Читать книгу Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen - Patricia Zurita Ona - Страница 15

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Kapitel 6

Welche Funktion erfüllen Emotionen?

Ich saß mit einem Kollegen beim Abendessen und während wir über ein Seminar sprachen, an dem er teilnehmen wollte, schaute er mir in die Augen und sagte voller Überzeugung: »Wir sind fühlende Wesen.« Natürlich wussten wir das beide, aber es war das Stichwort, das ich brauchte, um über einen der faszinierendsten Aspekte unserer Komplexität als Menschen zu schreiben: Unsere emotionale Landschaft.

Antonio Damasio war der erste Neurologe, der die Überlegenheit des Denkens infrage stellte, der die wichtige Funktion der Emotionalität anerkannte und herausarbeitete, wie Gefühle das rationale Denken unterstützen können. Damasios Arbeit mit einem Klienten namens Elliot bildete die Grundlage seiner Theorie (1994).

Elliot war erfolgreicher Geschäftsmann, vorbildlicher Vater und engagierter Ehemann, als bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert wurde und er sich einer Operation zur Entfernung des Tumors unterziehen musste. Er erholte sich davon offensichtlich gut, konnte aber seine alltäglichen Aufgaben nicht mehr bewältigen. Elliots IQ hatte nicht unter der Operation gelitten, er war nach wie vor eloquent, zeigte eine gute Gedächtnisleistung, konnte Mathematikaufgaben lösen und komplizierte Finanzkalkulationen durchführen, aber wenn er etwas aufschreiben oder Musik hören wollte oder hungrig war, versagte er bei so einfachen Alltagsaufgaben wie der Auswahl eines Schreibstiftes, eines Radiosenders oder eines Snacks. Domasio konnte zunächst nicht herausfinden, warum ein Mann mit Elliots kognitiven Fähigkeiten nicht in der Lage war, einfachste Entscheidungen zu treffen. Am Ende hatte Elliot zwei Scheidungen hinter sich, seinen Job verloren, Geldprobleme und musste wieder zu seinen Eltern ziehen. Wie konnte das sein? Nach Hunderten Therapiegesprächen mit Elliot identifizierte Domasio einen entscheidenden Faktor: Elliot war emotional »taub«. Er war immer kontrolliert und wirkte gefühllos. Nie drückte er während eines Gesprächs Frustration, Glück, Freude oder irgendein anderes Gefühl aus. Damasio entdeckte eine grundlegende Funktion unserer Emotionen: Wir brauchen sie, um Alltagsentscheidungen zu treffen, denn Denken allein reicht dafür nicht aus. Wenn Sie sich beispielsweise im Restaurant die Speisekarte ansehen, sendet jedes Gericht ein Signal an Ihre Amygdala: darüber, was Sie essen möchten oder nicht, worauf sie Heißhunger haben oder nicht. Und auf der Grundlage dieses emotionalen Inputs und anderer Faktoren wie Ihrer Gedanken über Ihr Gewicht und Ihre Ernährungsgewohnheiten, treffen Sie eine Entscheidung. Elliot verlor die Fähigkeit zu emotionalen Reaktionen und konnte sich nicht entscheiden, etwas Bestimmtes zu bestellen, obwohl er natürlich in der Lage war, die Speisekarte zu lesen, unterschiedliche Gerichte zu erkennen und sogar alle Kombinationen von Zutaten aufzuzählen. Elliot fühlte nichts.

Damasios Arbeit war der Beginn einer Revolution in der Neurowissenschaft und der Anerkennung der Rolle, die unsere Gefühle in unserem täglichen Leben spielen. Wir sind fühlende Wesen.

Allgemein gesagt spielen Gefühle eine wichtige Rolle für unser Überleben als Spezies, als Gruppe und als Individuum. Emotionen – auch die unangenehmen und belastenden – helfen uns 1) mit anderen zu kommunizieren, 2) herauszufinden, was mit uns los ist, 3) gefährliche Situationen zu überleben, 4) uns zu motivieren, aktiv zu werden, um zu tun, was für uns wichtig ist und 5) uns mit anderen zu verbinden. Wenn Sie eine kurze Bestandsaufnahme verschiedener Phasen in Ihrem Leben machen, werden Sie wahrscheinlich auf mehr als ein Ereignis stoßen, das zeigt, wie Ihre Gefühle jede einzelne dieser Funktionen erfüllten.

Kernkompetenz: Die Funktion Ihrer Emotionen erkennen

Betrachten wir uns einmal genauer, wie Gefühle bestimmte Momente, Situationen oder Zusammenhänge in Ihrem Leben beeinflussen. Zu erkennen, was Ihre emotionale Maschinerie in Gang setzt und das damit einhergehende Gefühl wahrzunehmen ist eine Kernkompetenz.

Wie bereits erwähnt, werden Ihre Gefühle von äußeren oder inneren Auslösern getriggert – und dann tun Sie in einem bestimmten Moment etwas. Schauen wir uns das im Detail an.

Situation (Innerlich oder äußerlich)Emotionale Maschinerie
Eine Auseinandersetzung mit dem Partner über die StromrechnungErinnerung an die verstorbene GroßmutterGefühle: EnttäuschtGedanken: Wie ist es möglich, dass er so viele Videospiele gespielt hat? Was ist los mit ihm?Drang/Impuls: Mit dem Partner sprechenGefühle: TraurigkeitGedanken: Ich vermisse sie so sehr; ich wünschte, sie wäre jetzt bei mir.Drang/Impuls: Die Schwester anrufen, um über Großmama zu sprechen.

Beachten Sie, dass eine Situation etwas sein kann, das in der Außenwelt oder innerlich geschieht. Einfach ausgedrückt: Wenn Ihr emotionales System aktiviert wird, wird das zum Impuls oder Auslöser für Sie, etwas zu tun, aktiv zu werden. Das ist Ihr Verhalten.

SituationEmotionale MaschinerieVerhalten
Eine Auseinandersetzung mit dem Partner über die StromrechnungGefühle: EnttäuschtGedanken: Wie ist es möglich, dass er so viele Videospiele gespielt hat? Was ist los mit ihm?Drang/Impuls: Dem Partner sagen, dass das nicht in Ordnung ist.Ihn angeschrien: Was ist los mit dir? Siehst du nicht, wie hart ich für unsere Rechnungen arbeite?

Ihr Verhalten hat für Sie eine sofortige Konsequenz.

SituationEmotionale MaschinerieVerhaltenKonsequenz(en)
Eine Auseinandersetzung mit dem Partner über die StromrechnungGefühle: EnttäuschtGedanken: Wie ist es möglich, dass er so viele Videospiele gespielt hat? Was ist los mit ihm?Drang/Impuls: Dem Partner sagen, dass das nicht in Ordnung ist.Ihn angeschrien:Was ist los mit dir? Siehst du nicht, wie hart ich für unsere Rechnungen arbeite?Gutes Gefühl

Gefühle kommen und gehen, und weil Sie hochsensibel sind, steuern diese emotionalen Mikrosysteme, denen Sie ausgesetzt sind, Ihr Verhalten. Sie bleiben dann mit den Konsequenzen zurück, von denen manche hilfreich, andere weniger hilfreich sind. Teilen wir sie nun in unmittelbare und langfristige Konsequenzen ein:

SituationEmotionales MikrosystemVerhaltenKonsequenz(en)
Eine Auseinandersetzung mit dem Partner über die StromrechnungGefühle: EnttäuschtGedanken: Wie ist es möglich, dass er so viele Videospiele gespielt hat? Was ist los mit ihm?Drang/Impuls: Dem Partner sagen, dass das nicht in Ordnung ist.Ihn angeschrien: Was ist los mit dir? Siehst du nicht, wie hart ich arbeite, um unsere Rechnungen zu bezahlen?Unmittelbare Konsequenz: Fühlt sich gut an.Langfristige Konsequenz: Fühlt sich schlecht an, weil sie so mit dem Partner umgegangen ist.

Ihre Emotionen sind, als Mikrosysteme, Auslöser für Ihre Handlungen und wenn Sie auf deren Folgen achten, werden Sie in der Lage sein, sich für effektives und konstruktives Verhalten zu entscheiden. Kurz gesagt, Sie werden Ihre emotionale Strategie bewusst wählen.

Aus der emotionalen Achterbahn aussteigen

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