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Es war Montag Nachmittag, als Sally zum Landsitz von Dorothy Carson aufbrach. Sie hatte die Wegbeschreibung von David dabei und orientierte sich daran. Solange sie sich auf den gut ausgebauten Hauptstraßen befand, war das keine Schwierigkeit.

Aber dann kamen immer kleinere Straßen und schließlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie noch dem richtigen Weg war.

Die Straße, die sie fuhr kaum mehr als ein asphaltierter Feldweg. Und wenn ihr ein Fahrzeug entgegenkommen würde, so musste einer von beiden in den morastigen Rand hineinfahren.

Aber im Augenblick waren weit und breit keinerlei Fahrzeuge zu sehen. Die Landschaft wurde durch sanfte, grasbewachsene Hügel bestimmt, dazwischen immer wieder kleinere Wäldchen und ab und zu ein Haus oder Gehöft. Auf den Wiesen weideten Rinder und Schafe. Die gute Mrs Carson schien in der Tat äußerst zurückgezogen zu leben. Sally konnte es sich kaum vorstellen, für längere Zeit in einer solchen Umgebung zu leben. Sie brauchte das pulsierende Leben einer größeren Stadt. Und schon ihr Wechsel von London in das vergleichbar provinzielle Southampton war ihr nicht leichtgefallen. Sie sah auf die Uhr. Halb drei. Der Landkarte nach, die Sally ebenfalls dabei hatte, konnte es nicht mehr weit bis zum Landsitz der Carsons sein. Allenfalls noch ein paar Meilen. Aber auf diesen schmalen Wegen kam man nicht sonderlich schnell voran, so dass es kaum abzuschätzen war, wie lange sie noch brauchen würde. Sally war müde. Das fehlende Wochenende und der Trip nach Schottland steckten ihr noch in den Knochen. Aber der Gedanke daran, auf Carson Manor vielleicht David wiederzusehen, hielt ihre Lebensgeister wach.

David...

Immer wieder kreisten ihre Gedanken um diesen sympathischen jungen Mann. Sein Gesicht stand vor ihrem inneren Auge, im Traum hörte sie seine angenehm und ruhig klingende Stimme...

Scheint ganz so, als hättest du dich ernsthaft verliebt!, sagte sie zu sich selbst, obgleich sie etwas zögerte, sich das selbst einzugestehen. In den letzten Jahren hatte sie für ihr Privatleben nicht viel Zeit gehabt, sondern ihre ganze Kraft darauf verwandt, es in ihrem Beruf zu etwas zu bringen. Und dieser Beruf, der Umgang mit alten Büchern und Möbeln, faszinierte sie auch heute noch wie am ersten Tag. Ein Geräusch von unangenehmem Klang riss Sally aus ihren Gedanken. Das Geräusch kam vom Motor ihres Sportcoupes. Dann puffte es mehrfach und und sie merkte im nächsten Moment, wie der Wagen langsamer wurde. Der Motor ging aus. Sally konnte das Coupe gerade noch an den Straßenrand lenken. Schließlich war ja nicht gänzlich auszuschließen, dass hier doch mal jemand vorbeifuhr... Sally atmete tief durch. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Eine Wagenpanne...

Sie war eine begabte junge Frau, die stets zu den besten ihres Jahrgangs gehört hatte - aber von Autos verstand sie kaum etwas. Es genügte ihr, auf das Gaspedal zu treten und einigermaßen sicher sein zu können, dass sich das Gefährt dann vorwärts bewegte. Mehr verlangte sie von einem Auto nicht.

Sie schaute auf die Tankanzeige, ob sie vielleicht keinen Treibstoff mehr hatte. Aber daran konnte es nicht liegen, dass sie jetzt in dieser Einöde gestrandet war.

"So ein Mist!", schimpfte sie, jegliche Contenance vergessend. Aber hier konnte sie ja niemand hören. Keiner ihrer vornehmen Kunden war in Hörweite...

Sally stieg aus und öffnete die Motorhaube.

Aber das brachte ihr auch keine neuen Erkenntnisse. Der Motor, das war für sie ein einziges, unübersichtliches Durcheinander. Was da möglicherweise nicht stimmte, konnte sie nicht sehen. Bis ich hier wegkomme, kann eine Ewigkeit vergehen, wurde es ihr klar. Sie ging wieder zur Wagentür, langte auf den Beifahrersitz und nahm ihre Handtasche. Sie holte ein Funktelefon aus der Tasche heraus. Das hatte sie immer bei sich, denn sie musste ständig erreichbar sein. Erst rief sie die Auskunft an und erkundigte sich nach der Nummer des nächsten Abschleppdienstes. Als sie dann den Mechaniker der nächsten Werkstatt am Apparat hatte, hatte Sally einige Mühe ihm zu erklären, wo sie sich befand. Und selbst, als der Mann am anderen Ende der Leitung schließlich ein launiges "Ich verstehe!", von sich gab, war sie sich keineswegs hundertprozentig sicher, ob er sie wirklich verstanden hatte.

"Kommen Sie bitte schnell", sagte Sally. "Ich habe einen Termin und müsste eigentlich schon ganz woanders sein. Und außerdem..."

"Tut mir leid, Miss..."

"Rogers."

"Miss Rogers, wir haben im Augenblick mit einem Unfall auf der Schnellstraße zu tun. Es kann etwas dauern. Aber sobald wir einen Wagen frei haben, kommt jemand vorbei. In Ordnung?"

Sally atmete tief durch.

Welche Wahl hatte sie schon. Sollte sie vielleicht sagen, dass es nicht in Ordnung war?

"Gut", sagte sie also.

Die Aussicht darauf, hier noch ein, zwei Stunden festzusitzen freute sie überhaupt nicht. Sie versuchte bei Mrs Carson anzurufen, um ihre Verspätung anzukündigen. Und vielleicht konnte sie auch auch von dort jemand abholen. Auch wenn Mrs Carson, so wie David gesagt hatte, das Anwesen nicht verließ - vielleicht gab es Hausangestellte.

Oder David war dort. Aber sie bekam keinen Kontakt. Der Akku ihres Funktelefons meldete sich unmissverständlich mit einem Piepton zu Wort, der sogar den leichten Wind übertönte, der über die Hügel strich. Ein Unglück kam eben selten allein.

Ich hätte das Ding gestern wieder aufladen müssen!, wurde es Sally klar. Während ihrer Fahrt nach Schottland hatte sie viel telefonieren müssen. Kein Wunder, dass der Akku jetzt leer war. Sie konnte von Glück sagen, wenigstens den Abschleppdienst noch erreicht zu haben - denn zu Fuß über feuchte Kuhwiesen bis zum nächsten Hof zu laufen, das war nun wirklich nicht Sallys Fall. Sally zuckte die Achseln. Sieh es locker!, sagte sie zu sich selbst. Es war ja ohnehin offenbar nicht zu ändern. Warum sich also weiter darüber ärgern? Ein krächzender Schrei ließ sie kurz herumfahren. Es war eine einzelne Krähe, die da herangeflogen kam und im Gleitflug über sie hinwegschoss. Irgendwie hatte Sally für sich entschieden, dass sie diese Vögel nicht mochte... Sie setzte sich wieder ans Steuer ihres Wagens und lehnte sich zurück. Erst dachte sie daran, das Radio anzumachen, aber sie wollte am Ende nicht auch noch mit leerer Batterie dastehen. Also ließ sie es. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie wirklich war und hörte sich selbst Gähnen. Sie kurbelte das Fenster herunter und fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht.

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

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