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Bount betrat sein Office und lächelte matt, als er June an ihrem Vorzimmerschreibtisch sitzen sah. Sie sah wie immer zum Anbeißen aus, aber Bount war nicht in der Stimmung, der Verlockung zu erliegen.

Er ließ sich auf einen der Stühle fallen, die für Besucher bereit standen, streckte beide Beine weit von sich und sagte: „Bount Reiniger, Privatdetektiv. Mit dem Tod auf du und du.“

„Hast du die Absicht, den Slogan für eine Werbekampagne zu benutzen?“, spottete June. „Er mag Teens und Twens ansprechen, Leute in der Pubertät, aber bestimmt nicht den Personenkreis, dessen Honorarzahlungen deinen Laden ölen.“

Wilkie Lenning kam herein, Bounts zweiter Mitarbeiter. Er war schlank, beinahe hager und hatte stark umschattete Augen. Sie ließen vermuten, dass er wieder einmal in irgendeinem Lokal die Nacht hindurch seinem Jazzhobby gefrönt und zu wenig Schlaf bekommen hatte. Bount hatte es aufgegeben, sich darüber zu mokieren. Wilkie brachte es auf wundersame Weise fertig, auch mit wenig Schlaf auszukommen. Sein zuweilen beklagenswertes Aussehen war die einzige sichtbare und nennenswerte Auswirkung seiner langen Nächte. Seine Konzentrationsfähigkeit litt darunter erstaunlicherweise ebenso wenig wie sein Eifer, sich als ein stets zuverlässiger und wendiger Mitarbeiter zu bewähren.

Bount holte ein Päckchen PALL MALL aus der Tasche, ließ sich von Wilkie Feuer geben und gab die Zigaretten an seine Mitarbeiter weiter, dann berichtete er, was ihm zugestoßen war.

„Ein hinzukommender Mann hat mir geholfen, den Toten ins Büro des Stationsvorstehers zu tragen. Ich habe gewartet, bis der Arzt und die Polizei eintrafen und meine Beobachtungen zu Protokoll gegeben.“

„Und?“, fragte June mit leichter Ungeduld. Sie war von ihrem Chef spannendere Berichte gewöhnt. „Ein Mann ist in einer U-Bahn-Station tot zusammengebrochen. Du hast dich um den Toten gekümmert. Es war doch kein Verbrechen, oder?“

„Das ist ja der Haken“, sagte Bount. „Es war eines. Der Arzt vermutete es jedenfalls. Wegen der erweiterten Pupillen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Mann vergiftet wurde.“

„Oh“, machte June.

„Genaueres wird die Obduktion ergeben“, sagte Bount. „Der Mann muss gewusst haben, was ihn erwartete. Ihn muss schlagartig die Erkenntnis überfallen haben, wem er den Schmerz in seinen Eingeweiden verdankt. Er nannte auch den Namen. Jill.“

„Hast du das zu Protokoll gegeben?“

„Selbstverständlich“, sagte Bount. „Aber natürlich habe ich mich jeder Wertung enthalten. Der Mann hat diese Jill nicht angeklagt, nicht direkt jedenfalls. Er hat nur die Frage nach dem ,Warum‘ gestellt.“

„War es eine Schuldfrage?“; wollte Wilkie wissen.

„Ich sehe das so, aber auch das habe ich nicht gesagt. Gefühle gehören nicht in ein Protokoll.“

„Du sprichst immerzu von dem ,Mann“‘, meinte June. „Wie heißt er denn eigentlich?“

„Keine Ahnung. Er hatte keine Papiere bei sich, nichts, was seine Identifizierung ermöglicht haben würde“, sagte Bount. „Komisch, nicht wahr?“

„Kann ich nicht finden“, meinte Wilkie. „Ich vergesse oft genug meine Papiere, oder die Brieftasche. Bei dem, was ich hier verdiene“, fügte er mit mildem Sarkasmus hinzu, „kann ich sie auch ruhig mal verlieren, ohne dabei ein armer Mann zu werden.“

„Deine beklagenswerte Not bricht mir das Herz“, sagte Bount. Sein Gesicht verriet, dass er in Gedanken noch bei dem war, was er in der Subwaystation erlebt hatte. „Es wird morgen in den Zeitungen stehen“, sagte er.

„Auf der letzten Seite“, vermutete June. „Für die Schlagzeilen gibt es nichts her.“

„Stimmt, aber mein Name wird auftauchen. Ich glaubte dem Mann helfen zu müssen, als ich aus dem anfahrbereiten Zug sprang. Ich meinte ihn von einem Selbstmord abhalten zu können, ohne zu ahnen, dass seine Lebensuhr schon abgelaufen war. Ich schulde ihm etwas. Ich weiß nicht genau, was, aber ich muss einfach diese Jill finden und herausbekommen, ob sie die Mörderin war.“

„Noch steht keineswegs fest, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Es kann eine ganz gewöhnliche Lebensmittelvergiftung gewesen sein“, sagte Wilkie.

„Es war Mord“, sagte Bount. „Ich warte nur noch auf die offizielle Bestätigung meines Verdachtes, dann werde ich aktiv.“

„In wessen Auftrag?“, fragte June.

„Im Auftrag meines Gewissens. Wie findest du das?“

„Ich bewundere dein Gewissen. Ich bewundere alles an dir“, spottete June, „aber noch mehr würde ich dich bewundern, wenn du dich um Aufträge kümmertest, die das nötige Kleingeld zum Bestreiten der Bürokosten und unserer Gehälter sichern.“

„Das ist ja großartig“, meinte Bount. Habt ihr euch etwa abgesprochen, um mir klarzumachen, dass es ohne Gehaltserhöhungen nicht weiter geht?“

Er wartete die Antwort nicht ab, marschierte in sein Privatbüro, ließ sich in den Drehsessel an seinem Schreibtisch fallen und wählte die Nummer seines Freundes Captain Toby Rogers.

Rogers war Chef der Mordkommission Manhattan, Bount und Toby waren Duzfreunde, aber der häufige Konkurrenzcharakter ihrer Arbeit gestaltete das Verhältnis zuweilen problematisch.

„Hast du schon was von dem Toten aus der U-Bahn gehört?“, fragte Bount.

„Der Bericht ist mir soeben auf den Schreibtisch geflattert“, erwiderte Toby Rogers. „Kann in dieser verdammten Stadt denn nichts passieren, ohne dass auf diese oder jene Weise der Name Bount Reiniger darin vorkommt?“

Bount grinste. „Du kannst dich nicht beklagen. Ich habe es wiederholt verstanden, deiner Position Glanz und Würde zu verleihen.“

„Du verfährst nach dem Prinzip, dass eine Hand die andere wäscht“, knurrte der Captain. „Ab und zu lässt du einige Brosamen aus deiner Ermittlungstätigkeit für mich abfallen, weil du genau weißt, wie sehr dir das hilft, wenn du selbst mal Unterstützung brauchst.“

„Was ist mit dem Mann?“

„Das Obduktionsergebnis liegt noch nicht vor. Ich rufe dich an, sobald ich Näheres weiß“, sagte Toby Rogers. Bount legte auf. Er starrte aus dem Fenster auf den grauen, verwaschenen Himmel, der sich über New York spannte und fragte sich, was in diesem Moment wohl jene Jill denken, tun oder sagen mochte, die im Leben und Sterben des Unbekannten eine so große und entscheidende Rolle gespielt hatte.

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

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