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"Möchten Sie Zucker in Ihren Tee?", fragte der Butler. Er und Mrs Carson waren fast gleichzeitig eingetreten und Sally hatte es gerade noch geschafft, sich wieder auf ihren Platz zu setzen.

"Gerne", beeilte sie sich.

Mrs Dorothy Carson stand derweil etwas abseits. Sally schätzte sie auf Mitte sechzig. Ihr Haar war grau und ebenso ihre Augen. Sie bedachte Sally mit einem falkenhaften Blick, der deutliches Misstrauen ausdrückte. Die ganze Zeit über rieb sie die Handflächen aneinander.

"Lassen Sie uns bitte allein, Charles", sagte sie dann etwas ungeduldig zu ihrem Butler. Dieser nickte und und verschwand diskret und leise durch die Tür.

Dorothy Carson setzte sich nicht und Sally fühlte sich ziemlich unbehaglich. "Sie sind also Miss Rogers... Mein Neffe hat Sie mir schon angekündigt."

Sie ging ein Stück auf und ab.

"Sie wollen Ihre Bibliothek veräußern", sagte Sally, um überhaupt ein Gespräch anzufangen. Denn Dorothys Blick war inzwischen auf das große Bildnis des verstorbenen Arthur Carson gefallen. Sie stand in sich versunken da und rührte sich nicht.

"Ja", murmelte sie tonlos. "Sehen Sie zu, dass Sie mit Ihrer Arbeit schnell fertig werden."

"Ich werde mir Mühe geben."

Sie wandte sich herum. Ihr Blick hatte etwas Angstvolles, Gehetztes. "Entschuldigen Sie, ich wollte nicht ungastlich sein, aber ich brauche dringend etwas Geld. Deswegen wäre ich Ihnen dankbar, wenn die ganze Sache schnell über die Bühne gehen würde."

"Ganz so schnell wird es vielleicht nicht gehen", sagte Sally ganz offen. "Ich sage Ihnen das aus Erfahrung. Unsere Branche ist nicht halb so hektisch wie es in anderen Bereichen zugeht. Und bis wir einen Käufer gefunden haben, kann es etwas dauern. Schließlich wollen Sie die Bücher ja sicher nicht unter Wert weggeben..."

"Nein", sagte Dorothy leise.

Sally trank ihren Tee aus.

Ein unangenehmes Schweigen entstand. Dann sagte Dorothy: "Sie werden sich vielleicht wundern, weshalb eine Frau wie ich in Geldschwierigkeiten ist..."

"Es geht mich nichts an, aus welchen Motiven Sie die Bücher verkaufen wollen, Mrs Carson."

Ein mattes Lächeln ging über ihr Gesicht. "Wie Sie sicher wissen, hat mein Mann einst Carson Industries gegründet und natürlich denkt alle Welt, dass ich im Geld schwimme. Aber das ist nicht der Fall. Jedenfalls nicht so, wie sich die Leute das vorstellen... Es ist nicht schön, wenn man umgeben ist von Menschen, die nur darauf warten, dass man stirbt und ihnen etwas hinterlässt... Lassen Sie sich das gesagt sein, junge Frau! Möchten Sie noch Tee?"

"Nein, danke", sagte Sally und erhob sich. "Am besten Sie zeigen mir jetzt die Büchersammlung."

"Es wird Ihnen nicht gefallen, was Sie zu sehen bekommen. Die Sammlung ist in keinem guten Zustand und teilweise noch in Kisten verpackt. Sie war eigentlich im Westflügel untergebracht und jetzt liegt sie auf der anderen Hausseite... Kommen Sie!"

Sally folgte ihrer Gastgeberin durch langgezogene Flure, deren Fußböden an manchen Stellen knarrten.

Es war ein weitläufiges Haus und Mrs Carson ging nicht sehr schnell. So brauchten sie eine ganze Weile, bis sie endlich jene Räume erreicht hatten, in denen die Bibliothek untergebracht war. Abgestellt, das war das richtige Wort dafür.

Ein Teil der Bände war in Bücherregalen untergebracht, der Rest in Kisten verpackt. Die Vorhänge waren zugezogen und über allem lag eine dicke, grauweiße Staubschicht...

"Ich gebe gerne zu, dass ich nie einen Sinn für diese alten Bücher hatte", sagte Dorothy. "Ein Teil stammt aus altem Familienbesitz der Seite meiner Mutter. Den Rest hat Arthur dazugekauft. Die Sammlung war sein ein und alles, aber er ist einverstanden. Er hat es gesagt..."

Die letzten Worte murmelte sie mehr oder minder nur für sich selbst daher. Erst als sie Sallys erstaunten Blick sah, schien sie zu begreifen, was sie da gesagt hatte.

Ihr Lächeln wirkte fast etwas verlegen, aber in ihren Augen war nun ein freudiger Glanz. Ihr Mann musste ihr sehr viel bedeutet haben, wurde es Sally klar.

"Wundern Sie sich nicht über das Gerede einer alten Frau", sagte sie. "Aber wissen Sie, ich kann einfach nicht glauben, dass das, was Arthurs Persönlichkeit ausgemacht hat, nicht mehr existiert...

"Ich habe gehört, dass Ihr Mann bei einem Reitunfall ums Leben kam..." sagte Sally vorsichtig.

"Ja, sein Körper mag tot sein. Aber ist das alles, was einen Menschen ausmacht? Was wissen wir schon darüber? Was ist mit dem Teil seiner Persönlichkeit, der vielleicht losgelöst vom Körper existieren kann? Nennen Sie es seine Seele oder seinen Geist." Ihr leuchtender Blick schien jetzt ins Nichts zu blicken. "Ich habe mich lange mit diesen Fragen beschäftigt, Miss Rogers. Aber Sie sind zu jung dafür, als dass Sie so etwas interessieren könnte."

"Nun, ich..."

"Sie glauben, dass Sie dem Tod noch so fern sind, deshalb können Sie die Frage, ob es ein Danach gibt bei Seite schieben. Aber seit mein Mann umkam und so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, denke ich an nichts anderes mehr..."

Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zur Seite. Das Licht wirkte grell und der Luftzug, der durch die Bewegung der Vorhänge entstand, wirbelte Staub auf.

Sally musste niesen.

Dann öffnete sie beiläufig einen der Kartons und griff nach einem der Bücher.

Es war eine Erstausgabe von Charles Dickens' Oliver Twist.

Und dazu noch eine, die gut erhalten war. Allein für diesen Band konnte man auf Versteigerungen unter Umständen mehrere tausend Pfund erreichen.

Dorothy deutete auf eine Tür und sagte dann: "In den beiden Nachbarräumen ist der Rest der Sammlung, Miss Rogers."

"Ich werde schon zurechtkommen."

"Davon bin ich überzeugt."

Dorothy öffnete die Tür zum Nachbarraum und einmal schien ein frischer Luftzug von dort hereinzublasen. "Was ist denn hier los?", hörte Sally die Stimme der alten Dame, die inzwischen den Raum betreten hatte.

Ein Geräusch ließ Sally aufhorchen.

Es klang wie Flügelschlag.

Im nächsten Moment ertönte ein Schrei des puren Entsetzens.

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

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