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Gestaltungsmerkmale des hochfrontalen Lichtes
ОглавлениеWenn Sie das hochfrontale Licht richtig gesetzt haben, entsteht unter der Nase ein Schatten, der die Form eines Schmetterlings hat, welcher auf das Modell zufliegt. Durch diesen namensgebenden Schatten hebt sich die Nase deutlich dreidimensional von den Wangen ab. Zugegeben, manchmal ähnelt der Schatten eher einer auf das Modell zufliegenden Möwe, eventuell sogar mit gebrochenen Flügeln, und manchmal auch einer dicken Hummel. Die Augen wirken bei hochfrontalem Licht plastisch, da die Oberlider »Lidschatten« erhalten. Die Wangenknochen werden durch einen »Rougeschatten« modelliert. Die Oberlippe ist dunkel, die Unterlippe hell und unter der Unterlippe entsteht ein weiterer kleiner Schatten, wodurch die Lippen insgesamt voll und plastisch wirken. Der Hals des Modells liegt im Schatten, wodurch Sie ein möglicherweise vorhandenes Doppelkinn schönen können. Die Wangenränder werden dunkler als die mittigen Gesichtspartien wiedergegeben, wodurch die Rundung des Gesichts plastisch dargestellt wird und zugleich schlanker erscheint.
Bei einem seitlichen Porträt werden all diese Schatten durch das Verschieben der Lichtquelle zur kurzen Seite hin (bis das Ohr gerade eben im Schatten verschwindet) auf der kamerazugewandten Seite nochmals deutlich verstärkt. Zudem wird der Nasenrücken deutlich plastischer wiedergegeben. Daher sollten Sie die Lichtquelle auch dann zur kurzen Seite verschieben, wenn Sie bei seitlicher Kameraposition das Ohr gar nicht zu sehen bekommen – eventuell ist es durch lange Haare verdeckt. Nutzen Sie das Ohr dennoch, um zu bestimmen, wie weit die Lichtquelle bei seitlicher Kameraposition zur kurzen Seite verschoben werden muss. Es sollte gerade eben im Schatten verschwinden. Dann sind Lidschatten, Lippen und Wange deutlich plastischer modelliert als ohne diesen dritten Schritt. Probieren Sie es aus. Die Lampe muss dazu nur einige Zentimeter von der mittigen Position vor dem Modell zu der Position, bei der das Ohr gerade im Schatten verschwindet, verschoben werden. Beobachten Sie dabei weniger das Ohr, sondern den Lidschatten, die Mundwinkel und den Wangenschatten der langen Seite.