Читать книгу Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen - Pete Hackett - Страница 19

11

Оглавление

„Für die Bank“, sagte Bount, als er das Vorzimmer seines Offices betrat und den Scheck auf Junes Schreibtisch legte. June spitzte die Lippen. „Ein Hoch unserem super tüchtigen Chef“, sagte sie.

„Freu’ dich nicht zu früh“, riet Bount. „Kann sein, dass wir das Geld zurückgeben müssen. Ich gehöre nämlich zu den altmodischen Leuten, die von Mörderinnen kein Bares annehmen.“

„Es ist kein Bares. Es ist ein Scheck.“

„Weibliche Logik“, sagte Bount und ließ sich auf einen der Besucherstühle fallen. „Damit komme ich nicht zurecht.“

„Es ist Geschäftslogik“, widersprach June. „Wenn du sie vernachlässigst, wirst du eines nicht mehr allzu fernen Tages pleite machen.“

„Jill Lark ist im Krankenhaus gelandet. Eine Vergiftung. Wenn nicht alles täuscht, hat ihr jemand eine Portion Cyanid in den Kaffee gekippt.“

„Erst Gringer, dann Oliver Carr, jetzt Jill Lark“, fasste June zusammen. „Ergibt das einen Zusammenhang?“

„Ganz bestimmt, nur bin ich leider außerstande, ihn zu sehen“, meinte Bount.

„Du bist auch schon besser gewesen“, stichelte June.

„Mit leerem Magen denkt sich’s schlecht“, sagte Bount und erhob sich. „Ich gehe erst mal was essen. Bist du so gut und suchst mir Ed Skormanskys Adresse heraus?“

„Um Himmels willen, wer ist denn das?“

„Cobellis rechte Hand, der Mann, der die Schläger und Killer des Syndikats befehligt. Blacky war einer seiner Leute. Du findest Ed im Telefonbuch, nehme ich an. Zwei Leute seines Namens dürfte es in dieser schönen Stadt kaum geben.“

June war schon am Blättern. Sie stieß ihren Zeigefinger auf einen Namen, „Das ist er“, sagte sie. „Brooklyn, Egan Avenue 72.“

„See you later“, sagte Bount, erhob sich und ging.

Das Haus Egan Avenue 72 war ein Office-Building mit neun Stockwerken, in dem sich eine Versicherung namens INTERMUTUAL niedergelassen hatte. Im achten und neunten Stockwerk befanden sich große Etagenwohnungen. Die von Ed Skormansky befand sich im Dachgeschoss und hatte den Charakter eines Penthouses. Da der Lift in der achten Etage endete, musste man eine Treppe benutzen, um die Wohnung zu erreichen. Sie war durch ein gusseisernes Gittertor gesichert. Bount drückte auf den Klingelknopf und nannte, als eine Lautsprecherstimme nach seinem Begehr fragte, seinen Namen. Der Summer ertönte, die Tür öffnete sich. Bount stieg die Treppe hinauf. An ihrem oberen Ende empfing ihn ein stämmiger, knapp dreißigjähriger Mann mit Bulldoggengesicht und Catchernacken.

„Legen Sie mal die Pfoten gegen die Wand“, schnauzte ihn der Mann an.

Bount gehorchte und ließ sich nach Waffen abklopfen. „Sie haben sich wirklich was Nettes für den Empfang Ihrer Besucher ausgedacht“, sagte Bount.

„Kommen Sie“, knurrte das Bulldoggengesicht.

Die Wohnung war riesengroß und super elegant. Es war leicht zu erkennen, dass die Einrichtung von einem Innenarchitekten besorgt worden war. Skormansky saß in seinem Arbeitszimmer. Er war nicht allein. Am Fenster stand ein Mann und blickte hinaus. Er drehte sich bei Bounts Eintritt nicht einmal um.

Skormansky stand auf und kam dem Besucher entgegen. Wenn man wusste, welche Position Skormansky innerhalb des Syndikats bekleidete, musste sein Äußeres überraschen. Es war keineswegs unsympathisch und wurde von einem glattrasierten, freundlichen Gesicht geprägt. Skormansky war schätzungsweise 30 und galt als ein Youngster unter den Etablierten der Branche. Er hatte dunkelblondes, glatt zurückgekämmtes Haar und tiefblaue Augen.

„Hallo, Bount Reiniger“, empfing er Bount. „Das sind Sie doch, nicht wahr? Ihr Name ist fast schon Legende. Ich mag Leute, die es zu Lebzeiten soweit bringen. Mir imponiert Leistung, wissen Sie.“

„Wenn man Sie hört, könnte man meinen, Sie sprächen mit einem Achtzigjährigen.“

Skormansky lachte. Er rückte Bount einen Sessel zurecht. „Sie sind ein Schnellstarter gewesen, genau wie ich. Schnellstarter haben oft Mühe, sich zu halten, aber Sie haben das geschafft. Von mir kann ich nur hoffen, dass sich die Dinge im gleichen Stil entwickeln.“

Bount setzte sich. „Es liegt an Ihnen, dieses Ziel zu erreichen“, sagte er. „Aber natürlich ist es bei der sehr unterschiedlich gearteten Zielsetzung unserer Interessen nicht gerade leicht, Parallelen zu ziehen.“

„Du kannst uns allein lassen, Bob“, sagte Skormansky.

Der Mann am Fenster drehte sich um und verließ den Raum, ohne Bount einen Blick zu schenken.

„Ein freundlicher Zeitgenosse“, sagte Bount, nachdem sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte.

„Bob ist okay, aber Konversation und gute Manieren gehören nicht zu seinen Vorzügen“, meinte Skormansky lächelnd. „Was führt Sie zu mir, Reiniger?“

„Ich wüsste gern etwas über Blackys Tod.“

„Was davon bekannt ist, steht in den Zeitungen. Dieses Monster hat Blacky erschossen.“

„Sie und ich wissen, dass Hugo Leicester kein Monster ist“, sagte Bount. „Er handelte in Notwehr.“

„Das sagt er. Ich glaube ihm nicht. Warum hätte Blacky ihn bedrohen sollen?“

„Blacky war bewaffnet, als er zu Hugo kam, das steht fest.“

„Blacky war ein Waffenfetischist, der hatte immer irgendeine Kanone bei sich, das weiß jeder, der ihn kannte“, sagte Skormansky schulterzuckend.

Bount seufzte. „Wir können das Gespräch auf dieser Ebene fortführen“, sagte er, „aber ich fürchte, das würde weder Sie noch mich befriedigen. Wir wissen doch, was gespielt wird, Ed. Sie arbeiten für Cobelli. Blacky war ein Mann Ihres Teams. Er war in die Disziplin genommen und würde schwerlich etwas ohne Ihr Okay getan haben. Mit anderen Worten: Sein Besuch bei Hugo Leicester war das Ergebnis Ihres Befehls, Sie werden bestreiten, dass es sich so verhielt, aber das bringt uns nicht weiter. Mir geht es gar nicht so sehr um den Tod von Don Keller, mich interessiert nicht einmal die Flucht von Hugo Leicester. Ich bin vor allem an Nick Gringer interessiert, oder wie immer der Mann geheißen haben mag. Kannten Sie ihn?“

„Ich bin mit der Geschichte vertraut, weil ich ein eifriger Zeitungsleser bin. Ich weiß nichts von diesem Nick Gringer. Überhaupt nichts. Zufrieden?“

Skormanskys Lächeln war sanft, freundlich und vertrauenerweckend, aber Bount wusste und spürte, dass es aufgesetzt war, ein Stück Lüge, ein Akt vollkommener Schauspielkunst.

„Nun gut“, seufzte Bount, „dann muss ich mich an den Captain wenden und ihm sagen, zu welchen Schlüssen ich gekommen bin. Sie werden ihn interessieren.“

,,Sie können mich nicht einschüchtern, Reiniger. Sie schaffen es auch nicht, mir zu drohen. Die Sache mit Blacky war ein Betriebsunfall. Niemand hat ihn gewollt, schon gar nicht Blacky. Übrigens hat der Captain schon mit mir gesprochen. Rogers wollte wissen, welche Aufgaben Blacky in meinem Namen zu lösen hatte.“

„Was haben Sie ihm geantwortet?“

„Die Wahrheit. Ich kenne Blacky, sehr gut sogar, aber das bedeutet keineswegs, dass er auf meiner Lohnliste steht. Hin und wieder fiel mal ein Job für ihn ab. Irgendeine Kleinigkeit, aber er ist nicht mein Angestellter.“

„Wir sind schon wieder beim Blablabla“, sagte Bount.

Skormansky strahlte. „Das ist nun mal die Konversation unserer Zeit“, sagte er. „Sie wird auch die 80er Jahre bestimmen. Was danach kommt, kratzt mich nicht. Wir Menschen haben leider aufgehört, uns viel zu sagen.“

„Ich habe Ihnen eine ganze Menge zu sagen“, stellte Bount fest.

„Ich höre“, sagte Skormansky lächelnd. Er hatte sich Bount gegenüber niedergelassen und legte ein Bein über das andere. Seine freundlich wirkende Selbstsicherheit hatte fast unverschämte Züge. Falls er dennoch Ängste hegte, die im Zusammenhang mit den Giftmorden standen, zeigte er sie nicht. Bount begriff in diesem Augenblick, was Skormansky in so jungen Jahren zu einem Mann in gehobener Position gemacht hatte, zu einem Vertrauten von Cobelli. Skormansky hatte keine Nerven.

„Das Syndikat“, sagte Bount, „war hinter Gringer her. Den entscheidenden Tipp hat es von Hugo Leicester bekommen. Nachdem Gringer aus dem Wege geräumt worden war, hielten Sie oder Ihr Boss es für angezeigt, auch den Informanten aussteigen zu lassen. Ich weiß, dass das nur eine Theorie ist. Ich habe keine Ahnung, wie und wo dabei solche Leute wie Oliver Carr und Jill Lark ins Bild kommen, aber ich werde herausfinden, was es damit für eine Bewandtnis hat. Wir sprechen uns noch, Skormansky, und zwar schon bald. Ich habe allerdings Zweifel, ob Ihnen diese Unterhaltung gefallen wird.“

Skormansky stand auf. Er lächelte nicht mehr und ballte die Hände zu Fäusten.

„Sie können wahrhaftig nicht behaupten, dass ich Sie unfreundlich empfangen habe, Reiniger“, meinte er. „Wie gesagt, ich schätze Prominenz. Dennoch würde ich nicht mal vom Präsidenten dieses Landes ungerechtfertigte Vorwürfe hinnehmen. Ich würde mich zur Wehr setzen. Ich zeige Ihnen, wie.“

Er schlug zu.

Bount, der noch saß, riss den Kopf zur Seite, aber die blitzschnelle Reaktion kam zu spät. Skormanskys Linke traf sein Kinn.

Bount war im Nu auf den Beinen. Er nahm die Deckung hoch. Ehe er aber soweit war, landete Skormansky den zweiten Treffer. Er hatte den Drive und die Wirkung eines Profischlages.

Die Umgebung löste sich vor Bounts Blicken in Wellenlinien auf. Er schaffte es mühsam, auf den Beinen zu bleiben, aber es war klar, dass er kaum wusste, was er tat und dass sein Widerstand mehr Reflex als Bewusstseinsarbeit war.

Skormansky lachte. Dann schlug er ein weiteres Mal zu. Es war ein hässlicher und zudem gefährlicher Schlag unter die Gürtellinie.

Bount schnappte nach Luft und fiel um wie ein gefällter Baum.

„Du Schwein!“, sagte Skormansky. „Du dreckiges Miststück! Dir zeige ich’s!“

Die Tür öffnete sich. Der Mann, der bei Bounts Ankunft am Fenster gestanden hatte, steckte seinen Kopf ins Zimmer. „Werde ich gebraucht?“, fragte er.

Skormansky stieß die Luft aus. Dann lachte er. „Wie du siehst, komme ich prima allein zurecht.“

Der Mann blickte auf Bount. „Gute Arbeit“, lobte er und zog sich zurück.

Bount hatte Mühe, sein Bewusstsein im Griff zu behalten. Es versuchte immer wieder in die schwarzen Nebel einer Ohnmacht abzudriften. Seine Rippen schmerzten, und das gefiel ihm nicht. Noch viel weniger gefiel ihm, wie Skormansky über ihn hergefallen war, praktisch ohne Vorwarnung.

„Steh’ auf, du langer Lulatsch“, knurrte Skormansky und stieß seinem Besucher in die Seite. Bount quälte sich auf die Beine. Er spuckte kurz, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und war verzweifelt bemüht, das Schwächegefühl abzuschütteln, das ihn gefangen hielt.

Skormansky grinste höhnisch. „Wer immer nur auf der Suche nach Scheidungsmotiven ungetreuen Männern oder Frauen hinterherläuft, kriegt Plattfüße, der schadet seiner Form“, höhnte er. „Was hat dich bloß auf den Gedanken gebracht, dich um Ronny zu kümmern?“

„Ronny? Wer ist Ronny?“, murmelte Bount. Er hielt sich mit einer Hand an einer Sessellehne fest und sah, wie sich in Skormanskys Gesicht etwas veränderte. Es schien, als fiele ein Rollo darüber. Kein Zweifel, Skormansky hatte sich verplappert. Es war erstaunlich, dass das einem Mann wie ihm überhaupt passieren konnte.

„Verschwinde, und vergiss nicht, dass du bei einem zweiten Besuch dieser Art weniger glimpflich davonkommen wirst“, drohte Skormansky. Er schlug erneut zu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Diesmal schaffte es Bount, der heran fliegenden Faust mit einem Sidestep zu entkommen.

Skormansky staunte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Bount sich so rasch fangen würde. Aber größer noch als Skormanskys Verblüffung war seine Wut. Er schlug nicht gern ins Leere. Also schickte er erneut die Rechte auf die Reise. Seine Knöchel schrammten über Bounts Wange, aber sie traf nicht voll.

Bount ging auf Distanz. In Situationen wie diesen brachte er es fertig, ganz cool zu sein. Er ließ seine Wut nicht in sein Handeln einfließen, sie blieb gleichsam draußen vor der Tür.

Skormansky fluchte. Er griff mit beiden Fäusten an. Er wollte einen weiteren Erfolg verbuchen, wollte Bount noch einmal am Boden sehen.

Bount ließ Skormansky voll auflaufen. Skormansky schnappte nach Luft, als er den Treffer hingenommen hatte. Für eine volle Sekunde war er wie gelähmt. Er verstand nicht, dass ein Mann, der vor Sekunden noch am Boden gelegen hatte, schon wieder zu fighten vermochte.

Bount ließ ihm keine Chance. Noch ehe die Schrecksekunde Skormanskys verklungen war, traf Bounts Rechte.

Jetzt war Skormansky angeschlagen. Er stand immer noch auf den Beinen und war sichtlich entschlossen, das Blatt zu wenden, aber er hatte keine Aussicht, damit durchzukommen. Bounts Fäuste beherrschten die Situation. Die Linke kam voll durch. Skormansky fiel um. Bount beugte sich über den Gegner und klopfte ihn nach Waffen ab. Skormansky hatte tatsächlich eine bei sich. Er trug einen Revolver im Schulterholster. Bount nahm die Waffe an sich.

In diesem Moment öffnete sich die Tür. Der Gorilla steckte erneut grinsend den Kopf ins Zimmer. „Hast du ihn ..“, begann er, unterbrach sich jedoch abrupt, als er feststellte, dass es einen Szenenwechsel gegeben hatte.

„Nimm die Klauen hoch, Freundchen“, sagte Bount, richtete sich auf und ließ den Gorilla in die Waffenmündung blicken. Der Gorilla gehorchte schweigend.

Bount ging zur Tür. Er stieß dem Gorilla die Waffe in die Seite, knöpfte ihm den Smith & Wesson ab, leerte Trommel und Lauf von den darin befindlichen Patronen, gab dem Gorilla die Waffe zurück und durchquerte die Diele. Der Mann, der Bount hereingelassen hatte, war nicht zu sehen. „Sag Skormansky, dass er sich seine Kanone bei mir abholen kann“, erklärte Bount vor dem Verlassen der Penthousewohnung. „Mache ihm klar, dass er sie nur dann bekommt, wenn er mir dafür einen gültigen Waffenschein vorlegt.“

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

Подняться наверх