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„Das hätte ins Auge gehen können“, meinte Toby Rogers und setzte sich zu Bount ans Bett. „Schlimm?“

„Nur eine Fleischwunde. Ich begreife nicht, warum sie das nicht ambulant behandelt haben“, knurrte Bount. „Morgen will ich hier ’raus.“

„Wen haben sie treffen wollen, dich oder Dissinger?“, fragte Toby Rogers.

„Das musst du den Schützen fragen.“

„Er ist getürmt. Keine heiße Spur“, sagte Toby Rogers. „Kannst du mir auf die Sprünge helfen?“

„Jill Lark könnte daran interessiert gewesen sein, dass Lyonel Dissinger aus dem Verkehr gezogen wird“, sagte Bount.

„Sie hat ein astreines Alibi. Zur Tatzeit war Abendvisite. Der Arzt war bei ihr.“

„Dann muss ich passen.“

„Ich habe Neuigkeiten für dich. Wir wissen jetzt, wer sich hinter dem Namen Nikolaus Gringer verborgen hat. Es war ein Mann namens Ronald Tackers.“

„Oh“, sagte Bount.

„Du scheinst nicht sonderlich interessiert zu sein.“

„Das scheint nur so. Was weißt du über ihn?“

„Er stammt aus Chicago. Er hat dort in einer Firma gearbeitet, die Toby Zanutti gehört.“

„Ich weiß“, sagte Bount.

Der Captain riss die Augen auf. „Wenn das stimmt, hast du deine Informationspflicht verletzt. Warum hast du mich nicht verständigt?“

„Ich habe den Hinweis von Cobelli erhalten und brauche dir nicht zu sagen, dass ich an meine Schweigepflicht gebunden war“, sagte Bount.

„Cobelli? Was hast du mit diesem Aasgeier zu schaffen?“, fragte Toby Rogers.

„Er betrachtet sich als Zanuttis Freund und ist daran interessiert, das Geld aufzutreiben, das Tackers angeblich nach New York gebracht hat. Ich soll Cobelli bei der Suche behilflich sein.“

„Seit wann hilfst du diesen Gangstern?“

„Ich helfe vor allem mir selbst.“

„Das tut jeder Dieb und Gauner“, knurrte Toby Rogers. „Du enttäuscht mich, Bount.“

„Cobelli zufolge handelt es sich um legal erworbene Gelder“, sagte Bount. „Wenn das zutrifft, besteht für mich kein Anlass, den Unnahbaren zu spielen. Wenn Cobelli mich belogen haben sollte, wird er dafür geradestehen müssen. Dann lasse ich ihn hochgehen. Ich sorge jedenfalls dafür, dass der Fiskus von dem Geld erfährt. So gesehen tue ich sogar ein gutes Werk.“

„Noch hast du die Mäuse nicht.“

„Cobelli hat übrigens eine interessante Theorie entwickelt, die Hugo Leicester und den Tod von Don ,Blacky‘ Keller betrifft“, sagte Bount und berichtete, was der Syndikatsboss ihm auseinandergesetzt hatte.

„Glaubst du den Schmus?“, fragte der Captain. „Das hat Cobelli dir doch bloß erzählt, um sein Syndikat aus der Schusslinie zu holen.“

„Kann sein, kann auch nicht sein. Die Hypothese wirkt stichhaltig.“

„Wie und wo kommen dabei Oliver Carr, Jill Lark und Lyonel Dissinger ins Spiel, und wer war der Unbekannte, der auf euch geschossen hat?“, fragte Toby Rogers.

„Ich habe mir darüber schon ein paar Gedanken gemacht. Ich bin dicht dran, glaube ich.“

„Du warst gestern dicht am Tod, wenn ich dich daran erinnern darf“, sagte der Captain. „Der Anschlag könnte sich leicht wiederholen.“ Er erhob sich. „Halte mich auf dem Laufenden, alter Junge. Ach, noch eins Jill Lark soll morgen aus dem Hospital entlassen werden.“

„Ich freue mich, sie wiederzusehen“, sagte Bount. „Ich habe nun mal ’ne Schwäche für aggressive Blondinen.“

„Die Männer, die bislang eine Schwäche für Jill zeigten, sind inzwischen so steif und starr wie Bretter“, warnte der Captain. „Vergiss das nicht.“

„Ich denke daran“, versprach Bount.

Er wurde noch am gleichen Abend entlassen. Der Verband an seiner rechten Schulter war nicht sonderlich groß, aber lästig. Bounts Kräfte waren gleichsam gefesselt. Er konnte sich weder auf einen Faustkampf noch auf andere körperliche Auseinandersetzungen einlassen. Um dieses Manko auszubügeln, führte er nach langer Zeit wieder einmal seinen Smith & Wesson im Schulterholster spazieren.

Er fuhr gegen Mittag zu Jill Lark und traf das Mädchen in ihrer Wohnung an. Jill hatte sich ein Kopftuch umgebunden. Als sie die Tür öffnete, hielt sie ein Staubtuch in der Hand. „Sie stören“, sagte sie.

„Ich bewundere Sie.“

„Darauf kann ich verzichten.“

„Sie werden aus dem Krankenhaus entlassen und bringen Ihre Bleibe in Schuss, als sei nichts geschehen. Wissen Sie, was ich daraus schließe? Dass Sie keinen Grund haben, sich vor jemand zu fürchten. Weder vor einem Giftmischer, noch vor dem Typ, der auf Ihren Freund Lyonel und mich geschossen hat.“

Jill musterte ihn aus kalten wütenden Augen. „Okay“, sagte sie. „Kommen Sie herein. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Mehr nicht.“

Bount folgte dem Mädchen ins Wohnzimmer. Dort erinnerte kaum noch etwas an die Unordnung vom Vorabend. „Sie haben gute Arbeit geleistet“, lobte Bount.

Jill legte das Staubtuch aus der Hand, zündete sich eine Zigarette an und sagte: „Ich bin für Ordnung. Das halte ich in der Firma so, und auch zu Hause.“

„Sehr löblich“, sagte Bount, „Haben Sie Anzeige wegen des Einbruchs erstattet?“

„Nein. Ich will Ihnen erklären, warum. Jemand will mich töten. Oder auch nur erschrecken. Sie wissen, dass es Oliver Carr erwischt hat. Und Nick Gringer. Ich war mit ihnen befreundet, genau wie mit Lyonel. Jetzt hat es auch ihn getroffen. Ich kann aus all dem nur schließen, dass es jemand gibt, der es nicht ertragen kann, dass ich anderen meine Gunst schenke. Das Ganze ist eine Serie von Verbrechen, die auf Eifersucht beruhen. Ich werde aus New York verschwinden. Ich werde mich diesem Wahnsinnigen entziehen. Das ist das Beste für mich, glaube ich. Ich wäre einfach nicht in der Lage, mir hier einen neuen Freund zuzulegen. Schließlich müsste ich befürchten, dass der Ärmste schon morgen vergiftet oder erschossen wird ...“

Sie machte eine Pause, ihr schien die Luft ausgegangen zu sein.

„Das war eine eindrucksvolle Rede“, sagte Bount.

„Ich habe sie nicht gehalten, um Ihren Beifall zu finden“, erklärte Jill Lark gereizt. „Ich versuche nur, Ihnen die Augen zu öffnen.“

„Ich weiß inzwischen ein paar Kleinigkeiten, die Ihr Augenmerk verdienen“, sagte Bount. „Nikolaus Gringer hieß in Wahrheit Ronald Tackers und ist mit sieben Millionen Dollar aus Chicago getürmt.“

„Das habe ich nicht gewusst“, murmelte Jill Lark.

„Wenn ich den Leuten, die das Geld vermissen, mitteilte, wer mit Ronald Tackers befreundet war, könnte das für Sie sehr unangenehme Folgen haben“, sagte Bount.

„Das klingt wie eine Drohung.“

„Sie dürfen es gern so auffassen,“

Jill Lark nahm ihr Kopftuch ab und schüttelte ihr Haar zurecht. Sie blickte Bount an und fragte mit sanfter, ein wenig klagender Stimme: „Warum hassen Sie mich?“

„Da sind Sie auf dem Holzweg. Ich hasse keine Menschen. Ich hasse allenfalls das Verbrechen. Was nun Sie angeht, Jill, so habe ich eine Theorie entwickelt, die mich erschreckt. Es fällt mir nämlich schwer, Sie für das wohl skrupelloseste weibliche Wesen zu halten, dem ich jemals begegnet bin, aber die Fülle der Fakten, mit denen Sie mich konfrontieren, lässt keine andere Schlussfolgerung zu.“

„Ich pfeife auf Ihre Folgerungen“, sagte Jill scharf. „Ich bin nicht Täter, sondern Opfer. Das dürfte mein unfreiwilliger Krankenhausaufenthalt bewiesen haben. Ich liefere Ihnen eine schlüssige Hypothese zum Tod von Gringer, Carr und Dissinger, aber Sie glauben mir nicht und ziehen es vor, mir die Schuld an den Geschehnissen zu geben. Lieber Himmel, sehe ich denn aus wie ein Monster?“

„Sie sehen reizvoll aus. Sexy, wenn Sie den Ausdruck erlauben aber ich gehöre nicht zu denen, die sich von schillernden Äußerlichkeiten den Blick trüben lassen.“

„Also gut“, seufzte Jill Lark. „Erläutern Sie mir Ihre Theorie.“

„Sie sehen blendend aus. Die Männer sind scharf auf Sie“, sagte Bount, „Ronald Tackers war es. Oliver Carr war es. Und Lyonel Dissinger war es. Es hat sicherlich noch ein paar Dutzend andere gegeben, aber die sind für unsere wahre Geschichte nicht wichtig. Okay, vermutlich war Ronald Tackers für Sie nicht mehr als ein Mann, mit dem man ausgehen konnte, zunächst jedenfalls. Als Sie entdeckten, was mit ihm los war, wurde er für sie zum Objekt. Sie töteten ihn, um sich die gestohlenen sieben Millionen Dollar unter den Nagel reißen zu können.“

„Sieben Millionen Dollar! Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, murmelte Jill Lark.

„Sie wissen es verdammt genau“, widersprach Bount. „Dann war da die Sache mit Oliver Carr. Er war ein guter Freund für Sie gewesen, nehme ich an, ein brauchbarer Liebhaber, aber plötzlich benötigten Sie ihn nicht mehr. Nicht als siebenfache Millionärin. Da stellten Sie begreiflicherweise andere Ansprüche. Es ist verständlich, dass Carr nicht bereit war, sich ohne weiteres abschütteln zu lassen. Möglicherweise hatte er auch von Ihrer Beute Wind bekommen und musste deshalb ausgeschaltet werden. Jedenfalls gaben Sie ihm dasselbe Gift zu kosten, das schon Tackers erledigt hatte. Nun blieb noch Dissinger. Bei dem mussten Sie behutsamer vorgehen. Inzwischen war ich ja aufgetaucht, und auch die Polizei drohte Ihnen ins Handwerk zu pfuschen. Um mich und meine beamteten Kollegen hinters Licht zu führen, kamen Sie auf die Idee, sich selbst zu vergiften. Die exakt berechnete Dosis hatte den gewünschten Effekt. Sie kamen ins Krankenhaus, aber nicht ins Jenseits.“

„Ihre blühende Phantasie verdient Bewunderung“, spottete Jill Lark.

„Sie können mich korrigieren, wenn Sie mit mir durchgeht“, sagte Bount. „Wie schon erwähnt stand Ihnen nur noch Dissinger im Wege. Ein weiterer Giftmord schied aus. Sie schickten Dissinger unter einem Vorwand in Ihre Wohnung. Auf der Straße erwartete den Finanzdirektor ein bezahlter Killer. Er schlug zu, als der Arzt im Krankenhaus Visite machte und Ihnen damit ein hieb und stichfestes Alibi lieferte.“

„Ich habe eine Überraschung für Sie“, sagte Jill Lark.

„Ich höre.“

„Oliver Carr wollte mich dazu bringen, meinen Chef umzubringen. Vergiften, um genau zu sein. Ich habe nicht mitgemacht. Im Gegenteil, ich habe Olivers Plan durchkreuzt, indem ich Lyonel mitteilte, was ihm drohte.“

„Mit dieser Mitteilung setzen Sie neue Akzente“, erklärte Bount.

„Ich sage die Wahrheit. Wie Sie wissen, sollte Oliver wegen seiner Veruntreuungen von der Firma entlassen werden. Ich wusste das von Lyonel, und Oliver erfuhr es von mir. Um seiner Entlassung zuvorzukommen, kam Oliver auf die Idee, seinen Widersacher auszuschalten. Ich sollte die Cyanidlösung in Dissingers Kaffee kippen. Ich lehnte das ab. Daraufhin hat Oliver es selbst getan. Nur hat Dissinger den Kaffee nicht getrunken, weil er von mir gewarnt worden war.“

„Interessant. Und Sie saugen sich das nicht aus den Fingern?“, fragte Bount.

„Es ist die Wahrheit“, wiederholte Jill Lark. Sie war sehr blass, aber ihre Stimme war fest und entschlossen. Es schien, als sei sie froh, sich von einer schweren Gewissenslast befreit zu haben.

„Setzen wir einmal voraus, Ihre Angaben stimmten“, meinte Bount. „Dann muss ich annehmen, dass Dissinger den Spieß umkehrte und seinerseits Carr vergiftete.“

„Genau so war es. Lyonel hat Olivers Bier vergiftet“, gab Jill zu, „Für Lyonel war es ein Fall von Notwehr.“

„Es war Mord.“

„Welchen Sinn hat es, darüber zu rechten? Jetzt sind beide tot.“

„Damit ist das Verbrechen nicht aus der Welt geschafft“, sagte Bount. „Warum haben Sie Dissinger nicht daran gehindert, zu töten?“

„Ich habe es versucht“, behauptete Jill Lark. „Es war zwecklos. In gewisser Hinsicht kann ich verstehen, wie ihm zumute war. Lyonel hatte Angst vor Oliver, und diese Angst war mehr als berechtigt. Es ist einfach so, dass der Stärkere von beiden gewonnen hat. Oder sehen Sie das anders?“

„Warum haben Sie der Polizei verschwiegen, was Sie wissen?“, fragte Bount.

„Ehe es zu dem Mord kam, wollte ich nicht glauben, dass Lyonel Ernst machen könnte, und als es passiert war, hing ich mit drin, denn ich hatte Lyonel den entscheidenden Tipp gegeben. Niemand kann von mir erwarten, dass ich mich selbst bloßstelle. Was ich Ihnen jetzt sage, ist gleichsam für den internen Gebrauch bestimmt. Ich werde es der Polizei gegenüber weder wiederholen noch zugeben. Außerdem wollte ich nicht in Verbindung mit Nikolaus Gringers Tod gebracht werden. Ich habe zu keinem Zeitpunkt gewusst, dass er einen falschen Namen trug und in Wahrheit Ronald Tackers hieß.“

„Das soll ich Ihnen glauben?“

„Mir ist es egal, was Sie von meinen Worten halten. Jedenfalls steht fest, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was aus Nicks Geld geworden ist.“

„Finden Sie es nicht merkwürdig, dass Ronny Tackers das Opfer einer Cyanidvergiftung wurde, genau wie Oliver Carr?“, fragte Bount.

„Was ist daran so merkwürdig? Ich habe gelesen, dass es sich bei dem Zeug um ein wirkungsvolles und nicht ungebräuchliches Gift handelt“

„Sie kannten Oliver. Er forderte und erwartete von Ihnen, dass Sie Dissinger abservieren. Ich vermute, dass Carr Ihnen bei dieser Gelegenheit die Zusammensetzung des Giftes erläuterte, dass Sie durch ihn wussten, wie es zu beschaffen ist. Diese Umstände kamen Ihnen entgegen, als Sie sich entschlossen, Ronny Tackers aus dem Wege zu räumen.“

„Jetzt versuchen Sie einmal klar und logisch zu denken“, erregte sich Jill Lark. „Setzen wir einmal den Fall, ich hätte gewusst, wie viel Geld Nick gehörte. Wäre es da für mich nicht am einfachsten gewesen, den Geldkoffer zu schnappen und mich damit aus dem Staube zu machen? Ich habe keine festen Bindungen in New York, und mit sieben Millionen lässt sich in jeder Stadt der Erde ein neues Leben beginnen.“

„Das klingt einleuchtend und wirft die Frage auf, weshalb Sie nicht diesen Weg gegangen sind“, meinte Bount. „Ich weiß darauf nur eine Antwort. Sie hatten Angst, von Tackers gejagt zu werden. Wenn Sie mit dem Geld verschwunden wären, hätte der Diebstahl in Mafiakreisen schnell die Runde gemacht. Es wäre bekannt geworden, wer mit dem Geld getürmt ist. Sie vergifteten Ronny Tackers in dem guten Glauben, dass niemand dahinter kommen würde, wer den Mord begangen und das Geld gestohlen hatte.“

„Das sind doch nur Hypothesen“, sagte Jill Lark ärgerlich und stand auf. „Ich habe Ihnen zehn Minuten gegeben. Die sind längst um. Hauen Sie ab, los, ich kann Ihre Visage nicht mehr ertragen.“

Bount erhob sich, „Wir sprechen uns noch“, sagte er. „Guten Tag.“

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

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