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Etwa eine Stunde später tauchte Charles, der Butler auf, um Sally zum Diner zu bitten.

"Hat sich Mrs Carson etwas erholt?", erkundigte sich Sally.

Charles nickte.

"Ja. Sie hat etwas geschlafen und fühlt sich jetzt besser."

"Das freut mich."

Als der Butler sie dann ins Esszimmer führte, erlebte sie eine freudige Überraschung. Am Tisch saß nämlich niemand anderes als David, der sie mit einem freundlichen Lächeln empfing.

"Sally!" Er stand auf und ging ihr entgegen.

"Ich freue mich, dich zu sehen David!"

"Ich bin schon etwas länger hier, aber man sagte mir, dass ich unmöglich zu dir könnte."

"Warum das denn?"

"Du wärst bei der Arbeit und dürftest nicht gestört werden! Strengste Anordnung von Tante Dorothy, der unbedingt Folge zu leisten ist!" Er lachte und auch über Sallys Gesicht huschte ein Lächeln. Er nahm sie kurz in den Arm und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Sie nahm seine Hand und ihre Blicke trafen sich. In all dieser Düsternis schien er der einzige zu sein, der etwas Fröhlichkeit und Leichtigkeit verkörperte. Obwohl er den Namen Carson trug, so wirkte er doch wie ein Fremdkörper inmitten dieses düsteren Hauses. Jedenfalls hatte er nichts von der Art seiner Tante und das beruhigte Sally. David sah sie an und runzelte dann die Stirn.

"Du siehst recht geschafft aus, Sally. Der erste Tag hier scheint dich ja ziemlich mitgenommen zu haben."

Sie nickte. "Das kann man wohl sagen...", murmelte sie.

Eigentlich hatte sie gar nicht davon anfangen wollen, aber nun war es ihr einmal über die Lippen gegangen.

"Was ist passiert?"

"Naja, erst hatte ich eine Autopanne und dann fühlte ich mich unvermittelt in Hitchcocks 'Die Vögel' hineinversetzt, als plötzlich ein ganzer Schwarm Krähen angriff, der sich dann glücklicherweise mit einem Lamm begnügt hat. Für den ersten Tag reicht das vollkommen an Aufregung..."

Sally hörte auf zu sprechen, als sie die Tür knarren hörte.

Dorothy war eingetreten. Wie viel die alte Dame von dem Gespräch mit angehört hatte, war schwer zu sagen. Jedenfalls ruhte ihr falkenhafter, von Angst und Misstrauen geprägter Blick in diesem Moment auf David. Der junge Mann schien sich in seiner Haut sichtlich unwohl zu fühlen.

"Wie ich sehe, kennt ihr beiden euch ja bereits", sagte sie mit einem unangenehmen Unterton.

"Ja, ich habe Miss Rogers im Büro von Jackson & Graves kennengelernt..."

Dann, nach einer unbehaglich langen Pause wandte sich Dorothy an Sally. "Ich möchte Sie gerne nach dem Diner unter vier Augen sprechen, Miss Rogers."

"Sicher, wenn Sie meinen."

"Es ist sehr wichtig."

Ihr Blick schien Sally dabei fast zu durchbohren.

"Weißt du, meine Tante traut mir nicht über den Weg, Sally", kommentierte David etwas flapsig. Aber Dorothy fand das keineswegs witzig und so erntete ihr Neffe dafür nur einen tadelnden Blick.

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

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