Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 223

Auf der New South Wales, 20. Mai 1895

Оглавление

Heute ein paar Notizen zum Suezkanal, den wir bereits durchfahren haben. Seine Breite beträgt etwa zweihundert Meter, sodass die Ufer immer ganz nah sind. Das meiste, was wir gesehen haben, ist allerdings Wüste, doch für mich, die ich ja nur blühende Landschaften kenne, war es durchaus beeindruckend. Ein Mitreisender erklärte mir, dass der Bau des Kanals durch einige natürliche Seen begünstigt wurde. So war es ganz erstaunlich, als wir durch die schmale Rinne des Kanals in den Timsahsee eingefahren sind. Unser Schiff konnte auf der gesamten Kanalstrecke keine volle Fahrt machen und so dauerten die knapp hundertfünfzig Kilometer bis zum Roten Meer fast einen ganzen Tag, aber darauf hatte mich ja bereits Mrs. Bly vorbereitet. Mich fasziniert auch, dass ich auf der Reise durch den Kanal wohl all das gesehen habe, was sie auch gesehen hat, die Wüstenküste, das Gebirge der zehn Apostel und sogar einige Kamelkarawanen. Das Rote Meer war aber nicht gleich das Rote Meer. Wir fuhren zunächst einen halben Tag in einem schmalen Finger dieses Meeres, der zu allen Seiten von Ägypten umrahmt ist. Erst nach dem Passieren einer weiteren Landenge öffnet sich das Rote Meer vollends. Von da an gab es außer Wasser nicht mehr viel zu sehen. Erst an einer weiteren Landenge, bei der wir dem Ufer gefährlich nahekamen, änderte das Schiff abrupt den Kurs. Unmittelbar hinter diesem Knick, dort wo sich das Meer wieder zu öffnen beginnt, liegt die Stadt Aden. Wir haben dort nicht angelegt, sondern sind ohne Stopp weitergefahren. Ich muss mich also mit dem begnügen, was Mrs. Bly mir über Aden berichtet. Heute Morgen nehmen wir nun Kurs auf den Indischen Ozean. Wenn ich mich dann am Meer, am endlosen Wasser sattgesehen habe, werde ich mich wieder meiner kleinen Bibliothek widmen, natürlich immer erst, wenn die Mädchen versorgt sind. Ach ja, Mrs. Bly und ich trennen uns hier. Mrs. Bly war vor fünf Jahren weiter Richtung Ceylon, Richtung Colombo gefahren. Meine gestrichelte Linie trennt sich jetzt von ihrer Reiseroute. Ich habe ihren Bericht über Colombo noch einmal gelesen, über das wunderschöne Colombo. Ich weiß daher beinahe mehr über Colombo als über Tahiti. Beides sind Inseln, Tahiti und Ceylon, auch wenn sie an Größe sehr unterschiedlich sind. Es wäre schön, wenn Papeete genauso wie Colombo ist, wie das Colombo, das Mrs. Bly mir beschrieben hat. Ich möchte von einem Ort träumen, der so ähnlich ist wie Colombo, der schöne Strände besitzt, Promenaden zum Flanieren, Theater und Bühnen, die natürlich mit nichts zu vergleichen sind, was ich aus Paris kenne, die aber gerade deswegen ihren Reiz haben. So will ich meine Reise mit diesem Gedanken, mit diesen Träumen fortsetzen und hoffe, dass ich jetzt zu einem solchen Ort fahre.

Ströme meines Ozeans

Подняться наверх