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I. Der Atlas

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Diejenigen die den Sterblichen ihre schicksalhafte Definition „aufzwangen“: kugel-schaffende und kugelbewohnende Tiere zu sein. Mit diesem Herzstück der griechischen theoria nimmt die Frage nach der Stellung des Menschen in der Natur eine radikal technische Bedeutung an. Mensch und Weltganzes können ein intelligibles, (erkennen ohne Objekt) formales und konstruktives Verhältnis eingehen.

Globalisierung und Sphäropoiese im Größten ist das Grundereignis des europäischen Denkens, das seit zweieinhalbtausend Jahren nicht aufhört, Umwälzungen in den Denk- und Lebensverhältnissen der Menschen zu provozieren.

Die Repräsentation des Weltganzen durch die Kugel, ist die entscheidende Tat der früheuropäischen Aufklärung. Wo Umgebung war soll die Kugel werden, ein Seelensprung ins Ganze. Die Sterblichen werden eingeladen, vom Trog der Sorge aufzublicken in den großen befreundeten Raum, in dem alles gleichzeitig, ausgeleuchtet und offen ist.

Die Kugel gelangt auf Münzen, in die Hände von römischen Kaisern, Sphäre und Herrscherportrait wurde Voraussetzung für Machtdemonstrationen, das Kreuz auf der Kugel verschafft sakramentale Überhöhung. Der Fuß des heiligen Franz von Assisi, aufgestützt auf einer Erdkugel ist nur eines von vielen. Auch Geld und Globus gehören zusammen: wer den Kreislauf beherrscht bringt das Ganze an sich. Nicht die Erde läuft um die Sonne, vielmehr das Geld umrundet die Erde.

Aber das Bild der Kugel ruft die Frage nach der Lage in der Mitte, nach Identität und Residenz des Gesamtherrschers hervor, andererseits auch, ob die allesumfassende Kugel ihrerseits auf eine Stütze oder einen Grund gestellt werden kann. Auf welchem Sockel müsste sie zum Stehen gebracht, in welcher Hülle oder Umfassung wäre sie einzubetten? Wer soll tragen, was alles trägt. Oder kann man schon zulassen, dass sie im Leeren schwebt?

Diese Rolle konnte nur von einem titanischen Kandidaten übernommen werden.

Athlet und Denker in einem: Atlas wurde das Symbol für diese gigantische Aufgabe. Wer kennt ihn nicht?

Die Spekulationen um diese Figur gehen uns alle an. Waren sie doch die Geschichten und Denkvorlagen die der Mythos schrieb und schreibt.

Sein Körper ganz auf Anstrengung spezialisiert, bezeugt eine Kultur, die im letzten über nichts anderes spricht, als über die Pflicht, stark zu sein in einer Welt, in der es für die Mächtigen keine Erleichterung und für die Schwachen keine Nachsicht gibt.

Das größte Gewicht kann nur von dem größten Gedanken getragen werden.

Der wahre Himmel will in umfassenden Reflexionen gehalten werden.

Sein Träger oder sein Gestell ist das Denken selbst.

Der Logos ist zum Komplizen, zum fundamentum des Umfassenden geworden.

Die Liebe zur Weisheit und die Liebe zur Schwere des Einen, Ganzen, kommt auf eines hinaus.

DIE LETZTE KUGEL

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