Читать книгу Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen - Pete Hackett - Страница 22

14

Оглавление

Er traf das Mädchen in einem Schnellimbiss. Sie hatte kurzgeschnittenes, rot gefärbtes Haar und hübsche blaue Augen. Bekleidet war sie mit einem knapp sitzenden Pulli und Cordhosen. Ein Seidentuch um den Hals sorgte für einen kessen Akzent. „Hallo“, sagte Bount und setzte sich zu ihr an den Tisch. „Sie waren mit Oliver befreundet, nicht wahr?“

„Wer sind Sie?“

„Ich heiße Bount Reiniger und bin Privatdetektiv.“

„Oh“, machte sie.

„War die Polizei schon bei Ihnen?“

„Ich wüsste nicht, was ich ihr sagen sollte. Zwischen Oliver und mir lief seit Monaten nichts mehr. Wer hat Ihnen gesagt, dass ich mit ihm befreundet war?“

„Ich hab’s von den Jungens erfahren, mit denen er im Hause wohnte und gelegentlich Billard spielte.“

„Okay, was wollen Sie wissen?“

„Warum haben Sie sich von ihm getrennt? Oder war er es, der Schluss machte?“

„Ach, wissen Sie, wer kann das so genau sagen? Nach meinem Dafürhalten hatte er sich in diese Puppe aus der Firma verknallt. Ich war plötzlich aus dem Geschäft. Mir war’s ganz recht, ich war nämlich auch dabei, mich neu zu orientieren.“ Sie lächelte, streckte die Hand aus und zeigte Bount ihren Verlobungsring, „Alles echt“, sagte sie. „Wie finden Sie ihn?“

„Klasse“, sagte Bount. „Wer war das Mädchen, für das Oliver sich begeisterte?“

„Ich weiß nur, dass sie Jill hieß. Er hat sie mir gegenüber ein einziges Mal erwähnt, aber ich habe ihn einmal in ihrer Begleitung gesehen, drüben in Long Island. Sie gingen Arm in Arm, wie Verliebte. Einmal blieben sie stehen und schauten sich tief in die Augen. Das Mädchen hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Es sah richtig niedlich aus, ungefähr so, als durchlebten sie eine Pennälerliebe. Jetzt kann ich darüber lächeln, aber an jenem Tag war ich ganz schön sauer. Das muss vor zwei oder drei Wochen gewesen sein“, fügte sie hinzu.

„Können Sie das Mädchen beschreiben?“

„Sie sah wirklich gut aus. Sie trug ein taubenblaues Kostüm, und auf dem Kopf hatte sie so’n Käppi, wie sie jetzt in Mode sind. Ihr...“

„Danke“, fiel Bount dem Mädchen ins Wort. „Das genügt.“

Er stand auf und verließ das Lokal. Als er die Straße überquerte, merkte er, dass jemand hinter ihm war. Bount erreichte seinen Wagen und zuckte auf den Absätzen herum. Das Manöver brachte ihm aber nicht mehr ein als den Anblick eines schweren Revolvers, den ein bulliger, knapp dreißigjähriger Mann auf ihn gerichtet hielt.

„Was ist das“, murmelte Bount, der blitzschnell die Situation erfasste. „Ein Holdup?“

Der Gunman verhielt sich wie ein Profi. Er deckte die Waffe zum Bürgersteig hin mit seinem Körper ab. Zur Straße hin wurde er durch Bounts 450 SEL abgeschirmt.

Niemand blickte zu ihnen hin. Die Straße war kaum belebt.

„Du ziehst mit der Linken deine Kanone aus dem Holster und lässt sie fallen“, schnauzte der Gunman,

„Ich bedaure dich enttäuschen zu müssen“, sagte Bount. „Ich habe nichts dergleichen im Angebot.“

„Okay, das werden wir gleich haben. Du gehst voran, in diese Richtung“, befahl der Gunman und machte eine Bewegung mit der Waffenmündung. „Zwanzig Schritte genügen. Dann biegst du in das schmale Alley ein. In der Gasse erwartet dich eine hübsche, kleine Überraschung.“

„Großartig“, sagte Bount und trabte los, ohne erkennbare Hast. „Ich liebe Überraschungen. Sie erinnern mich an meine Wundertütenjahre.“

Der Gunman blieb dicht hinter ihm. Er hatte die Hand mit dem schweren Revolver in die Jackentasche geschoben. Es gab keinen Zweifel, dass sein Finger am Abzug geblieben war.

Bount spannte die Muskeln, als er in die Gasse einbog. Hinter einem Kistenstapel sprangen zwei Männer hervor. Einen davon kannte Bount. Es war Skormanskys Leibwächter. Sie gingen mit den Fäusten auf ihn los. Bount keilte zurück und versuchte mit dem Rücken an die Wand zu kommen, aber er stolperte über ein vor schnellendes Bein und ging zu Boden.

Einer der Männer versuchte sich über ihn zu werfen. Bount stach die Hand hoch. Die Reflexbewegung traf mit ausgestreckten Fingern das Gesicht des Angreifers. Er jaulte wie ein getretener Hund und rollte zur Seite.

Im Nu war der Zweite heran. Bount konnte in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich sein. Sein hochfliegender Fuß traf den Gangster an einer Stelle, wo es weh tat. Der Gangster stieß einen Schrei aus, ging neben Bount zu Boden und krümmte sich.

Bount war sofort wieder auf den Beinen, federnd und mit geballten Fäusten. Als er die auf sich gerichtete Schusswaffe des dritten Mannes sah, war freilich klar, dass der überraschende Anfangserfolg keine Chance hatte, ausgebaut zu werden.

Im Gegenteil.

Sobald die Männer sich aufgerappelt hatten, würden sie ihm zeigen, was sie von Revanche hielten.

„Wer war die Puppe, mit der du gesprochen hast?“, wollte der Gunman wissen.

„Einfach ein hübsches Mädchen. Für so was habe ich eine Schwäche, darauf fliege ich“, sagte Bount.

„Dir stopfen wir noch die Schnauze!“

„Zu dritt sollte euch das längst gelungen sein. Steht ihr noch in der Ausbildung?“, höhnte Bount.

Er wusste, dass es dumm war, seine Gegner zu reizen, aber sie gehörten nun mal zu den Typen, bei denen er einfach nicht den Mund halten konnte.

Das Gesicht des Gunman lief rot an, aber er drückte nicht ab. Spätestens in diesem Moment wusste Bount, dass seine Gegner keinen Mordbefehl hatten, sondern lediglich den Auftrag, ihm einen Denkzettel zu verpassen.

Natürlich war das kein Freibrief. Gangster neigten dazu, dass bei ihnen sehr leicht eine Sicherung durchbrannte.

„Dreh’ dich um, leg’ die Pfoten gegen die Wand und spreiz’ die Beine“, schnaufte der Gangster.

Die beiden anderen Männer waren dabei, sich zu erheben. Sie hatten damit einige Mühe.

Bount drehte sich herum, er schien dem Befehl zu folgen, aber plötzlich wurde aus der Drehung ein richtiger Wirbel. Er flog buchstäblich herum und traf mit der hochfliegenden Handkante das Gelenk seines Gegners.

Der Karateschlag war hart und präzise. Die Waffe flog durch die Luft, krachte gegen eine Holzkiste und landete scheppernd auf dem Boden.

Noch ehe einer der Gangster imstande war, zu schalten, hatte Bount sich in den Besitz des Revolvers gesetzt. „Stinkt ab“, sagte er, „oder legt ihr Wert darauf, dass ich euch zum nächsten Revier schleppe?“

Keiner der Gangster sagte ein Wort. Sie trollten sich mit gesenkten Köpfen, Bount folgte ihnen auf die Straße. Er schob dabei die Waffe in seine Jackentasche, um jegliches Aufsehen zu vermeiden.

Die Gangster blickten sich wiederholt nach ihm um, aber sie trafen keine Anstalten, das verlorene Terrain zurückzuerobern.

„Grüßt Skormansky von mir“, rief Bount ihnen hinterher. Er war nicht so gutgelaunt, wie seine Stimme es vermuten ließ. Er hatte zwar eine kleine Schlacht gewonnen, aber bei Skormanskys Rachsucht war zu befürchten, dass daraus ein Bumerang werden würde.

Er fuhr zurück ins Office. Sein Team erwartete ihn im Vorzimmer. Wilkie saß auf Junes Schreibtisch und baumelte mit den Beinen. „Fehlanzeige“, meldete er.

Bount zog die Tür hinter sich ins Schloss. „Dissinger war nicht bei Jill?“

„Oh doch, aber plötzlich war Sendepause. Ich sah gerade noch, wie die Wanze aus dem Fenster flog.“

„Eine richtige kleine Show, was? Du bist unwiderstehlich, Wilkie, ein Erfolgstyp.“

„Okay, es war eine Panne“, gab Wilkie Lenning zerknirscht zu. „Die Puppe hat nicht geschlafen, sie hat bloß so getan, als ob sie pennte. Sie bot einen hübschen Anblick, wirklich, für den Typ könnte ich schwärmen.“

„Du würdest dir damit den Magen verderben“, prophezeite Bount.

„Sie muss beobachtet haben, wie ich die Wanze unter das Fensterbrett drückte. Dabei habe ich die Aktion mit dem Rücken abgeschirmt! Trotzdem“, schloss er grinsend, „war das Ganze nicht umsonst.“

„Nein?“

„Du hast mir berichtet, dass Lyonel Dissinger klare Distanz zu der Süßen hält, richtig?“

„Das hat er gesagt. Ich hab’s nur wiederholt, aber nicht geglaubt.“

„Was Dissinger gesagt hat, war’n Haufen Blech. Ehe er die Wanze aus dem Fenster schmiss, hat er Jill geduzt. Und sie ihn“, sagte Wilkie.

Bount spitzte die Lippen, sah aber nicht sonderlich überrascht aus. Er warf den Revolver in Wilkies zugreifende Hände. „Noch eine Kanone aus der Sammlung Skormansky“, sagte er. „Leg' sie zu der anderen in den Safe.“

„Was ist passiert?“, fragte June. Ihre Stimme klang besorgt. Das war nicht verwunderlich. Sie hatte genug von dem Cobelli-Mob gehört und wusste, wozu er imstande war.

„Skormansky kann einfach nicht verwinden, dass ich ihn in seinem trauten Heim auf die Matte gelegt habe“, sagte Bount. „Das will er mir heimzahlen. Aber natürlich sind bei ihm noch ein paar andere Überlegungen im Spiel. Er will mich abhängen. Er will erreichen, dass ich aus lauter Angst oder Respekt vor seinem Schlägertrupp aufhöre, in der Ronny-Geschichte herumzustochern. Er wird sich damit abfinden müssen, dass ich nicht eher locker lasse, bis der Fall geklärt ist.“

„Das klingt sehr hübsch und imponierend, geradezu mannhaft“, meinte June bitter, „aber ich kann nicht sagen, dass es klug ist. Dass dein Job voller Risiken steckt, liegt in der Natur der Sache, wir alle akzeptieren das. Aber ein kleiner Privatkrieg mit Einzelgängern lässt sich nicht mit dem vergleichen, was du jetzt herausforderst. Ich brauche dir nicht zu erklären, wie dabei das Kräfteverhältnis beschaffen ist.“

„Es geschieht nicht zum ersten Male, dass ich mich mit solch einem Verein anlege.“

„Das kann und muss nicht immer gutgehen. Skormansky ist nahezu unverwundbar. Selbst wenn es dir gelänge, ihn auszuschalten, hast du damit noch nicht Cobelli lahmgelegt. Viele Hunde sind des Hasen Tod, Bount.“

„Ich mag diese alten Sprüche. Sie treffen allemal den Kern eines Problems“, sagte Bount. „Nur kann ich dieses Mal nicht kneifen. Wenn ich es täte, könnte ich nicht mehr in den Spiegel blicken. Willst du mich im Ernst um dieses Vergnügen bringen?“

June lächelte schon wieder. „Das wäre herzlos, einfach nicht auszudenken. Ich mach’ dir einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn du Wilkie und mich aktiv einschaltest? Das würde dir die Arbeit erleichtern und das Risiko verteilen.“

„Es gibt ein paar Risiken, die ich lieber allein trage. Der Fall Ronny gehört dazu.“

„Niemand bezahlt dich dafür“, klagte June.

„Du vergisst Jill Lark.“

„Die tausend Dollar habe ich abgeschrieben. Das Mädchen hat doch Dreck am Stecken. Du wirst ihr das Geld wiedergeben, davon bin ich überzeugt.“

„Du bist ein kluges Mädchen, June“, sagte Bount lächelnd, trat an June heran und küsste sie auf die Stirn.

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

Подняться наверх