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VOR DEM DENKMAL DER EPONYMEN HEROEN

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Einige Meter südlich des Apollontempels befindet sich eine Reihe von Kalksteinen, in die einmal die Pfeiler einer Einfriedung eingelassen waren. Heute steht davon nur noch ein kleiner Abschnitt, doch einst umsäumte sie das Denkmal der Eponymen Heroen, errichtet zu Ehren jenes Gleichheitsgedankens der Demokratie. Die Reste, die noch zu sehen sind, stammen nicht aus der fernen Zeit des Kleisthenes, sondern datieren zweihundert Jahre später. Damals standen hier zehn lebensgroße Bronzestatuen. Sie stellten die antiken Helden dar, die den zehn Stämmen Athens den Namen gaben. Sicherlich waren diese Helden schon zuvor mit einem Denkmal geehrt worden, vermutlich etwas weiter südlich, an der Grenze zur Agora.

Als Kleisthenes seine Reformen in Angriff nahm, ließ er zum Orakel von Delphi ein Verzeichnis schicken, in dem die Namen von hundert Helden früherer Zeiten eingetragen waren. Apollon selbst wählte über Pythia die zehn Helden aus, die den neuen Stämmen ihren Namen geben sollten: Hippothontis, Antiochis, Aiantis, Leontis, Erechtis, Aigeis, Oineis, Akamantis, Kekropis und Pandionis. Dort standen sie, auf diesen Steinplatten, die noch immer die Spuren ihrer Füße aufweisen. Zu beiden Seiten des länglichen Podiums, auf dem sie sich reihten, ragten auch die bronzenen Dreizacke zu Ehren des Orakels hervor. Und auf dem Podium, zu Füßen der Eponymen Heroen, war festgehalten, wie sehr die Stadt all jene schätzte, die ihr dienten und sie mit ihren Taten ehrten. An gleicher Stelle wurden die Bürger über öffentliche Angelegenheiten informiert, wurden Aufrufe für die Geschworenengerichte angekündigt und einmal im Jahr, auf Bronzetafeln, die Einberufungslisten der Epheben ausgehängt. Und am wichtigsten: Einige Tage vor jeder Volksversammlung wurden auf mit Kalk geweißelten Tafeln die Gesetzesvorhaben vorgestellt, damit jeder Bürger über sie nachdenken konnte, bevor er das Wort ergriff und seine Stimme abgab.

Dieser Komplex mit seinen Statuen und Inschriften ist das bestmögliche Denkmal, um das Andenken an Kleisthenes in Ehren zu halten, um seine Fortschritte hin zu echter politischer Gleichheit zu würdigen, in einer Gesellschaft, in der bis zu zwei Drittel der Bürger nur über dürftige Mittel und begrenzte Teilhabe am politischen Leben verfügten.

Wie aber konnte ein Einzelner eine Reform durchsetzen, die die obere Klasse ihrer Privilegien beraubte und an den Grundfesten der Gesellschaft rüttelte? Es waren stürmische Zeiten damals. Auf Solons Eunomia war die populistische Tyrannis des Peisistratos gefolgt, und auf diese die noch viel despotischere seiner Nachfolger. Im Sommer des Jahres 508 vor Christus, angesichts der Gefahr, dass der Archon Isagoras und seine Anhänger eine autoritäre Oligarchie errichten könnten, beschloss Kleisthenes, sich auf unbekanntes Terrain vorzuwagen: Er ergriff auf der Pnyx das Wort und schlug tiefgreifende, nie dagewesene Reformen vor, die die Macht in vollem Umfang auf die Gemeinschaft aller Vollbürger übertragen sollte. Isagoras’ Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Er schloss einen Pakt mit König Kleomenes von Sparta – dem er freundschaftlich verbunden war –, woraufhin dieser mit einem Teil seines Heeres in Athen einmarschierte und Isagoras an die Spitze einer oligarchischen Regierung setzte, deren dreihundert Ratsmitglieder ein offenes Ohr für die Interessen Spartas hatten. Kleisthenes flüchtete aus der Stadt, und siebenhundert Familien, die Isagoras auf eine schwarze Liste setzte, wurden in die Verbannung geschickt. Der Oligarch versuchte sofort, den von Solon geschaffenen Rat der Vierhundert aufzulösen. Glücklicherweise begriffen die meisten Athener, was auf dem Spiel stand, und hatten den Mut, sich dagegen zu erheben. Sie belagerten die Akropolis, wo sich Isagoras, seine Anhänger und die spartanischen Helfershelfer zwei Tage lang verschanzt hielten. Am dritten Tag wurde ein Waffenstillstand vereinbart, und Isagoras, die Spartaner und ihr König durften frei abziehen. Die Verbannten kehrten nach Hause zurück, und das Volk, das die Macht an sich gerissen hatte, ernannte Kleisthenes zu seinem Anführer und Beschützer.

Wieder einmal ist es das Papyrusblatt der Athenaion Politeia, das diese Geschehnisse vor dem Vergessen bewahrt hat. Der Begriff selbst hatte sich noch nicht gebildet, aber jene Volksversammlung auf der Pnyx, auf der Kleisthenes seine mutigen Vorschläge zur Isonomia vortrug, der politischen Gleichstellung aller Vollbürger, war die Geburtsstunde der Demokratie.

Die ausgegrabene Demokratie

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