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Fazit: Die Führungskraft im Schraubstock

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Kennen Sie die Karikatur einer Führungskraft unter Druck? Sie hat einen großen Schraubstock auf ihrem Kopf als Symbol dafür, dass sie von allen Seiten bedrängt wird: Von außen sendet die VUCA-Welt Schockwellen, von innen ist die Führung der Mitarbeitenden deutlich anspruchsvoller geworden. Die Digitalisierung wirkt dabei als Beschleuniger.

Das Fazit fällt so simpel wie klar aus: Es war schon immer anspruchsvoll, eine gute Führungskraft zu sein. In der heutigen Zeit ist es noch etwas anspruchsvoller geworden.

Von entscheidender Bedeutung ist es deshalb, das eigene Führungsverhalten zu reflektieren, aber auch gezielt zu verbessern. In diesem Zusammenhang ergibt sich eine spannende Diskrepanz: Viele Führungskräfte erkennen, dass Führung komplexer geworden ist, haben aber das Gefühl, die Komplexität im Griff zu haben. Demgegenüber zeigen empirische Untersuchungen immer wieder aufs Neue, dass der größte Faktor der Unzufriedenheit von Mitarbeitenden das Verhalten ihrer Führungskräfte ist14.

Leider wird diese Tatsache den Führungskräften kaum in dieser Deutlichkeit gespiegelt, begegnet man der Beurteilung von Vorgesetzten doch immer noch mit Vorsicht und Skepsis. Kritik an Vorgesetzten zu üben, ist noch vielerorts ein Tabu. In durchgeführten 360°-Assessments, eigentlich ein perfektes Instrument zur Schaffung einer Grundlage, um sich als Führungskraft zu verbessern, werden Vorgesetzte von den Mitarbeitenden in der Regel zu positiv beurteilt. Mitarbeitende fühlen sich als Überbringer schlechter Nachrichten und sehen sich der möglichen Gefahr ausgesetzt, von ihrem Vorgesetzten dafür bestraft zu werden.

Andererseits sieht sich die Führungskraft mit Mitarbeitenden konfrontiert, die, häufig losgelöst von ihrer tatsächlichen Leistung, hohe Erwartungen an ihren Arbeitgeber haben. Erwartungen hinsichtlich flexibler Gestaltung der Arbeitszeiten, Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung, interessanten Aufgaben und eines grundsätzlichen Mitsprache- und Vetorechts bei allen aus ihrer Sicht relevanten Fragen.

Durch den Fachkräftemangel werden Führungskräfte deshalb oft »erpressbar«. Sie sind sich gewärtig, dass sie sich von einem Mitarbeitenden trennen sollten, weil er die vereinbarte Leistung nicht bringt oder sein Verhalten inakzeptabel ist. Dennoch halten sie am Mitarbeitenden fest, aus Furcht, die Stelle nicht mehr mit einem geeigneten Kandidaten besetzen zu können. Ein Verhalten, welches von manchen Personalabteilungen noch gefördert wird. Aus meiner Erfahrung ist dieses Phänomen insbesondere in öffentlichen Verwaltungen und staatsnahen Betrieben weit verbreitet.

Führungskräfte bleiben in diesem »Schraubstock« gefangen. Dies kann aus finanziellen Erwägungen sein, weil man auf die Höhe des aktuellen Gehalts angewiesen ist. Führungskräfte um die 50 fürchten sich aufgrund ihres Alters häufig davor, am Arbeitsmarkt nicht mehr attraktiv zu sein und keine neue interessante Position mehr zu finden.

Der Schaubstock fühlt sich für die Führungskraft so an, dass sie per se nur verlieren kann. Dies wiederum führt zu Stresssymptomen und damit letztlich zum Burn-out. Der Schraubstock trägt dazu bei, dass sich die Führungskraft gegenüber ihrem Vorgesetzten verbiegt, aus Angst, die Stelle zu verlieren.

Das Phönix-Prinzip

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