Читать книгу Das Zeitportal - Patrick McGinley - Страница 13
Bergung
ОглавлениеJonas lief zu Jasper Vogels Zelt zurück. Dort hob er die Kneifzange auf, die Nina gefunden hatte, und lief an den drei Streitenden vorbei auf den Zaun zu. Er kniete sich hin und begann ein Loch in den Maschendraht zu schneiden. Mit der kleinen Zange war das gar nicht so einfach. Nina entdeckte ihn.
»Jonas?«
»Ich gehe hinein, und damit basta. Wollt ihr mithelfen oder euch noch ein bisschen anschreien?«
Die drei halfen ihm dabei, den Zaun an der Stelle zurückzubiegen, an der Jonas den Draht durchschnitten hatte, sodass ein großes Loch entstand.
»Sollen wir nicht doch mitgehen?«, fragte Nina.
»Nein. Es hat keinen Sinn, uns alle in Gefahr zu bringen. Wir können per Handy Kontakt halten.«
»Beeil dich«, sagte Nina besorgt. »Komm zurück, sobald du die Drohne gefunden hast!«
Jonas ging auf das Loch zu. Die anderen hielten das Drahtgeflecht zurück, damit er bequem hindurchschlüpfen konnte. Als er auf der anderen Seite angekommen war, zog er sein Handy aus der Hosentasche und rief Anton an. Dieser drückte auf »Anruf annehmen«.
»Okay, ich gehe jetzt los«, sagte Jonas in sein Telefon.
Er war zwar nervös, da er nicht wusste, was ihn hinter dem Zaun erwartete, doch die Vorstellung, ohne die Drohne heimzukommen und Sven zu erklären, dass er sie verloren hatte, war noch viel schlimmer. Geduckt, doch mit großer Hast
begann er durch das Gras zu laufen. Es reichte ihm bis zum Bauchnabel, was das Vorwärtskommen sehr erschwerte. Nach kurzer Wanderung erreichte er den geteerten Weg. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dieses Gebiet zu erkunden. Er fühlte sich, als würde ihn jemand auf Schritt und Tritt beobachten. Jedes Geräusch ließ ihn aufschrecken.
»Ich gehe jetzt den Pfad entlang«, flüsterte Jonas ins Telefon. »Bis jetzt ist alles ruhig.«
Er musste aufpassen, um nicht in eines der Schlaglöcher zu stolpern, aus denen die großen, dicken Löwenzahnblumen wucherten. Der Zustand der Straße ließ darauf schließen, dass sie seit langer Zeit niemand benutzt hatte. Zu seiner Linken erschien das dichte Brennnesselfeld, hinter dem sich der merkwürdige Parkplatz erstreckte. Dort in der Nähe war die Drohne abgestürzt. Jonas beschloss, eine Abkürzung zu nehmen. Er hob einen großen Ast auf, der neben der Straße lag, und schwang ihn wie eine Sense hin und her, um die Brennnesseln niederzuschlagen. So bahnte er sich langsam einen Weg durch das Feld. Kurz bevor er es durchquert hatte, geriet er aus dem Gleichgewicht und fiel hin. Er stützte sich mit der Hand ab und griff beim Aufstehen unwillkürlich in die Nesseln. »Verdammt!«, fluchte Jonas. Sofort begann seine Hand unangenehm zu brennen, und große Quaddeln bildeten sich auf der Haut.
»Alles o. k.?«, fragte Antons Stimme.
»Ja, bin bloß gestolpert.« Jonas rieb Spucke auf die roten Stellen und setzte seinen Weg fort. Kurz darauf kam er auf dem Parkplatz an.
»Ich habe es zu dem Platz geschafft«, sagte er zu Anton.
»Die Drohne ist nach links gedriftet, als sie abgestürzt ist«, antwortete dieser. »Sieh dort zuerst nach.« Die Handyverbindung wurde immer schlechter. Es rauschte und knackte in der Leitung. War das die geheimnisvolle Strahlung?
»Okay.« Jonas lief über den Platz. An dieser Seite standen einige überwucherte Betonbauten. Ein hoher Zylinder, der wie ein Fabrikschornstein aussah, wuchs aus der Erde. Sein Schatten reichte fast bis zum Waldrand. An der Seite des Schlots war eine Leiter angebracht. Jonas lief zu dem Schornstein und kletterte die Sprossen der Leiter empor. Als er sich einige Meter über dem Boden befand, ließ er seinen Blick über die Wiese schweifen. In deren Mitte entdeckte er tatsächlich die Drohne, die im hohen Gras lag.
»Ich habe die Drohne gesichtet«, sagte er ins Handy.
»Bzzzz … okay … bzzz–uper! Bzzz–ol … bzzz–ie dir u–bzz komm bzz–ann bzz–urück«, rauschte es aus dem Handy.
Jonas prägte sich den Absturzort der Drohne ein und kletterte wieder hinunter. Er überquerte den Platz und begann durch das Gras zu laufen. Einige Meter vor sich entdeckte er die Stelle, wo die umgeknickten Grashalme ein Loch im Gräsermeer bildeten. Zum Glück hatten die Halme den Aufprall gedämpft. Er hoffte, dass es ausgereicht hatte, um die Drohne vor dem Schlimmsten zu bewahren. Er rannte die letzten Meter. Als er die Drohne fast erreicht hatte, setzte er im Laufen den Fuß auf einen kleinen Strauch. Doch anstatt auf dem Boden aufzusetzen, ging sein Fuß mitten hindurch. »Aaahhh!«, entfuhr es Jonas. Er taumelte vorwärts. Der Strauch hatte einen Schacht verdeckt, der in den Boden eingelassen war. Jonas rutschte ab und kam auf dem Bauch auf. Seine Beine hingen im Abgrund, den der Strauch verdeckt hatte. Verzweifelt versuchte er, mit den Beinen genug Schwung zu holen, um an der Seite des Schachts wieder hinauszuklettern. Dabei hielt er sich mit den Händen an dem Strauch fest. Er wollte gar nicht daran denken, wie tief der Schacht unter ihm in die Erde führte. Wenn er jetzt abstürzte, würde er sich wahrscheinlich alle Knochen brechen.
Er hatte fast genug Schwung bekommen, um seinen Fuß über den oberen Rand des Schachts zu bringen. Einmal noch schwingen! Doch in diesem Moment gab der Strauch nach. Jonas’ Gewicht zog ihn mitsamt seiner Wurzeln aus dem Erdreich. Panikartig versuchte Jonas, sich am Rand des Schachts festzukrallen, doch der blanke Beton bot ihm nicht den geringsten Halt. Jonas stürzte ab und fiel schreiend in den Schacht.