener Kapitalismus bezeichnen lässt, kreist das nächste Kapitel.
241 Vgl. Moore, Jason W./Patel, Ray: Entwertung, a. a. O., S. 12–13 u. S. 54.
242 Vgl. Mandel, Ernest: a. a. O., S. 98–99.
243 Vgl. Moore, Jason W./Patel, Ray: Entwertung, a. a. O., S. 40.
244 Vgl. Deutschmann, Christoph: Moderne Ökonomie ohne Wachstumszwang: ein Wunschtraum?, S. 515, in: WSI Mitteilungen, Nr. 7, 2014, S. 513–520.
245 Vgl. Mandel, Ernest: a. a. O., S. 53.
246 Vgl. Fülberth, Georg: Kapitalismus, 2. Auflage, Köln 2011, S. 19–22.
247 Vgl. Keefer, Tom: a. a. O., S. 43 u. S. 47.
248 Vgl. ebenda, S. 45.
249 Vgl. Herrmann, Ulrike: Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen, 2. Auflage, Frankfurt am Main 2013, S. 20–24.
250 In den USA haben Aktiengesellschaften noch umfassendere Rechte als in Europa. Dort sind sie mit allen Verfassungsrechten ausgestattet, die auch »natürliche Personen« genießen.
251 Vgl. Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine, a. a. O., S. 98–99 u. S. 103.
252 Vgl. Mandel, Ernest: a. a. O., S. 56.
253 Vgl. ebenda, S. 48–49.
254 Vgl. Moore, Jason W.: The End of the Road? Agricultural Revolutions in the Capitalist World-Ecology, 1450–2010, S. 395, in: Journal of Agrarian Change, Nr. 3, Juli 2010, S. 389–413.
255 Vgl. Scheidler, Fabian: Chaos, a. a. O., S. 185–187.
256 Vgl. Mandel, Ernest: a. a. O., S. 41–47.
257 Vgl. ebenda, S. 50.
258 Vgl. Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine, a. a. O., S. 126–127.
259 Vgl. Moore, Jason W./Patel, Ray: Entwertung, a. a. O., S. 131–132.
260 Vgl. Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine, a. a. O., S. 135–138.
261 Neben dem Handelsgewinn und dem Mehrwert gibt es zwei weitere »klassische« Gewinnformen im Kapitalismus: den Innovationsgewinn und den Monopolgewinn. Innovationsgewinne entstehen durch Verbesserungen im Produktionsprozess oder durch neue Produkte. Man denke beispielsweise an Henry Ford, der das Fließband einführte und deshalb Extraprofite einstreichen konnte. Was ein Monopolgewinn ist, erschließt sich, wenn man weiß, was ein Monopol ist. Ein (Angebots-)Monopol liegt dann vor, wenn nur ein Unternehmen ein Produkt oder eine Dienstleistung anbietet. Weil es keine Konkurrenz gibt, kann das Monopolunternehmen einen Preis verlangen, der deutlich höher als unter Wettbewerbsbedingungen ist – und damit ebenfalls hohe Gewinne erwirtschaften.
262 Vgl. Fülberth, Georg: Kapitalismus, a. a. O., S. 49.
263 Vgl. Herrmann, Ulrike: Der Sieg des Kapitals, a. a. O., S. 11.
264 Vgl. ebenda, S. 34–35.
265 Vgl. ebenda, S. 36–38.
266 Vgl. ebenda, S. 38–39.
267 Vgl. ebenda, S. 42–43.
268 Vgl. Moore, Jason W.: The End of the Road? Agricultural Revolutions in the Capitalist World-Ecology, a. a. O., S. 398.
269 Vgl. ebenda, S. 394.
270 Vgl. Herrmann, Ulrike: Der Sieg des Kapitals, a. a. O., S. 45.
271 Becker, Matthias: »Eine Zivilisation, deren Entwicklungsmöglichkeiten sich erschöpft haben« – Interview mit Jason W. Moore. Online unter: http://www.heise.de/tp/druck/mb/artikel/34/34887/1.html [Stand: 30.5.2020].
272 Vgl. Smil, Vaclav: Weltbevölkerung und Stickstoffdünger, in: Spektrum der Wissenschaft, Nr. 9, 1997, S. 38–44.
273 Vgl. Hänggi, Marcel: Fortschrittsgeschichten, a. a. O., S. 72.
274 Vgl. Hänggi, Marcel: Die revolutionäre Kraft des Pissoirgestanks. Artikel online: https://www.heise.de/tr/artikel/Die-revolutionaere-Kraft-des-Pissoirgestanks-763137.html [Stand: 30.5.2020].
275 Vgl. Greffrath, Mathias: Wider die globale Unvernunft, S. 12, in: Le Monde diplomatique (Hg.): Atlas der Globalisierung. Weniger wird mehr, Berlin 2015, S. 11–13.
276 Polanyi, Karl: The Great Transformation, New York 1944.
277 Vgl. Deutscher Naturschutzring (Hg.): a. a. O., S. 24.
278 Vgl. Brand, Ulrich: Wachstum und Herrschaft, S. 10, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 62. Jg., 27–28/2012, S. 8–14.
279 Vgl. Heinberg, Richard: There’s No App for That: Technology and Morality in the Age of Climate Change, Overpopulation, and Biodiversity Loss, Post Carbon Institute, Santa Rosa 2017, S. 43.
280 Vgl. Klein, Naomi: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima, a. a. O., S. 80.
281 Ariès, Paul: La simplicité volontaire contre le mythe de l’abondance, Paris 2012, S. 165.
282 Klein, Naomi: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima, a. a. O., S. 81.
283 Zitiert nach: Klein, Naomi: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima, a. a. O., S. 81.
284 Nur vier Beispiele als Kostprobe. Beispiel 1: In den frühkapitalistischen Kaufmannsstädten wie Venedig, Lübeck oder Brügge waren es die Kaufleute, die die Stadtstaaten regierten. Sie gaben ökonomisch wie politisch den Ton an. Politische und wirtschaftliche Macht waren identisch. Beispiel 2: Die ersten Aktiengesellschaften des 17. Jahrhunderts, wie etwa die Niederländische Ostindien-Kompanie, waren Schöpfungen der Staaten – sie wurden mit Monopolrechten, Charterbriefen und Militär ausgestattet. Beispiel 3: Der technische Fortschritt, der den Kapitalismus voranbrachte, wurde bzw. wird immer noch wesentlich durch den Staat bewerkstelligt. An staatlichen Hochschulen und Universitäten wird der größte Teil der kostenaufwändigen Grundlagenforschung geleistet. Beispiel 4: In den 1930er Jahren rettete der »New Deal« von Franklin D. Roosevelt den taumelnden US-amerikanischen Kapitalismus. Die öffentliche Hand nahm große Summen in die Hand, die zum Aufbau öffentlicher Infrastrukturen verwendet wurden.
285 Vgl. Krätke, Michael R.: Die neue Große Depression, S. 12, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 12, 2012, S. 9–12.