Читать книгу Gespalten - Patrick Bock - Страница 7
ОглавлениеKapitel 2
Bakos der 8. Tag, grüne Sonne
Mond: Para - Wolfsheim
Er war schon verdammt lange hier. Hier in dieser Einöde von einem Ort, der wegen seiner Wolfshunde und der nicht mehr so reichen Goldvorkommen, einst ein Ort war, der eine blühende Metropole hätte sein können und nun ein Ort ist, der Gauner und Landstreicher anzieht. Sein Blick ging zum Horizont. Er hielt Ausschau. Nach was, war ihm selbst noch nicht ganz klar. Vielleicht nach einer Abwechslung, einem Zeichen oder nach einem „irgendwas“ das die ständige Stille endlich unterbrach. Nach dem rettenden Postreiter der Zentralregierung, der ihm seinen nächsten Auftrag mitteilt. Hier in diesem Nest herumzusitzen und zu warten machte ihn langsam verrückt. „Sheriff“, tönte eine kleinlaute heisere Stimme hinter ihm: „Die Dampfbahn für die „Sechser Bande“ ist gerade angekommen.
Der Oberste WaPara möchte sie zwecks Übergabe sehen.“ „Danke Julius, sag dem Mann, dass ich gleich komme“, ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und eine erleichternde, ja beinahe erlösende Freude machte sich in ihm breit. Er hielt jedoch den Blick weiterhin auf den Horizont gerichtet. Musste ja nicht gleich jeder sehen, dass er glücklich darüber war, diesen Ort endlich verlassen zu können. Was sonst, würde der Oberste WaPara von ihm wollen. „Es ist eine Frau, Sheriff. Sie hat ein mechanisches Auge und einige Narben um das Auge herum. Meinen Sie, dass es von der Operation kam, wo sie ihr Auge hat austauschen lassen?“ Er drehte sich zu Julius um, ging ein paar Schritte und fasste ihn an der Schulter um ihn umzudrehen damit er ihn etwas begleiten konnte: „Julius, ich habe einen Rat für dich. Halte dich und deine Familie von jedem WaPara mit mechanischen Körperteilen fern. Sie neigen oft zu irrationalem Verhalten. Einige mussten wir hinrichten lassen, da sie eine Gefahr für die Gesellschaft wurden. Jeder Paraner, der sich mit Mechanik meint aufrüsten zu müssen ist ein Idiot, der nicht an seine eigene körperliche Überlegenheit glaubt. Und halte dich besonders von ihr fern, Julius. Sie ist gefährlich, weil sie ihre Missionen immer zu Ende bringt.“ Er schaute Julius direkt in die Augen „Egal wie.“ „Aber habt ihr nicht auch mechanische Teile in euch, Sheriff?“ er sah Julius weiter in die Augen und antworte ihm mit nur einem Wort. „Ja.“
Schweigend erreichten sie den einst prunkvollen Bahnhof von Wolfsheim. In den Tagen des Goldrausches brachten Architekten Goldplatten an den Dächern und Wänden des Bahnhofes an und verzierten die massiven Eisenstreben mit Goldschrauben. Nun schien nichts mehr davon zu sehen zu sein. Nur die Größe und der einst hochmoderne Baustil erinnerten an die guten, alten, goldenen Zeiten. Und zwischen all den Eisenpfosten und Betonpfeilern stand der ganze Stolz der Dampfbahnflotte der Zentralregierung, die „Königin der Schienen“. Die beste Dampfbahn, die je erbaut wurde. Ihr Korpus war aus massiven Eisenplatten gefertigt worden, die in einem komplizierten Verfahren miteinander verschweißt wurden, sodass jeder Waggon wie eine kleine eiserne Festung wirkte. Mit bloßem Auge war es unmöglich zu erkennen, wo eine Platte aufhörte und wo die nächste anfing. Angeblich sollen alle Konstrukteure, die an dieser Dampfbahn gearbeitet haben hingerichtet worden sein. So der allgemeine Glaube der Bevölkerung. Er jedoch wusste es besser. Die Königin der Schienen ist einfach nur eine hochmobile Festung. Und dass man die Oberste WaPara Sarah Tendriell mit einer 40 Mann starken Truppe und der Königin der Schienen ausgeschickt hatte, um die Sechser Gruppe zur Verhandlung in die Zentralstadt zu bringen, war für ihn Beweis genug, dass sein Wort immer noch genug Macht im Rat besaß, dass man seine Schreiben und Empfehlungen wahrnahm.
Er ließ kurz den Blick über die mobile Festung schweifen. Jeder Mann und jede Frau waren zu 100% konzentriert. Jeder wartete auf einen Befehl und wagte es nicht einen Millimeter von seiner Position abzurücken. Alle doppelläufigen Drehgewehre waren mit je zwei Mann bestückt. An jeder Außendampfleitung fand man nicht weit davon einen WaPara stehen, der nur darauf wartet, bei einer Beschädigung sofort in Aktion zu treten. Er musste neidlos zugeben, dass Sarah ihre Truppe unter Kontrolle hatte. „Ich grüße dich Oberste WaPara Tendriell. Du erhältst hiermit meine Erlaubnis, meine Gefangenen nach allen anerkannten Regeln der Zentralregierung, in deine Obhut zu nehmen und sie sicher in die Zentralstadt zu überführen. Und ich darf noch hinzufügen, dass ihr auch 14 Jahre später immer noch hervorragend ausschaut.“ Er stand ihr nun direkt gegenüber.
Sie in ihrer perfekt sitzenden rot-schwarzen Uniform, bestückt mit mehreren Abzeichen und einem Blick, der Wasser hätte gefrieren lassen können und er in seinen braunen, vom Steppenwind gepeinigten und verdreckten Lederklamotten. Unter seinen Augen sammelte sich der Dreck der Einöde und bildete beinahe einen nahtlosen Übergang zu seiner getönten Brille. „Ich grüße auch euch EliteSheriff Marcelus von Oberbrücken. Es ist mir wie immer eine Freude in Ihrer Nähe zu sein.“ Sie nickte zwei ihrer WaPara kurz zu, die darauf sofort Befehle brüllten, um die Gefangenenübergabe durchzuführen. „Ihr werdet bestimmt darüber erfreut sein, dass ich eure Kampfausbildung so stark verinnerlicht habe, dass ich sogar in der Lage war, eurer Kunst noch weitere taktische Manöver hinzuzufügen. Sie werden bereits an der Akademie den neuen WaPara beigebracht. Ihr seid nach wie vor ein Held.“ Er hob die Augenbraue leicht an und konnte sich ein leichtes Lächeln wegen ihrer Geradlinigkeit kaum verkneifen. Sein Vater wäre bestimmt stolz auf sie gewesen. Er bevorzugte Soldaten mit einem Stock im Arsch und einem Atem, der jedes Erdbeerfeld einfrieren könnte. „Ich habe weitere Befehle für euch EliteSheriff. Ihr findet alles was ihr benötigt in der Dampfbahn. Wir haben einen Tipp bekommen, dass sich der Ex-JM Konrad Richtung Schloßstadt bewegt. Dank der Königin der Schienen, werden wir natürlich vor ihm da sein. Folgen sie mir bitte EliteSheriff.“ Er nickte Sarah zu und folgte ihr in die Dampfbahn. Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie sich einer der Sechser gerade versuchte zu befreien. Ein Fehler, den der Sechser nach zwei gezielten Schüssen seiner Dampfpistole sofort bereute. Der erste Schuss zertrümmerte ihm das Bein, während der zweite ein massives Loch in seiner Schulter verursachte. Sarah drehte sich sofort um und sah wie er langsam die Waffe sinken ließ. Sofort brüllte sie Befehle, das Leben des Gefangenen zu retten. Ihre Anschuldigungen, dass er auf einen ihrer Gefangenen geschossen hatte überhörte er einfach, während er in die Dampfbahn einstieg. Seine Gedanken kreisten nur noch um Konrad. Und er freute sich bereits sehr seine Dampfpistole auch gegen ihn richten zu können.