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NYMPHENHÜGEL

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Da oben, hinter dem tiefsten Blau, liegt der geheimnisvolle feinstoffliche Äther. Darunter die durchsichtige, quirlige Luft. Und dann, je weiter man den Blick senkt, verschwimmt das Blau zu einer goldenen Klarheit, die sich auf die zarte Linie der Gipfel legt. Es ist das tò attikón fos, das legendäre Licht Attikas, das die Farbe der Haut entflammt, das Weiß der Berge und das Grün der Pinien und Zypressen. Noch weiter unten, in der Ferne, taucht die Küste des Peloponnes auf, der Umriss der Insel Ägina – mit der blauen Pyramide des Oros –, Angistri und die Meerenge von Metope, der Golf von Saronikos, der Hügel des antiken Munychia, Salamis, die Berge Parnitha und Egaleo; und weiter rechts der Pendeli, der Lykabettus, die Akropolis, der Hymettos, der Musenhügel. Unterhalb dieses natürlichen Horizonts erstreckt sich die Stadt: eine riesige Stadt, die wie eine Flutwelle von der Küste herauf bis zu den Bergen schwappt und sich an den Klippen des Nymphenhügels bricht; eine wahrlich weiße Stadt, in deren Rissen sich die Errungenschaften der Vergangenheit und die Ängste der Gegenwart offenbaren; eine merkwürdige Stadt, die vor Jahrtausenden Ideale aufzeigte, die auch heute noch revolutionär sind.

Zweifellos ist da unten, in der Stadt, Griechenland; und auch in dem Meer dahinter, das Inspiration war für die ersten geschriebenen Worte über das Meer; und auch in dem dürren Boden, auf dem ich stehe, der noch immer Scherben seiner zerbrochenen Erinnerung freigibt. Doch vor allem ist Griechenland als Vermächtnis, Auftrag und Wille in dieser geschichteten, schwerelosen Luft wie eine Heimat des Geistes.

»῾Eλλάς ἅπασα μετέωρος ἦν« (Hellàs hápasa metéōros ên),2 schrieb Thukydides: »… ganz Griechenland war in SpannungMetéoros meint das, was in der Luft liegt, hängt, schwebt; auch das, was ungewiss ist, seiner Erfüllung harrt. In Spannung also war dem Geschichtsschreiber nach ganz Griechenland, als Sparta auf Athen vorrückte, über diese bläulichen Hügel, die man da hinten sieht, mit kühnen, arglosen, zum Krieg entschlossenen jungen Männern in beiden Lagern. Auch heute noch ist Griechenland, das gleichermaßen Land ist wie ethische Herausforderung, in Spannung, in der Schwebe. Geplagt von Ungewissheit, der Erfüllung harrend. Und wie seit jeher: bedroht.

Zunächst gilt es, sich darüber bewusst zu werden, dass die Haltungen und Errungenschaften, die wir heute als ein wertvolles Erbe der Griechen betrachten, in Wahrheit Gesten des Widerstands waren: der Rebellion einzelner Menschen – Griechen dem Blut oder der Gesinnung nach – gegen die Gesellschaft, in der sie lebten. Selbst in den Zeiten, die wir heute als besonders glanzvoll erachten, lagen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Beide waren Griechenland, nur dass wir, die wir an sein Vermächtnis denken, sie miteinander vermengen. Richtig ist jedoch, dass damals wie heute diejenigen die Menschheit vorangebracht haben, die gegen Ungerechtigkeit und Ignoranz ankämpften und dabei von denjenigen in die Knie gezwungen wurden, die sich aus Bequemlichkeit oder Ignoranz damit abfanden.

Die ausgegrabene Demokratie

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