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poetisch kapitel 2 gefäßerinnerung

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über den grund der solidarität

in der inklusiven form

seneca lobt die glückliche zeit

vor den architekten

alberti die natur die alles

rund haben wollte

und becket fragt

woher die stimme kommt

die „lebe“ sagt

die eigene antwort:

aus einem anderen leben

menschen sind die tiere

die ihr leben gemeinsam führen

gesellige herdentiere von anfang an

die nicht allein-lebenden

was die vertragstheorie bisher übersah

das feld der starken beziehungen

was aber ist das gemeinsame werk

das apriori zueinander treibt

ineinander verschränkt

unter gemeinsame daseinsgründe stellt

von altsteinzeitlichen wildbeuterkulturen

bis an die schwelle der moderne

stehen menschengruppen

unter übermächtigen

existenziellen form-imperativ:

sie sind in starken beziehungen

miteinander verwoben

auch die mauerlose gemeinschaft

reproduziert sich aus kohäsionsenergien

sie schaft den existenzialraum

die für sie typische form in der sie sich

und anderen erscheinen kann

sich selbsterzeugende

morphogenetische prozesse

schaffen sich die hülle

das sphäro-poetische projekt

auch zunächst ohne geometrie

welt ist dann das was von einer form

oder in grenzen enthalten ist

alle manifesten dinge

werden von einem äußersten ring

aus unsichtbaren ordnungsmächten

umspannt

bei kritischem größenwachstum

gerät die gruppe unter morphologischen stress

baut mauern oder nutzt symbolische mittel

stadtmauern und reichsgrenzwälle

bei den wirklich zusammenlebenden

haben innenverhältnisse

vorrang vor umwelt-beziehungen

wände existierten bevor sie gebaut wurden

die topologische urdifferenz

bei uns- nicht bei uns

ein magisches universum der identitäten

aus dem unfriedenraum schneiden wir

unser wohn-stück als nischenbauer

ein sozialer uterus

ein uterotechnisches projekt

wohnen heißt zwischen geschonter

und ungeschonter sphäre zu unterscheiden

hier lichtet sich die welt als die unsere

der eigene ort das herz des seienden

der sitz der weltseele

höhere dichte vertraute helligkeit

aber größerer gefährdungen

selbstbergung selbstklimatisierung selbstrundung

werden ortsschöpferisch

es mag millionen geben aber hier hier diese

ermöglicht mich

der ausschnitt ist die botschaft die sphäre der sinn von sein

hier wird die welt ent-fernt

der raum des nah-sein-könnens eröffnet

wohin das zoon-politicon auch kommt

sie haben ihr vermögen dabei den eigenen innenraum

und dessen stimmung selbst zu schaffen

als abbild des drinnen wird das draußen erobert

als abbild des draußen das drinnen sakralisiert

indem sie sich einrichten bergen sie sich

in topologischer mehrdeutigkeit

die jedes hier zu einem anderswo in spannung bringt

vor aller psychologie ist

inneres gelegentlich wie fremdes

äußeres wie eigenes

überall werden endosphären erzeugt

weil das menschliche tier geprägt bleibt

von der erinnerung an ein anderes

innengewesen-sein

und der vorwegnahme eines letzten umhülltsein

die klausur in der mutter

prägt in jedes zur welt

gekommene leben

das bleibende urszenische muster

des enthaltenseins in einer fördernden rundhöhle

von dieser matrix stammen die meisten späteren

behälterforderungen wie auch behälterphobien

im weltalter der metaphysik überwog das motiv selbstbergung

überwiegend vor selbstbefreiung

in der moderne liegt das primat auf freiheit

vor höhlenbedürfnisse

mit einem starken zug zur horizontüberschreitung

die neuinszenierung des raumes

soll gegenwart bei sich geben

das ursprüngliche fötale schweben

prägt die aufgaben der späteren

sozial-geometrie oder politischen geografie:

die grundstruktur der klausur in der mutter

mit den mitteln des veröffentlichten lebens

zu wiederholen

nur im continens kann es das contentum

im offenen behälter das gut entbundene

geben

behälterimperative:

bilde gemeinsame sphären

so das die maxime

des zusammenseins

als aufforderung gelten

lebendiges durch lebendigem

zu umgeben

die psychoanalyse übersah

das nicht beziehungsmuster

sondern raumverhältnisse

übertragen werden

nicht verdrehung des liebeswunsches alleine

sondern die art und weise mit dem anderen

einen gemeinsamen primärraum zu bilden

in gruppenprozessen erfährt man die neigung und eignung

in verschwörerischen euphorien aufzublühen

jede organische gruppe

als lebende metapher

für formforderndes daseinwollen

in einem gemeinsamen innen

neugeborene finden

einen erfolgsversprechenden

weg ins leben

wenn sie in der neuen außenanlage

die chance erhalten die vertraute szene

innen-sein- mit ihren müttern modifiziert

weiterzuspielen

wir verlassen nie wirklich den uterus

nur sich im laufe des lebens erweitert

andere formen und proportionen annimmt

dieses gesicht später hütte iglu haus universum

unsere existenz

immer auch ein aufenthalt

hinter wand und rand

grenzen an denen impulse

des überschreitens

zu impulsen des

stehenbleiben

in konkurrenz treten

gefäße die spenden

schilde die schützen

weltschalen die zusammenfassen

sie alle sollen am besten von runder gestalt

und schönen grenzen sein

innen bleiben

trotz ortsveränderung

vor diesem

hat es einen anderen raum gegeben

jede wand ersetzt eine andere

jeder innenraum

ein verweis auf einen anderen

gebaute und gesprochene wände

enthalten unentbehrliches

fordern sakrale aufmerksamkeit

auch Mauerbau steht unter dem vorrang des innen

eigenen und fremde mauern funktionen der sozialen vernunft

die eigenen sind nötig und gut

fremde mauern anstößig und zurückweisend

hier wächst die urform des ressentiments

meine vorteile erfordern die mauern der anderen

unsicher zu machen

wenn die gesellschaft zu groß häuserwände zu hoch

meine vertrauten wände zu weitläufig werden

wird entfremdung epedemisch

dann droht den palästen krieg

für den frieden der hütten

das fremdgeworden eingeschlossene leben

erlebt sich radikal nicht mehr bei sich

panische immanenz träumt vom ausbruch

das leben fühlt sich gefangen

in den stahlharten gehäusen

einer durchrationalisierten welt

dem ganzen geht seine hüllennatur verloren

der ring um das vormals wärmende feuer

machte verwöhnungssüchtig entlastungsabhängig

wärmende reden tun ihr übriges

wurden die ringe größer löste sich dieser

thermische sozialismus auf

und das ringen um die ersten plätze

nahm seinen lauf

es entsteht eine thermische klassengesellschaft

solidarität ist teilhabe am selben feuer

hütten mit privatem

familienfeuer entstehen

das haus wird eine umbaute

feuerstelle

am herd vollzieht sich

der akt der menschwerdung

die geburt der gesellschaft aus der versammlung

um das feuer

und halt durch kultische zentrierung

später wird der staatsherd auf dem forum romanum

die mitte der res publica

das heilige feuer setzt haus = reich

hier wurde die staatsseele gehütet

die gesamte soziale synthesis

ist hier enthalten:

fokalpolitik inklusionspolitik schoßpolitik

immunitätspolitik formpolitik

die zerstörung des symbols war nur möglich

durch ein neues verbindend-wärmendes feuer

der christusreligion als neues integrationsprinzip

wer herrschen will muss das haus zum kosmos erweitern

und aus dem universum ein herrenhaus machen

auch in den ersten rundformen der dörfer lagen die

immunsysteme ihrer kultur die zentrale information

ihrer identität

kollektive selbstbergung hinter der morphologischen wand

den menschen der neuzeit

bleibt die aufgabe sich um ihren platz

an der wärmenden sonne zu kümmern

eine herausforderung

im anblick der vielen

am exzentrischen herd

DIE LETZTE KUGEL

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