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Zur Einstimmung auf die Tour

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Nicht, weil ich Denke bin ich. Sondern weil wir kompliziert, komplex, um dreißig Ecken denken, sind wir eine so sonderliche Spezies. Wir denken eben „wild“ und „wirr“. Sagen oft „basta“ und wollen raus aus diesen Körper-Leib-Bauch-Kopf-Erwartungs-Erwartung-Verstrickungen.

Denken ist keine „einfache“ Sache. Nicht nur linear, logisch kritisch reflexiv.

Im Alltag mischen sich Logik mit Fantasie, Glauben mit Wissen, Vermutungen mit Tatsachen, Systematik mit Chaotik. Noch wichtiger: es mogeln sich Freude und Missmut, Unwohlsein und Nervenflattern, Magengrummen und ein Wallen der Gefühle ins Denken. Urplötzlich meldet sich der Darm, der Magen und signalisiert „Defizite“. Dann tauchen Ängste, Vorurteile, Hoffnung auf: und ich „entscheide“ mich.

Oft genug vorläufig: Nach kurzer Zeit kommt der Gedanke: Hätte ich nicht doch dieses oder jenes anders tun oder sagen können. Die Stimmung kippt schlagartig. Der ganze Ansatz wird verworfen, ich greife zum Hörer, ich stelle den Anderen oder mich selber zur Rede, mache eine Radtour oder gehe auf eine lange Wanderung.

Weil wir von Assoziation belebt werden, sind wir. Wir „verknüpfen“ immer etwas mit Etwas aus Etwas zu Etwas. Und das innerhalb von Sekunden, Nano-Sekunden. Wer dann sagt: Das ist doch logisch, das habe ich genau durchdacht, der müsste sagen: Alle meine „wirren“ Assoziationen haben mich zu dieser Aussage geführt. So liegt er vor uns: unser assoziierter Lebensteppich, unsere lange Wanderung aus 2500 Seiten.

Wie im Band 1 möchte ich Sie mit einem Foulspiel zu einer kurzen Einstimmung verhelfen, d.h. „unfaire“ Zusammenfassungen formulieren. Bei Sloterdijks Texten immer ein riskantes Unterfangen. Wenn Sie Ihm schon einmal zuhören konnten, werden Sie seine „wilden Ausflüge“ kennen. Müsste ein Satz für alles stehen, dann vielleicht der, dass die Geschichte „des Menschen“ durch den nie zu beruhigenden Überschuss der Ekstase über die Geborgenheit gelesen werden kann. Der erste unvermeidbare Blick erfasst unglaubliches, der zweite macht zum Sprung bereit, der dritte und vierte lehrt sie etwas. Nur nie lange.

Der Band 2 führt „das kleine Wesen“ aus dem „Basislager der ersten idealen Sphäre“ mit schwärmend-verheißender und ängstlich-bewahrender Grundausstattung, zu rauschenden Höhen und in eisige Höllen: in Gruppen, Horden, Siedlungen, Städte, Reiche, Welt.

Alles grundiert vom Konzept Selbstbergung und Selbstumgebung gegenüber einer unmöglich gewordenen Außenwelt, in: Archen, Stadtmauern, Kuppeln, Weltgrenzen, Immunsysteme.

„Die Stadt ist die Wiederholung der Höhle mit anderen Mitteln“ (Hans Blumberg) und die Höhle eine Reminiszenz an die Uterus-Zeit.

Aber wo es "Erhabene-Sphären" gibt, dort gibt es auch "Anti-Sphären". Dann geht es um die Erkundungen im höllischen Raum. Entzieht man diesem unsäglichen Raum den katholischen Wächter, dann kann die Welt und auch meine eigene Innere zur Höllen-Sphäre werden. Wenn mich alles überfällt, alles um mich herum "einstürzt", dann wird das ehemals bergende zur Höllenfahrt. Dann fällt um das "kleine Wesen" herum alles ins "Nichts".

Schon früh lehrt das Leben sie, dass sie in einem thanatologischen Raum existieren und macht sie „erwachsener“ aber nicht weniger ekstatisch. Es sterben ja immer nur die Anderen. Aber „damit die ganze Welt menschenleer erscheine, genügt es, dass ein einziger Mensch dir fehlt“.

Menschliche Beseelungsverhältnisse kommen nicht einseitig als das Schönste, Größte, Umfassendste unschuldig daher. „Die Geschichte“ aus der es zu lernen gälte: Weinrauschende Feste und blutrünstige Gelage; Blumen-bindende Delirien und kreuze-errichtende Rauscharmeen, verwöhnt getragene Seelen und Waffen-schmiedende Kommunen.

Nicht nur unglaubliche Städte die früh entstehen zeugen bald von der Ästhetik dieser scheinbar nie zu überwindenden Differenz. Wer darf zu ihnen sagen „Du musst Dein Leben ändern“? fragt Sloterdijk folgerichtig in einer anderen Veröffentlichung mit diesem Titel und setzt eine „scheue Vermutung“ als tastende Antwort: die Krise? Im Großen ist nichts, was nicht auch im Kleinen so funktioniert.

Doch warum gibt es noch immer eher große Sphären als kleine? Dabei ist eine Klimakatastrophe nicht allein ein Wetter- sondern auch Sphärenumbruch.

Die Menschen wohnen in ihren Verwöhnungen, in ihren Erfolgsgeschichten anwachsender Nervlichkeit und Symbol-vermittelter luxurierender Selbsterregungen, also umgeben von Attraktoren von denen „assoziierte Befehle“ auszugehen scheinen von denen sie sich "provozieren" lassen.

Denn „sie kommen in die Arena mit dem frühesten an Urteilskraft, dem Atmosphären-gefühl, ausgestattet. Es ist ursprünglicher als der oral-intime Sinn, der Geschmack und öffentlicher als dieser zugleich. Der Raum als Atmosphäre ist noch nicht mehr als Schwingung, aber schon die „Amme des Werdens“.

"Von der alt- und neu-europäischen Vernunft-Kultur wurde diese dritte Größe – neben Wörter und Dinge, sträflich beiseite gelassen. Dass es etwas gibt, was weiträumiger, früher, durchdringender als beide, haben sie nicht wahrhaben wollen. Außer Heidegger und Hermann Schmitz in der Neo-Phänomenologie, sind die Versuche bis heute eher Randgebiete.

Durch die Erfindung des Theoriespiels Philosophie werden die nachfolgenden Gesellschaften endogen gespalten. Es ist ein Denken in die Welt eingebrochen, das sich selber zum Ernstfall erklärt, von dem aber die meisten, auch die Mächtigen, nur Außenansichten gewinnen.

Globalisierung oder Sphäreopoiese im Größten ist das Grundereignis des europäischen Denkens das seit zweieinhalbtausend Jahren nicht aufhört, Umwälzungen in den Denk- und Lebensverhältnissen der Menschen zu provozieren.

Ab jetzt gilt: erst die Sphäre dann die Moral. Menschen müssen sich ab jetzt in einem Umfassenden lokalisieren, nicht mehr Schoß oder vegetative Grotte, ein Herd oder Tanzreigen, sondern in einer logischen und kosmologischen Konstruktionsform von überzeitlicher Geltung.“ (P.Sloterdijk)

Als Reminiszenz an den fragilen Ursprung stehen bereit: Gespür für Atmosphärenstimung, „unstillbares“ Verlangen nach Verwöhnung und Wohlsein, immunisierende, herbergsschaffende und -sichernde Anstrengungen. Umhegt von nie schlafenden Wällen, Zäunen, schutz-meinenden Mauern unter ausgespannten Privaten, Gottes- und Regentenschirmen, Baldachinen, Sternen- und Himmelszelten. Später dann Rechtssysteme, Versicherungen und Wohlfahrtsstaat.

Die „Aufschreie“ gegen überflutenden Regentenluxus, Staatsschulden, unfassbare Kriegsgelüste, Eroberungen und Höchst-Rüstung bleibt leise, wenn sie als Sicherung der fragilen Ursprungsgewöhnungen, als Pflicht aller deklariert oder intern oder extern infrage gestellt werden.

Laufen versorgende, umhegende Bemühungen lange Zeit und an zu vielen vorbei, werden Geburtliche für anders bergende Gralshüter aufgeschlossener.

Die „Vernachlässigten“ votieren innerlich und äußerlich neu-verführbar, für eine Rollenneubesetzung. Dann werden sie „Neu-Religiös“, rufen zu ihren Waffen und „Revolutionen“ bekommen ihre Zeit. Dann erobern „im Sturm“ die „klingenden“ Versprechen von Erlösung, Führer, Heimat, Volk, Vaterland „heim ins Reich“oder Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Solidarität die „Herzen“ der Fragilen die sich nun noch festere Mauern und Rache an „Verletzer uralter Erwartungen“ versprechen. Koste es was es wolle. Die Rache ist mein –sprachen neuer Herr und alter Diener.

Die hungrig- gierig-wollenden-nährenden Konsequenzen der Geburtlichkeit sprechen in der Ästhetik der privaten, sozialen und politischen Lebens-Architektur erste und letzte Worte. Einflüsternde „Signalworte“ und „Zeichen“ die „Wunder“ wirken und Wunden schließen würden, wenn ALLES passt. Von „irgendwoher“ muss diese Orientierung doch kommen. Entfachtes Leben will „......“ Leben.

Wie? Wie einmal!: Dort.

O Mensch! Gib acht!

Was spricht die tiefe Mitternacht?

"Ich schlief, ich schlief -,

Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -

Die Welt ist tief,

Und tiefer als der Tag gedacht.

Tief ist ihr Weh -,

Lust - tiefer noch als Herzeleid:

Weh spricht: Vergeh!

Doch alle Lust will Ewigkeit -,

- will tiefe, tiefe Ewigkeit!"

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra

Doch oft geht es uns wie dem Panther bei Rilke:

„Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf-. Dann geht eine Bild hineine,

geht durch der Glieder angespannte Stille –

und hört im Herzen auf zu sein.

Aus: Rainer Maria Rilke: Der Panther

Die Welt zeigt sich allen Neuankömmlingen als eine, die sie auch meint, unter Stress setzt, etwas bietet, die sie mit-bauen als zu-er-lebende. Diffus oder gut verstanden, in-Ordnung gehalten, auch irritierend, oft komplett unverständlich als Prekariat.

Sie zeigt sich ihm als von seinesgleichen geliebte, geordnete, ignorierte, bekämpfte, eroberte, regierte, geplünderte, verwüstete. Immer unruhig. Aber immer aus seinem unvergleichlichen „Strahlenkranz“, seinem persönlichen Spinnnetz-Profi blickend.

Ist das alles das „Sein“? Oder schwebt die Welt darüber hinaus in einem sich uns entziehenden „Sein“ für dieses Da-sein - und sie bietet so viel, zu viel für wenige, zu wenig für viele. Kann ich dieses Sein durch Meuterei, Revolution abschaffen oder immer nur ein ähnliches anderes wählen? Gibt es kein zurück nach vorne, in den Ursprung? Wir laufen in Schulen, Akademien, Geld und Gold, in Schlösser, Burgen, Klöster, Wüsten, Büros, Fabriken. Nur ich muss hier bleiben? Warum erwischt es immer mich? Meint mich das Sein überhaupt? Der Mensch ein ewiges dazwischen?

Was genau geht hier eigentlich „ab“?

Welt macht auch müde. Egal welcher Strahlenkranz ihn umgibt. Jetzt ist Abend, mir alles gleich-gültig. Ist nun auch alles „egal“? Abends lässt sich kaum noch etwas machen. Werde ich morgen aufwachen? Ja, die Welt fordert schon morgen früh deine Ein-Stellung. Bis dahin gibt mir eine hoffentlich warme Bettdecke meine nächtliche Reminiszenz an meinen seligen Ursprungsraum.

Will uns das „Sein“ oder das helle Da-sein von Geburtlichkeit ablenken?

Müssen wir abgelenkt werden, nur weil wir sterben werden?

Denn „dazwischen“ könnte es doch viele gute Tage geben, oder?

Ist häufiges irritiert sein nur ein kurzes Zeitgefühl, das Gefühl einer Minderheit.

Rückblickend expandiert Welt doch. Auch und gerade nach Rückschlägen. Wird erkundend entdeckt, expliziter, komplexer: mit der Zahl der Einwohner wachsen Wünsche, Ängste, Ansprüche. Mit entdeckten, eroberten Flächen und Dingen, mit

zunehmendem Wissen und Meinungen, an Vielfalt, an Risiken, an Konflikten.

Das nicht-mehr-Tier wurde munter, bunter, leichtsinniger, erfahrener, vielfältiger, gefährdent-strittiger aber auch „einfangbarer“: für gute und grausame Schandtaten.

Waren die auch alle durch unsere Geburtlichkeit „inspiriert“? Wer gab die Befehle: das „Sein“? Unsere Geburtlichkeit: und was daran genau? Werden Friedens- und Kriegsmenschen, gut veranlagte und böse veranlagte „so fertig“ geboren?

Es lässt sich fangen, wird gefangen, selber Fänger oder fristet ein Leben an äußersten Rändern. Muss es in Gruppen, Kulturen, Ordnungen „eingefangen“ gehegt werden? Würde es freigelassen wild und unberechenbar. Gefährdete es sich gar selber? Ist es dafür ausgelegt?

Wir erinnern an Band 1: Der „Mensch“ ist ursprünglich „zu Zweit“, also primär auf Beziehung, Sozial, angelegt. Dennoch sind die kämpfenden Reiche, die Trennungs-Zeichen unübersehbar unruhig.

Wie also ihn an seinen Ursprung an-binden ohne fest-zu-binden?

Gibt es nichts, was optimal über allem „Ist“. Alles in sich „birgt“, vereint, zusammenhält? Was könnte das besorgniserregte Gemein-Wesen einbinden, zusammenführen, halten, sogar steigernd-übersteigen?

Wie streng, wie übersteigert, wie überwältigend stark, ergänzend, verwöhnend, streng und suggestiv ja wie erotisierend-erotisch müsste das Welt-Konstrukt werden?

Die das alles und so vor 2500 Jahren denken wollten, wählten eine „Intensive

Idylle". Einen Garten vor der Stadt, einen "lieblichen" Rückzugsort. Kein Seminarhotel, keine moderierten Groß-Lerngruppen in Stadien. Lieber eine Akademie aus erlesenen Teilnehmern, vor der Stadt. Fern vom üblichen "Geschwätz des Marktes".

Denn es sollte kein zufälliges intuitives Kunstprojekt, keine schnelle Skizze werden, sondern eine strenges, logisches "for ever". Rund aber vermessen. Gestuft mit einem funktionalen Oben, einer Herz-Mitte, einem beschirmten Unten, aber alles in einem umfassenden Runden, alle einbindend. Die Platzanweiser exklusiv-inklusive. Eine Geometrie im Ungeheuren, die erste metaphysische Globalisierung.

Und sie wurde erotisch für erotisierbare Seelen: das Schönste, das Größte, das Rundeste, komplett beleuchtet vom Sonnenlicht-Sein: Gott und Welt und Volk in einem "hellen Parlament". So sicher, dass keiner aus seinen Rollen und aus dem Rahmen fallen würde, fallen durfte. Wer wollte da zurückbleiben. Angesichts einer solchen Immunität, durch Sicherheit im Größten.

Sokrates war der Sohn einer Hebamme und „Mitglied“ im Projektteam der ersten metaphysischen Globalisierung.

Wer Beherbergen will, muss Unwahrscheinliches-Übergroßes bieten.

Ihr besonders Markenzeichen: Kugeln, Globen, Kreuze. Kreuze auf Kugeln um den Kompromiss der gültigen Hierarchie zu zeigen. Kreuze auf Kugeln in Gottesdienerhände, Kugeln in Regentenhände eingesetzt vom Höchsten. Wahlweise Kugeln unter den Füßen von Regenten und Fromme.

Im gelungenen Pathos trägt Atlas die Himmelskugel auf seinen Schultern. Er präsentiert das Prinzip: Entlastung! So entlastet waren wir im fötalen Frühling.

Das überzeugt jeden: "blind". Ab da weiß es jeder: Da-sein heißt größte Lasten tragen. Nur große Gedanken können große Lasten tragen.

Bald wird die Kugel auch ein Globus, auf den "sehen" die Eroberer was sie haben und was noch fehlt. Ständig erweitert sich die Umsicht. Nun getragen vom Logos der das Schwere-All in Schwebe hält.

"Die Kugel erweist sich als die dynamische wahre Ikone des Seienden: denn indem sie den Betrachter informiert und umgreift, beginnt sie als wirkende Idee in ihm zu leben. Sie bringt das menschliche Auge in die exzentrische Position, die eigentlich nur einem abgetrennten Gott eigen sein könnte: folglich vergöttlicht sie den menschlichen Intellekt, der die Regel der Kugelerzeugung erfasst hat". (Sloterdijk)

Was braucht das kleine, zitternde Wesen im Angesicht des unglaublichen Raumes:

Die Allmacht-Kraft "eines Gottes". Wer mich als "sein Ebenbild" erschafft, dem kann ich nachfolgen, den kann ich auch bald "überwinden= töten".

Was folgt: die Mechanisierung der Mütterlichkeit in der nach-theologischen Zivilisation.

Für Parmenides wird Denken und Sein identisch. Denken in einer freien Umsicht im offenen. Durch einen plötzlichen Augenaufschlag der Blick in das gelichtete Ungeheure der Philosophen. Überall dasselbe Sein. Wohin Du auch gehst oder blickst. Du bist überall dabei. Selbst im nicht-zitternden Herz der Wahrheit.

So wurde das Gute, Runde, Schöne willkommene Blaupause für Religion und weltliche Regenten. Strenge, Befehl, Gehorsam und Disziplin: ein platonischer Nachhall des "Einhegens"? Alles "Züchtigen-Zurichten" ein gut gemeintes "Umsorgen", ein "vom Sein" (=Gott?) gedachtes, also auch für mich?

Angesichts dieser "Kugel" als der einzigen die gilt, wird das "kleine Wesen" zum Optimismus verdammt. Es trainiert sich im exakten Optimismus: Das eine Sein ist der Reichtum schlechthin. Platon hatte es vorgemacht: Entspannung in der Apokalypse des Raums. Wer sich umschaut entdeckt eine Welt voller Kugelsymbole. Auch heute noch und heute wieder besonders.

Doch den Einwohnern wird bald deutlich: Es ist "die letzte Kugel". Seit der terrestrischen Globalisierung -durch Kartografen und Seefahrer, später Klimatologen, Wirtschaftspolitiker, Ökologen zeigt sie sich nicht nur als das Schönste, Rundeste, Beste, sondern ebenso als Halbschön bis Hässlich.

Immerhin war sie 2500 Jahre "gültig". Alles erobernde, ergreifende, strenge, hierarchische, ein Oben und Unten denken, in Vorgaben und Folgen, in Befehl und Gehorsam waren Ihr Nachhall bis in die 1950iger/60iger Jahre das letzte Jahrhundert. In manchen Angelegenheiten ist sie es bis heute. In vielen Rückwärtsbesinnungen klingt sie durch: die Trauer um die vergangenen guten alten Zeiten, als alles noch an seinem Platz gestanden haben soll.

Der Band 2 führt uns in den Band 3. Dort erwarten uns keine harten, feste Brocken, keine neuen Felsen, sondern "Schaum". Das "kleine Wesen" zeigt sich als Blasen und Kugeln vergessenes Wesen. Es wandert in die "Moderne" und findet sich im "Schaum". Der neue Machthaber hat nicht nur seine Geburtlichkeit, sein Aufgehoben-sein -wollen vergessen, sondern auch seine Endlichkeit. Das Feste, logische, zweiwertig, ein real-aufgeklärt objektiv vor uns liegendes, findet eine Ablösung durch flüchtiges, mehrwertiges. Kontingenz wird die neue Zeit-Marke.

In der "Neuzeit", die manche die Moderne nennen, geraten wir in das unglaubliche Experiment, die "Zwei" zu leugnen und den Individualismus in den Mittelpunkt zu stellen. Das große Runde, Schöne, Göttliche, diese allumfassenden Geschichten, sie verblassen. Auch sie hat die Entropie nicht verschont. Nun steht eine andere Zeit, eine andere "Gesellschaft", eine anders geprägte, alles umprägende Kultur auf dem Wanderplan. Verdammt zur Sorglosigkeit nach den Jahrtausenden der Sorge.

DIE LETZTE KUGEL

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