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Nouméa, 29. Juni 1895

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Am 14. Juni haben wir Sydney verlassen und schon am 17. Auckland erreicht. Einige Passagiere gingen von Bord, einige Neuankömmlinge wurden aufgenommen. Weitere drei Tage später hat die Queensland schließlich Nouméa angelaufen. Neukaledonien ist eine riesige Insel im Vergleich zu dem Flecken, zu dem ich unterwegs bin. Mein Wissen stammt natürlich von den Karten, die ich mir von einem Offizier der Queensland habe zeigen lassen. Mein Atlas zeigt Tahiti nur als kleinen Fleck und vermittelt nicht den rechten Eindruck. Neukaledonien ist eine langgestreckte schmale Insel, die eigentlich nicht auf dem Kurs nach Tahiti liegt. Der Umweg muss aber in Kauf genommen werden, weil es neben den Cook-Inseln in den Weiten des Pazifiks nicht viele Handelsstützpunkte gibt, die einen Liniendienst ertragreich machen. Wir hatten aber noch Glück und mussten nicht einmal auf unser Schiff warten. Die Cormoran lag bei unserer Ankunft bereits eine Woche in Nouméa auf Reede. Wir mussten dann noch einen Tag warten, bis wir an Bord gehen konnten, um unsere Reise fortzusetzen. Wir hatten also ein wenig Zeit, um uns Nouméa anzusehen. Dieses Nouméa ist eine geschäftige kleine Stadt und es bedeutete für mich den Vorgeschmack auf die Tropen. Der Juni ist dort noch Trockenzeit, wofür ich auch dankbar war. Tagsüber waren es aber trotzdem schon deutlich über zwanzig Grad. In der Regenzeit sollen die Temperaturen aber noch weiter ansteigen, genauso wie die allgegenwärtige Luftfeuchtigkeit, an die ich mich wohl nur schwer gewöhnen werde. Seit etwas mehr als einer Woche fahren wir nun aber schon auf der Cormoran, einem nicht sehr eleganten, kleinen Dampfschiff. Wir haben bereits die Cook-Inseln hinter uns gelassen und sind mit einigem Abstand am Bora-Bora-Atoll vorbeigefahren. Gesehen habe ich die Inseln allerdings nicht. Alles ist schon auf dem Transparentpapier eingetragen, von Perth nach Sydney, von Sydney über Auckland im Zickzackkurs durch den Pazifik. Es ist nicht mehr weit im Verhältnis zu dem, was die gestrichelte Linie an Weg schon zurückgelegt hat. Ich bin sehr aufgeregt, noch zwölf Stunden und wir laufen in den Hafen von Papeete ein. Es wird in der Nacht sein. Wir können dann erst am nächsten Morgen von Bord. Ich betrachte mich im Spiegel. Ich habe Victor mehr als ein halbes Jahr nicht gesehen. Schwester Jolanta soll mir noch ein wenig die Haare schneiden. Mein gutes Kleid habe ich vor zwei Tagen waschen können. Ich will mich hübsch machen, wir werden uns hübsch machen. Wir wollen für Victor gut aussehen, Thérèse, Julie und ich, seine drei Frauen, seine kleine Familie. Ich denke jetzt über die Zukunft nach. Ich bedauere es, dass Schwester Jolanta uns verlassen wird, um ihrem Gott zu dienen. Ich hätte sie gerne auch weiterhin als Kindermädchen. Ich weiß schließlich nicht, was mich auf Tahiti erwartet, ich weiß nur, dass ich jemanden brauche, der mir mit den Kindern zur Hand geht, dieser Jemand soll Französisch sprechen und keinen Wildendialekt, ich will, dass die Mädchen Französisch, ja wenigstens europäisch erzogen werden. Ich habe komische Gedanken, fürchte ich. Das ist die Aufregung. Oh Victor, wie sehr ich dich vermisst habe, begreife ich erst jetzt, wo wir uns doch bald in den Armen halten werden.

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