Читать книгу Gangster Squad - Paul Lieberman - Страница 12
ОглавлениеManchmal quetschten sich fünf Männer der Gangster Squad in den verrosteten Ford, Baujahr 1940, um Patrouille zu fahren. Einige rauchten dabei Zigarren, und nach einer solchen Schicht mieften die Klamotten so schlimm, dass ihre Frauen sie über Nacht auf die Wäscheleine hängten. Connie O’Mara trug den Mantel ihres Mannes auf Armlänge von sich weg und nur mit zwei spitzen Fingern gehalten und hielt sich dabei die Nase zu. Die Wagen an sich waren mehr als erbärmlich, hatten meist schon den dritten oder vierten Motor und meist über 200.000 Meilen auf dem Tacho. Fußmatten – Fehlanzeige! Stattdessen mussten die Löcher im Fußraum mit allem Erdenklichen gestopft werden, damit das Wasser nicht eindringen konnte. Falls sich eine Pfütze im Wagen bildete, war man gut beraten, sofort den Fuß darauf zu stellen, denn sonst spritzte einem das Fahrwasser direkt ins Gesicht. Wenn drei Männer auf der Rückbank saßen und der Wagen über einen Buckel fuhr, knallte der mittlere meist mit dem Kopf gegen das Fahrzeugdach. Das änderte sich aber, als sie einen dritten Wagen erhielten, denn von nun an teilte sich die Gangster Squad in kleinere Teams auf. Bevor man den Cops Funkgeräte zur Verfügung stellte, mussten sie sich an einer Straßenecke treffen, an der sie sich den Abend zuvor verabredet hatten. Dort erklärte ihnen Burns dann die Aufträge, wer wen beschatten sollte und wer an diesem Abend die Zielperson war. Trotz der Funkgeräte gab er ihnen verschlüsselte Informationen: „Okay, trefft mich zwei Blocks östlich und einen Block südlich, vom gestrigen Treffpunkt aus gesehen.“
Die Tommy-Guns waren großartige Bleispritzen, da sie jeden einschüchterten. Allerdings hatte man auch seine Probleme mit den Dingern. Die Männer konnten sie wegen der Diebstahlsgefahr weder im Wageninnenraum noch im Kofferraum aufbewahren. Wenn sie ein Geschäft betraten oder bei den Ermittlungen in ein Mietshaus gingen, schleppten sie die MGs erst einmal mit und legten sie dann an einer Stelle ab, die man gut im Auge behalten konnte. Auch die runden Magazine mit 50 Patronen stellten ein Ärgernis dar, da sie nicht problemlos in die Anzugtaschen passten. Die meisten Männer entschieden sich für das rechteckige Magazin mit 20 Schuss, das leicht in eine Tasche passte. Damals gab es weder ein SWAT-Team noch ein spezielles Training und auch keine leichten kugelsicheren Westen. Zumindest konnten sich die Tommy-Koffer sehen lassen, jeder von ihnen 90 cm lang und circa 30 Zentimeter breit – es war leicht, sich vorzustellen, dass sich in ihnen eine Violine befand.
Innerhalb des LAPD kursierten Gerüchte über den Auftrag der neuen Einheit, die konspirativ agierte. Die meisten vermuteten, dass es sich um internationale Spione oder hausinterne Headhunter handelte – und das nicht ohne guten Grund! Das Büro des Chiefs hatte ihnen den Auftrag gegeben, still und unauffällig einigen Cops zu folgen, die schmutziger Geschäfte verdächtigt wurden. Darunter befand sich ein Beamter, der vorgab, im Auftrag des Generalstaatsanwalts eine Jukebox-Firma auszuräuchern, aber tatsächlich Bestechungsgelder kassieren wollte. Doch mit der Geheimhaltung war es aus, nachdem ein Streifenpolizist die Meldung machte, dass ein Friseur und illegaler Buchmacher ihm ein unverschämtes Angebot gemacht habe. „Warum schnappt ihr euch den Kerl nicht?“, schlug Chief Horrall Willie Burns vor. „Dieses dumme Arschloch – zieht den Bastard aus dem Verkehr!“ Und so zog die Gangster Squad wie eine Karawane zum Friseursalon und verwüstete ihn. Sie rissen die schweren Stühle aus der Verankerung, zerschlugen die Spiegel und rissen die Regale mit den Aftershaves nieder. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten, ohne dass man dabei ein Wort wechselte. Während dieser Zeit hielt Jumbo den Friseur im Schwitzkasten, damit er keine Sekunde des Fiaskos verpasste. Dann schäumten sie seinen Kopf ein und rasierten dem armen Kerl den Schädel mit den eigenen Klingen – diese Aktion war nicht geplant, sondern eine kreative Variante der Auslegung von Dienstvorschriften.
Doch nicht alles lief so glatt ab. O’Mara erhielt den Auftrag, sich einen berüchtigten Beamten des Los Angeles County Sheriff Department vorzuknöpfen. Al Guasti war der Chef der Sitte und schützte den wohl unverschämtesten Buchmacherring in unmittelbarer Nähe von Los Angeles. Die „Firma“ Guarantee Finance unterhielt eine Reihe von kleineren Unternehmen im Dienstleistungsbereich als Tarnung, um die 75 Telefonanschlüsse im Hinterzimmer zu rechtfertigen: In einem Laden konnte man Zeitschriften kaufen, ein Büro gewährte angeblich Darlehen, ein weiteres bot einen Weckdienst an – einige Telefone waren sogar unter den Namen von „Stone’s Service Station“ registriert. Guarantee Finance engagierte sich vorgeblich sogar im Rahmen der Kollekte für wohltätige Zwecke und tarnte dadurch die 118 Angestellten, die Wettgelder direkt von Kunden annahmen! Wenn ein naiver Interessent sich einen Kredit besorgen wollte, wurde er mit der Begründung abgewiesen, im Moment stünde kein Geld zur Verfügung. Guarantee Finance operierte von einem zweistöckigen Gebäude mit verdunkelten Fenstern aus, an der East Florence Street gelegen, also in einer vom LAPD nicht kontrollierten Gegend. Doch die Polizeibehörde besaß einen guten Grund, die „Firma“ einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, denn den Cops war zu Ohren gekommen, dass ein Sergeant ihres Reviers seine Hände schützend über die Gauner hielt und ihnen sogar beim Geldsammeln half. Zuerst schickte man einige Beamte in Zivil hin, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie schlüpften durch ein Dachfenster, um in das oben gelegene Loft zu gelangen. Dort kontrollierte ein Sklaventreiber ein gutes Dutzend Buchhalter am Telefon, neben denen imposante Gestelle voller Wettanschläge standen. Die Cops hatten keine offiziellen Haftbefehle, doch sie rissen die langen Listen herunter und zerrissen sie, womit ein Tag Arbeit für die Katz gewesen war. Nach vollendeter Arbeit schlenderte ein Stellvertreter des Sheriffs in den Raum und dachte, sie gehörten zu den Buchmachern. „Ging heute aber ganz schön heiß her?“, fragte er. Kurze Zeit später dann stürmte besagter Al Guasti die Zentrale des LAPD im Rathaus und überreichte Reed einen Brief, in dem eine klare Aufforderung stand: „BLEIBT WEG, DAS IST UNSER GEBIET!“ Und so gab Reed O’Mara und seinem Partner den Auftrag, den Typen zu beschatten.
Sie hängten sich eine Stunde lang an Guasti und verfolgten ihn auf einer kurvenreichen Strecke, die bei Schwab’s endete, der Drogerie mit Imbiss am Sunset, wo angeblich Starlets entdeckt wurden. Guasti nahm auf einem Stuhl vor der Essenstheke Platz. Auch die beiden Cops setzten sich in sicherer Entfernung hin. Dreist winkte er ihnen zu und witzelte: „Hey, ihr Sackgesichter. Ihr könnt ruhig vorfahren, und ich folge euch dann.“
Die Squad brauchte einen Mitarbeiter, der fließend Italienisch sprach, und so schlug O’Mara einen jungen LAPD-Officer vor, den er während des Krieges kennengelernt hatte. Lindo „Jaco“ Giacopuzzi brachte über 100 kg auf die Waage und spielte beim Football den Lineman. Er hatte sich in der Molkerei seiner aus Italien eingewanderten Familie eine ansehnliche Muskulatur aufgebaut. Jacos Vater lernte während seines gesamten Lebens nicht mehr als zehn Wörter Englisch! Sein Sohn war eigentlich ein entspannter Typ, der anderen aber, wenn ihm der Geduldsfaden riss, auch eine ordentliche Tracht Prügel verpassen konnte. Jaco wollte unbedingt zur Feuerwehr und hatte die Aufnahmeprüfung bei der Polizei nur gemacht, weil er für den Test beim öffentlichen Dienst üben wollte. Für ihn war der Job nur ein Job und kein Kreuzzug. Als O’Mara und Burns ihn aufspürten, um ihn für die Gangster Squad anzuwerben, befand er sich gerade auf einer Routinefahrt mit dem Polizeiauto. „Na klar, das klang ganz ordentlich“, erinnerte sich Jaco.
Man muss sich das vor Augen führen: Jeden Freitagabend ging es zu den Boxkämpfen im Hollywood Legion Stadium. Am Dienstag mussten wir zu den Kämpfen im Olympic Auditorium, weil dort die Ganoven rumlungerten. Und dann mussten wir uns noch all die Football-Spiele anschauen! Wir brauchten uns niemals eine Eintrittskarte zu kaufen, sind einfach reingegangen. Einfach rein und mal schauen, wer sich mit wem rumdrückt. Das war der Job.
Zur Hölle! Natürlich wollte er da mitmachen, und der Partner oder man selbst durfte sogar den zivilen Dienstwagen mit nach Hause nehmen. Jaco hielt im Valley einige Pferde, und seine Kollegen schworen, dass sie Heu auf dem Rücksitz fanden, nachdem er die Karre gehabt hatte. „Ich liebte die Einheit“, bekannte er. Während eines anderen „inoffiziellen“ Einsatzes fand die Squad einen Partner für Jaco. Einige jugendliche Schläger trafen sich auf einem Hügel im Stadtgebiet und machten den Nachbarn und den Cops das Leben zur Hölle. Assistant Chief Joe Reed befehligte die Squad: „Zähmt mir die Jungs mal ein bisschen.“ Und so zog die „Abbruch-Crew“ erneut los. Doch diesmal hielten sie zuerst bei einer lokalen Wache des LAPD, um einige zusätzliche Beamte mitzunehmen. Gemeinsam stürmten sie in Marines-Manier den Hügel und verpassten den Störenfrieden eine gehörige Tracht Prügel, wonach die Typen, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden lagen.
Willie Burns beeindruckte besonders einer der Cops aus West-LA, ein Kerl, beinahe so groß und stämmig wie der texanische Wirbelwind Jumbo. Jerry Greeley trug einen Mittelscheitel und sah dadurch ein wenig dümmlich aus, doch im Krieg hatte er als Commander in der Navy gedient. Scheiß doch auf die dumme Frisur! Sie luden ihn zu einigen Drinks ein und erzählten ihm von den gemeinsamen Ausflügen zu den Boxkämpfen und den anderen „Freizeitaktivitäten“ der Squad.
Eine Operation wie besagte konnte natürlich nicht lange geheim gehalten werden. Die Squad geriet am 15. November 1947 erstmalig in die Schlagzeilen. Ein Reporter berichtete, dass ein Trupp der LAPD sechs Männer aus dem Mittleren Westen auf dem Wilshire Boulevard festgenommen habe. Die Männer – alles Italiener – fuhren dann wegen des Verdachts auf Diebstahl ein, obwohl überhaupt keine Beweise vorlagen, dass sie jemals ein Verbrechen in L.A. verübt hatten. Man lud Fotografen ein, um die Männer auf der Wilshire Station abzulichten, die alle gesenkten Hauptes auf einer Pritsche hockten. Später eskortierte die Squad insgesamt vier von ihnen zur Staatsgrenze, darunter einen Boxkampfveranstalter aus Cleveland, bei dem neunzehn 100-Dollar-Geldscheinen in der Brieftasche gefundenen wurden, einen Verkäufer für Dachziegel, der „aus gesundheitlichen Gründen“ in den Westen gereist war, wie er angab, und einen – nach eigenen Angaben – Lkw-Fahrer, der zugab, sechseinhalb Jahre im Bau gesessen zu haben für „einen Mord, den ich niemals begangen habe“. Manchmal sah man sich eben gezwungen, die Geheimhaltung aufzugeben, um die Öffentlichkeit zu beruhigen und den Menschen zu zeigen, dass etwas gegen die – wie es in einem staatlichen Bericht stand – „Invasion der Unerwünschten“ unternommen wurde. Die Los Angeles Times schrieb: „Die fliegende Einsatztruppe, angeführt von Lt. William Burns und Sgt. J.J. O’Mara, hat sechs Männer in einer Limousine mit New Yorker Kennzeichen am Wilshire Boulevard, Ecke Burnside Avenue, verhaftet. Bei einer Überprüfung des schwarzen Wagens stellte man fest, dass der Fahrzeughalter ein Ex-Sträfling aus New York ist.“
In einem anderen Bericht wurde der Name des Autobesitzers mit Edward „Eddie“ Herbert angegeben, doch der Reporter muss sich verhört haben. Neddie Herbert verdiente sich seine Brötchen als vertrauenswürdiger Kurier von Botschaften zwischen der Ost- und Westküste – für einen Ex-Boxer! Zugleich war er Mickey Cohens bester Waffenspezialist und konnte angeblich ein Maschinegewehr so schnell zusammenbauen wie ein Marine oder Willie Burns. Doch Neddie saß damals nicht im schwarzen 47er-Cadillac. Die Männer von der Squad ließen den drei zuerst Verhafteten absichtlich keine Zeit, ihre Klamotten in Ruhe zu packen. Die Fotos zeigten die Beschuldigten also mit eilig zusammengerafften Kleidungsstücken, während der „Begleitservice“ Anstalten traf, sie zur Staatsgrenze zu bringen. Bei der Aktion zählten eindrucksstarke Bilder, und das war eine Sache, die man nicht an der Academy lernte.
Der abschließende Bericht in der 5-Cent-Ausgabe der Daily News präsentierte eine Schlagzeile ganz nach den Wünschen der Stadtväter: „Drei zwielichtige Subjekte, aufgegriffen im Osten von Los Angeles, verließen heute im Rahmen eines überzeugenden Hau-Ruck-Verfahrens einer Spezialeinheit, die eigens dafür ins Leben gerufen wurde, die steigende Zahl von Gangstern zu reduzieren, unsere Stadt.“ Der vierte Besucher durfte einen Tag darauf seinen Koffer packen. Assistant Chief Reed postulierte: „Los Angeles will keine Typen wie euch.“ Sogar Willie Burns durfte einen Kommentar abgeben, denn einer der Gauner hatte sich darüber beschwert, dass er zusätzlich zu den ganzen Scherereien ein Knöllchen fürs Falschparken bekommen habe. Burns meinte locker-lässig: „Gib mir das Ticket, mein Junge. Ich regle das für dich.“
Damals konnte noch niemand ahnen, was aus den anderen zwei Männern aus dem Mittleren Westen wurde, die wegen vorbildlichen Verhaltens in der Stadt verweilen durften. Es handelte sich um den angeblichen Gebrauchtwagenhändler James Fratianno, einen Straftäter aus Ohio, der auf Bewährung draußen war und sich unter dem Namen „Jimmy, das Wiesel“ alsbald zum meistgefürchteten Killer aus L.A. „hochmordete“. James Regace, der zweite Mann, sollte Jahre später die örtliche Mafia unter seinem richtigen Namen Dominic Brooklier führen. Als sich ihm die Fotografen auf dem Revier näherten, versteckte er das Gesicht. Die Polizei stufte ihn als einen weiteren der überschätzten Clowns ein. „Ich kenne all die anderen Knastbrüder“, zitierten sie ihn. „Die trifft man bei euch in den Nachtclubs!“ Regace gab zu, insgesamt neun Jahre wegen schweren Diebstahls gesessen zu haben, doch es stellte sich zu seinen Gunsten heraus, dass er eine feste Anstellung in L.A. vorweisen konnte. Er hatte sich „redlich“ um Arbeit bemüht – und zwar in einem Bekleidungsgeschäft am Santa Monica Boulevard, das seinem Kumpel Mickey Cohen gehörte.
Der erste Eintrag in Keelers Notizbuchs für „Cohen, Mickey“ listete Informationen zu seinem Wagen auf: „’46 Cad. Sed Blk. Shiny 3T9 364“. Am Ende des Jahres 1947 besaß Mickey jedoch drei Caddies, die durch die Nächte von L.A. sausten und ihn und seine Männer von Club zu Club brachten – der Hang zum Spektakulären war unübersehbar. Sie mussten auch nicht mehr länger von dem schäbigen Farbengeschäft aus operieren, da Cohen besagtes Geschäft für Herrenbekleidung eröffnet hatte, in dem er importierte Anzüge, Seidenkrawatten und Smokings feilbot. Für einen Mann seines Kalibers stellte das sicherlich ein geeigneteres Ambiente dar. Mickey war stolz darauf, dass er seine Bildung auf den Straßen der Stadt erworben hatte und kokettierte damit, die Sprache der kleinen Leute zu sprechen und sie genau zu kennen. „Ich war nie auf einer Schule“, lautete eines seiner häufig ausgesprochenen Statements. Doch er hatte sich hochgearbeitet und seine Fähigkeiten richtig eingesetzt. Nun war er ein nonchalanter Liebhaber feinster französischer Strümpfe und von Panamahüten für 275 Dollar, die er manchmal statt der damals beliebten grauen Filzhüte trug. Als Mickey 1933 als Erwachsener nach L.A. zurückkehrte, wurde sofort ein Foto gemacht – und zwar von den Cops, die ihn in die Kartei aufnahmen. Es zeigte einen Mann mit geöffnetem Knopf am Kragen und einer unordentlich gebundenen Krawatte. Seine schlichte Jacke wirkte knitterig und dreckig. Nun kannte man „The Mick“ als Paradiesvogel – einen Mann, der Anzüge in zarten Pastelltönen trug und einen Ring am kleinen Finger. Seine Jungs wiesen ständig darauf hin, dass Mickey dem schnauzbärtigen und adretten Schauspieler Adolphe Menjou, der in Filmen immer die Rolle des reichen Firmenbosses übernahm, den Rang als bestgekleideter Mann von Los Angeles abgelaufen habe. Seine Crew bestand hautsächlich aus Juden, die ihm schon seit Jahren zur Hand gingen, wie zum Beispiel Hooky und Neddie, sowie Italos wie Regace, „Jimmy, das Wiesel“ und speziell die Sica-Brüder, die Cohen schon kannte, „als sie noch klein waren und durch die Gegend rannten“. Wenn man nun alle zusammenrechnete, ergab das eine ziemlich lange Liste an „Verkäufern“ für ein „Modegeschäft“.
Der Laden stellte eine ideale Möglichkeit für das neue Team der Gangster Squad – Greeley und Giacopuzzi – dar, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Als sich das Duo die Tommy-Guns schnappte, war klar, dass sie die Spielregeln kapiert hatten – dass sie zu den Kerlen gehörten, die einem Mickey Cohen das Leben schwer machen konnten. Ihr Auftrag lautete, die Grenzen auszutesten. So überlegten sich Greeley und Giacopuzzi, dass man Mickeys Jungs mal auf eine Rätselreise schicken sollte. Waren sie nun Cops oder auch Gangster, sagen wir mal aus Chicago? Es folgt Jacos Bericht:
Bevor es zum Laden ging, schraubten wir die Nummernschilder des Zivilfahrzeugs ab und fuhren zur Zulassungsstelle in Hollywood, wo wir den Schrotthaufen durchsuchten, Schilder aus Illinois fanden und sie anbrachten. Dann parkten wir einen Block weit entfernt von dem Geschäft, aber in Sichtweite. Ich saß auf dem Fahrersitz und Greeley neben mir. Wir trugen Hüte und Übermäntel und ließen die Karre da stehen. Sie wussten nicht, wer wir waren, und schickten einen Typen, der uns überprüfen sollte. Jedes Mal, wenn er am Wagen vorbeiging, zogen wir die Kragen hoch und die Hüte tief ins Gesicht. Es war ungefähr 17 oder 18 Uhr. Höchste Zeit zu fahren und vorher noch für Action zu sorgen! Ich steuerte also auf Mickeys Laden zu. Als wir uns langsam dem Gebäude näherten, kam die gesamte Belegschaft auf den Gehweg und starrte in unsere Richtung. Blitzschnell bog ich in eine Parklücke, Greeley lehnte sich aus dem Seitenfenster und hielt den Typen die Tommy unter die Nase. Das hättet Ihr mal sehen sollen – die schmissen sich von einer Sekunde auf die andere zu Boden – alle! Ein besonders fetter Typ versuchte sich unter einem Fahrzeug zu verkriechen, doch er passte nicht drunter! Ich trat das Gaspedal voll durch, und schon sahen sie von uns nur noch eine Staubwolke.
Für die Squad war die Andeutung eines Feuerüberfalls aus einem Wagen heraus ein gelungener Scherz, über den man sich gerne unterhielt – bis doppelläufige Flinten ein anderes Liedchen sangen und tatsächlich zum Einsatz kamen. Doch bevor die Echos der Schüsse über den Sunset Strip hallten, traf O’Mara den Mann, dessen Zukunft sich mit Mickeys und seiner Karriere auf eine Art und Weise verknüpfen sollte, die niemand hätte vorhersagen können.