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Von Einem, der auszog.

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Ein Seelen- Wanderjahr auf der Landstraße.

Roman von Paul Barsch

Von einem närrischen Grünling, von einer auf sich selbst gestellten, in sich selbst ruhenden kleinen Kreatur will dieses Bekenntnisbuch künden. Von einem armen Wandergesellen, der von Gott und Welt und Menschenseele nichts wusste. Von einem wegmüden, weltscheuen, verprügelten und dennoch aufrechten Sucher, der sich in Gott, Welt und Menschenseele auf irgendeine beruhigende Weise zurechtfinden wollte. Von Einem, der auszog, um durch die Wirrnis vielfacher Rätsel, die ihn reizten und ängstigten, herzhaften Mutes vorzudringen und vielleicht gar, wenn es anginge, das Wunderkräutlein zu gewinnen. Von einem ergötzlichen Gernegroß, der kaum erwacht, vom Herde der Mutter fortlief, in Seelennot unter fremden Menschen umherirrte, sich in Seelennot auf seinem Marsch ins Leben an allen Ecken und Enden wund stieß, als Mensch in Seelennot mit sich selbst rang und sich durch wirkliche und erträumte Schrecknisse fortkämpfte.

* *

Das war vor Jahrzehnten. Weitab in der Ferne liegt jenes Seelenjahr. Möglich, dass sich Schleier der Dichtung über die Wahrheit senkten. Wie ein seltsam fremdes Menschenkind mutet mich jenes Kerlchen an, das damals vielleicht ich selbst gewesen bin. Es hat, während ich aus Aufzeichnungen, Erinnerungen und Träumen nachzeichnete, merkwürdig typische Züge angenommen. Als ein echtes Kind der Mutter Schläsing erscheint es mir, das, wie die meisten Sprösslinge dieser schönen Mutter, ein Stückchen Dichter war, wenig für das Leben taugte und dennoch, nach richtiger Schlesierart, nicht zugrunde ging.

So kündet dieses Seelenjahr: wie die kleine, unwissende, unreife, zaghafte, traumfällige schlesische Menschenseele beschaffen war, ehe sie aus der Enge der Heimat, aus Beschränkung und Unwissenheit, hinaus flatterte in den Trubel der Welt, und wie sie sich draußen in der Fremde wandelte. Vielleicht auch hat sich unwillkürlich eine kulturgeschichtliche Farbe über die Grundzüge dieses Buches gelegt. Vielleicht ist es ein bodenständiges und vaterländliches Buch und das letzte umfangreiche Zeugnis von Wanderpoesie, die sich mit dem Wesen der neuen Zeit nicht vertrug und daher weichen musste; vielleicht ist es gar eine Naturgeschichte des kleinsten deutschen Mannes.

* *

[Eines Schulhauses und eines Pfarrhauses sei hier in Freudigkeit gedacht. Das eine steht in einem weltentlegenen Dörfchen des Schlesierlandes, das andere fern in einer schwäbischen Stadt. Im Schulhase wohnte mein Herzensfreund Johannes, der edle Schulmeister, der heut unter dem angenommenen Namen Philo vom Walde ein ruhmbekannter Dichter und insbesondere ein Lieblingspoet der Schlesier ist; im andern waltete mein trauter Hans Rudolf Schäfer, der weise Stadtpfarrer und feingeistige Schriftsteller, bei frommen und gelehrten Büchern. Im Schulhause und im Pfarrhause fand der Wanderer, von einem gebenedeiten Glücksstern hingeleitet, zum ersten Mal auf seiner Irrfahrt eine sichere Seelenheimat. Ich grüße die treuen Freunde!

P.B.

Anton Lindner

dem Dichter und Menschen

widme ich

. . ein armer Mann, wie Hamlet . .

dieses Jahr einer Seele

als Zeichen unwandelbarer Freunschaft

und innigster Kameradschaft

(nur in der Ausgabe von 1905)]

Von Einem, der auszog.

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